Eine selten beleuchtete, nicht ganz so einfache Thematik, die sich Regisseur Oliver Hirschbiegel („Der Untergang“) für seinen neuen Streifen FIVE MINUTES OF HEAVEN ausgesucht hat. Es geht um den Nordirland-Konflikt, dargestellt anhand zweier Personen, die auf gegenüberstehenden Seiten stehen und die eine schreckliche Vergangenheit verbindet. Viele Jahre, nachdem Alistair Jimmy umgebracht hat, soll er nun dessen jüngeren Bruder entgegentreten, und das vor laufender Kamera. Was das genau mit fünf Minuten Himmel zu tun hat, erfahrt ihr hier.
Alistair (Liam Neeson) hat als Jugendlicher den Bruder von Joe (James Nesbitt) umgebracht, weil dieser Katholik war und auf die Drohung, schnellstens woanders ein Zuhause zu finden, nicht reagiert hat. Im Gefängnis geläutert, versucht er nun, durch Öffentlichkeitsarbeit und in Selbsthilfegruppen sein Verbrechen aus der Vergangenheit wieder gut zu machen und andere davon abzuhalten, ähnliche Dinge zu tun. In einem vom Fernsehen organisierten Zusammentreffen der beiden sollen die Geschehnisse der Vergangenheit aufgearbeitet werden. Während Alistair nach Seelenfrieden sucht und der Möglichkeit, Joe dazu zu bringen, nicht mehr in der Vergangenheit zu leben, sondern sich dem hier und jetzt zu stellen, hegt Joe ganz andere Gedanken als Vergebung. In seinem Jackett ist ein Bajonett versteckt, und er wartet auf die Gelegenheit, Rache zu üben. Doch direkt vor dem Zusammentreffen übermannt ihn eine Panik, und weder aus der geplanten Rache einerseits, noch aus der erhofften Vergebung andererseits wird etwas…
Alistair versteht die Nervosität von Joe und versucht, abseits der Kamera mit ihm in Kontakt zu treten, obwohl ihm von einer Fernsehassistentin die Vermutung geäußert wurde, dass Joe ihm nach dem Leben trachtet!
Der Film lebt von der unterschiedlich motivierten Nervosität der beiden Hauptpersonen, perfekt gespielt von Liam Neeson und James Nesbitt. Hier knistert die Luft, auch ohne jegliche Special Effects oder ähnliches, ohne Actionsequenzen, ohne dramatische Hintergrundmusik. Wer so etwas erwartet oder verlangt, wird sich sehr schnell bei FIVE MINUTES OF HEAVEN langweilen, denn der Film ist insgesamt sehr ruhig angelegt. Selbst der Mord, der in den Anfangsszenen gezeigt wird, passiert nahezu ohne Action oder Drama, sondern eher wie eine „Paketlieferung“: hinfahren, tödliche Fracht abliefern, wegfahren… Hirschbiegel gelingt es hierbei, absolut parteilos zu berichten. Weder Alistair wirkt wirklich böse als Mörder, noch Joe als Racheengel. Für beide Parteien bringt man gleichermaßen Unverständnis für die Sache an sich, aber dennoch Mitgefühl entgegen…
Lediglich zum Schluss hin wird das Tempo noch einmal angezogen, dies ist allerdings für die Stimmigkeit des Films eher hinderlich, denn aus der bis dahin so enorm emotionalen Geschichte wird plötzlich ein Adrenalin-Kick.
Wer auf Charakterstudien steht, wird hier perfekt bedient. Der Nordirland-Konflikt wird hier allerdings eher als Szenario und Hintergrund verwendet, nicht als Action-Schauplatz, das muss man sich vor Augen halten.