HARPER´S ISLAND

13 Folgen, in sich abgeschlossen, spannend inszeniert: das ist HARPER´S ISLAND. Die Serie um eine Hochzeitsgesellschaft auf einer abgelegenen Insel, die sich mit jedem Tag durch eine Mordserie verringert, verfährt nach zehn-kleine-Negerlein-Prinzip, lässt uns aber bis zum Schluss im Unklaren, wer der Mörder ist, lediglich die Auswahl an potentiellen Kandidaten verringert sich stetig.

Es soll eigentlich eine idyllische Feier werden, die Trish Wellington und Henry Dunn zusammen mit Freunden und Familie verbringen wollen. Doch der Schein trügt: unter der Hochzeitsgesellschaft befindet sich ein Mörder, der es auf die anderen abgesehen hat. Tatmotiv? Fehlanzeige. Stehen die Geschehnisse mit der Vergangenheit der Insel in Verbindung? Sieben Jahre zuvor wütete hier der Serienkiller John Wakefield, und eines seiner Opfer war zudem die Mutter eines der Gäste. Ein Zufall? Zunächst scheint jeder potentiell verdächtig, und jeder scheint einiges an Dreck am Stecken mit sich zu führen, was als Motiv gelten könnte. Zunächst aber mal bleiben die ersten Morde völlig unbemerkt, bis dann Leiche Nummer 3 als erstes gefunden wird… Es stellt sich die Frage: bleiben und den Mörder finden, oder fliehen und in vermeintlicher Sicherheit sein?

Als erste Person stirbt Trish Wellingtons Cousin, den man allerdings auch nicht weiter kennen lernt. Während die Feiergesellschaft auf dem Boot, das sie zur Insel bringen soll, auf ihn wartet, befindet er sich bereits unter dem Boot angekettet, mit einem Sauerstoffgerät versehen, um nicht zu ersticken. Als das Boot abfährt, wird er in die Schiffschraube gesogen. Er soll bei weitem nicht der letzte bleiben, aber wie der Mordreigen weitergeht, soll aus Spoiling-Gründen nicht verraten werden. Die Machart der Serie erinnert schon stark an Teenie-Slasher der Marke „Scream“, „Düstere Legenden“ und „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“. Die meisten Personen, um die es geht, sind in genau diesem Alter, die Verhaltensweisen der Leute sind nicht immer in sich schlüssig und lassen in gewisser Weise das „das-war-ja-klar“-Feeling aufkommen. Natürlich muss die hübsche Blondine ein Schoßhündchen haben, natürlich gibt es einen „Goth-mäßigen“ Gruftie (nämlich Henrys Bruder), der sich nicht einmal zur Hochzeit zusammenreißen und den Normen entsprechend verhalten kann, und dass der Millionenschwere Brautvater nicht untätig mit ansieht, wie seine kleine Prinzessin den ehemaligen Bootsputzer heiraten will, war auch von vornherein klar.

Schauspielerisch machen die Leute ihre Sache wirklich gut, und angeblich sollen die jeweiligen Opfer auch erst am Drehtag erfahren haben, dass sie sterben werden. Keine schlechte Idee, denn so kann man zunächst sicherstellen, dass niemand mit einem gewissen Vorwissen versucht, etwas in seine Rolle zu interpretieren, und das Misstrauen den anderen gegenüber kann einfacher und glaubwürdiger gespielt werden.

HARPER’S ISLAND liefert Horror in Serie, ohne irgendwelche Monster, Dämonen, Vampire oder andere Geister einzubeziehen. Hier kann „ein ganz gewöhnlicher Mörder“ für Spannung sorgen, indem er nach und nach die Schauspieler der Hochzeitsgesellschaft und anderer Unbeteiligte von der Gehaltsliste streicht. Anfänglich muss die Geschichte erst einmal in Fahrt kommen, wird aber von Folge zu Folge besser, und irgendwann ist man dann voll dabei, mitzurätseln, wer denn nun der wirkliche Mörder ist. Fans der oben genannten Filme werden voll und ganz auf ihre Kosten kommen. Für eine Freigabe ab 16 sind manche Szenen schon relativ blutig, insgesamt sind dies aber nur kurze Schreckmomente, die nicht wirklich schockierend sind, es können also auch zart besaitete Gemüter durchaus einen Blick riskieren…