The Protocol – Jeder Tod hat seinen Preis

Bei THE PROTOCOL – JEDER TOD HAT SEINEN PREIS handelt es sich um einen Thriller rund um die skrupellosen Machenschaften der Pharmaindustrie. Mit illegalen Menschenversuchen werden hier neue Medikamente an gesunden Leuten getestet, das Risiko der Nebenwirkungen gänzlich missachtet.

Raoul bekommt einen Anruf: sein Sohn Frank hatte einen tödlichen Autounfall. Für ihn bricht die Welt zusammen, und Unverständnis keimt in ihm auf: wie konnte Frank gerade dieser Strecke, die er in- und auswendig kannte, verunglücken? Selbst, wenn er eingeschlafen wäre, hätte er nicht auf diese Weise sterben dürfen.
Als er kurz darauf einen Anruf auf dem Handy seines Sohnes entgegennimmt, bekommt der Unfall eine völlig neue Bedeutung. Diane, eine Enthüllungsjournalistin, erzählt ihm, dass Frank an Medikamententests teilgenommen hat, um seine Migräne loszuwerden, die er seit der Scheidung der Eltern hatte.
Zunächst glaubt Raoul nicht an einen Zusammenhang zwischen den Medikamenten und Franks Tod, doch als er dann nach Hause kommt und seine Wohnung (insbesondere den Medikamentenschrank) verwüstet vorfindet, ahnt er, dass vielleicht doch etwas daran sein könnte. Er beginnt, den Testlabors und Pharmakonzernen auf den Zahn zu fühlen und gerät dadurch in tödliche Gefahr…

Zugegeben: mit Polit-Actionthrillern kann THE PROTOCOL es nicht im direkten Vergleich aufnehmen, dafür läuft der gesamte Film zu ruhig ab. Will man eine Referenz, einen ähnlichen Film nennen, dann fällt mir eigentlich eher spontan „Erin Brockowich“ ein. Nur, dass es nicht um eine Anwaltshelferin geht, die aus Selbstlosigkeit und Idealismus handelt, sondern um einen traumatisierten, verzweifelten Vater, der die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen will.

Es ist vor allem das überzeugende Charakterspiel von Hauptdarsteller Clovis Cornillac, das diesen Film zu etwas Besonderem macht. Marie-Josee Croze macht in der Rolle der fanatischen Aktivistin ebenfalls einen guten Job, hat allerdings nicht so viele Facetten zu zeigen wie Cornillac. Gerade der Umschwung von Alltag zu Schock, von Schock zu eine gespielt gefassten Fassade bis hin zur völligen Verzweiflung, Wut und Trauer macht die erste Viertelstunde bewegend und lässt uns schnell mit dem Protagonisten mitleiden.

Die Geschichte von THE PROTOCOL basiert auf einer Verschwörungstheorie, die wohl so ziemlich jeder schon einmal gehört hat: kann es sein, dass Krankheiten durch die Pharmaindustrie „entwickelt“ werden, damit sie uns anschließend ein Heilmittel dafür verkaufen können? Genau diese mögliche Realität ist es, die uns den Film mitfiebern lässt. Eine endgültige Antwort erhalten wir im Endeffekt selbstverständlich nicht, aber darauf kommt es auch gar nicht an. Der Zuschauer weiß in diesem Film immer nur genauso viel, wie Raoul es tut, und in dieser Unwissenheit schlummert die Neugier, wie es weiter geht, genau das also, was auch Raoul antreibt. Dieses Mittendrin-Gefühl ist es, welches einen bis zur letzten Sekunde mitfiebern lässt…
Wer allerdings bei dem Stichwort „Verschwörungsthriller“ an Filme wie die Bourne-Trilogie gedacht hat, wird ob der eher ruhigen Handlungsweise des Films eher enttäuscht sein!