Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt

SCOTT PILGRIM GEGEN DEN REST DER WELT ist eigentlich kein Film. Vielmehr stellt es eine Hommage an die Videospiel- und Comic-Generation dar. Hier wird alles, was man aus eben jenen „Hobbies“ (für manche vielleicht auch eher Lebenseinstellungen) lieb gewonnen hat, karikiert und aufs Korn genommen. Man bleibt dabei aber unglaublich versöhnlich und hat keinesfalls vor, auch nur eines der Elemente zu denunzieren, sondern hebt diese eher auf einen marmornen Sockel, ohne dabei aber darauf zu verzichten, mit einem Augenzwinkern darauf hinzuweisen, dass es ein Leben ausserhalb der Videospielewelt gibt!

Die Story passt insgesamt eigentlich auf eine halbe Din A4-Seite (stammt aber im übrigen von einer Comicvorlage): Scott Pilgrim, ein absolut durchschnittlicher Typ mit überdurchschnittlich hohem „Freundinnenverschleiß“ lernt das Mädchen Ramona kennen. Sie scheint die erste zu sein, die ihm auf Augenhöhe begegnet und wohl noch ein wenig mehr Freak ist als er selbst. Nicht nur, dass er seine gerade erst kennen gelernte deutlich jüngere Freundin ihretwegen verlassen muss, die Sache hat noch einen viel bedeutenderen Haken: Scott muss Ramonas sieben teuflische Ex-Freunde bezwingen, um mit ihr eine feste Beziehung führen zu können…

Bis zu diesem Zeitpunkt, wo der eigentliche Kern der Geschichte herauskommt, ist die Machart des Films schon urkomisch, setzt häufig Effekte ein, die wir aus Comics, Sitcoms oder Videospielen kennen, und zeigt schon durch den Lebensstil von Scott, an welche Generation sich der Film wenden soll. Von da an wird die Story aber sogar noch abstruser, denn wie in einem Prügelspiel tauchen nun nach und nach die sieben Exfreunde auf und werden in einer Art „Bossfight“ bezwungen, inkl. Spezialattacken und anschließendem Münzen einsammeln.
Wer hierüber nicht zumindest schmunzeln kann, hat definitiv kein Interesse an Videospielen und sollte ganz klar die Finger von dem Film lassen.

Michael Cera als Scott Pilgrim wirkt in dem Film stetig mit der Situation überfordert (allerdings im positiven Sinn gemeint, dass er seine Rolle enorm gut spielt), wohingegen die weibliche Hauptroller der Ramona, gespielt von Mary Elizabeth Winstead, jederzeit ein wenig über den Dingen stehend herüberkommt und damit ebenfalls genau das trifft, was wohl beabsichtigt war. Doch es sind nicht die schauspielerischen Leistungen, die diesen Film zu etwas ganz besonderem machen, sondern es sind die verwendeten Effekte, die Ideen, aus den unterschiedlichsten Jugendkulturelementen einzelne Aspekte herauszugreifen und diese gezielt im Film einzusetzen. Stellenweise erinnert das an ‚Fight Club’, allerdings ohne Kämpfe und vielmehr auf Videospiel getrimmt.

Dringende Warnung zum Abschluss: schaut euch diesen Film nicht an, wenn ihr etwas getrunken haben solltet oder unter Medikamenteneinfluss steht, denn sonst stellt ihr euch hinterher die Frage, ob das, was ihr gesehen habt, tatsächlich so auf dem Bildschirm passiert ist, oder eurer Phantasie entsprungen ist. SCOTT PILGRIM GEGEN DEN REST DER WELT hat definitiv das Zeug zum Kultfilm für alle, die mit einem Gameboy groß geworden sind!