Die Coen-Brüder sitzen mal wieder im Regiestuhl, und das hat in der Vergangenheit eigentlich schon immer dafür gesorgt, dass ein Film oberste Güteklasse erhält, ganz egal, in welchem Genre er angesiedelt war. Genau so soll es sich auch wieder bei TRUE GRIT erweisen, einem Spätwestern mit Jeff Bridges, Matt Damon und Hailee Steinfeld in den Hauptrollen. Erstaunlich ist hierbei eigentlich nicht einmal unbedingt die Tatsache, dass der Film wieder einmal ein großer Erfolg geworden ist, sondern vielmehr, dass er auch viele erklärte Nicht-Westernfans positiv anspricht. Was also ist der Reiz von TRUE GRIT? Lest selbst.
Tja, auch wenn man sich wirklich nur auf die enorm wichtigen Filme der Coen-Brüder stürzt, kommt man auf eine beträchtliche Anzahl: „Fargo“, „The Big Lebowski“, „O Brother, Where Art Thou“, „No Country For Old Men“, „Burn After Reading“, „A Serious Man“, all diese Filme haben eines gemeinsam: hier geht es weniger um Action, als vielmehr um schrullige Charaktere, interessante Geschichten, eben nicht das typische Popcorn-Hollywood-Kino, sondern Filme mit etwas mehr Geist darin.
TRUE GRIT, das bedeutet übersetzt “echtes Rückgrat“ oder „wahrer Mut“, und bezieht sich sicherlich nicht nur auf die Tatsache, dass beim großen Showdown Marshal Rooster Cogburn (Jeff Bridges) alleine gegen vier Banditen reitet, sondern auch auf die kleine 14-jährige Mattie Ross (Hailee Steinfeld), die sich als kleines Mädchen in einer von Männern dominierten Welt der Erwachsenen behaupten muss, um Rache für ihren durch Tom Chaney (Josh Brolin) ermordeten Vater zu bekommen.
Mattie zeigt schon zu Beginn des Films äusserst gutes Verhandlungsgeschick, weit besser, als man es einer jungen Damen anmuten würde. Durch den Verkauf von Pferden erwirtschaftet sie genug Geld, um den zwielichtigen Marshal Cogburn anzuheuern, den Mörder ihres Vaters aufzuspüren und seiner gerechten Strafe zuzuführen. Ebenfalls bemüht sich der Texas Ranger LaBoeuf (Matt Damon) darum, Chaney zu fassen, jedoch wegen eines anderen Verbrechens. Das wiederum will Mattie nicht: Chaney soll wegen des Mordes bestraft werden, nicht aus anderen Gründen. Ob Cogburn die richtige Wahl ist, erscheint mehrfach sehr zweifelhaft, zumal der Marshal eigentlich dauerhaft betrunken ist und nicht gerade sehr zuverlässig wirkt. Lediglich eine Sache spricht ganz klar für ihn, zumindest in Matties Augen: sie ist sich sicher, dass, sollte Cogburn Chaney stellen, dieser erst schießen und dann die Fragen stellen wird!
Jeff Bridges macht ein weiteres Mal den Eindruck, als könne er einen Film im Zweifelsfall auch ganz alleine Tragen. Die restlichen Rollen sind mit Hailee Steinfeld, Matt Damon, Josh Brolin oder Barry Pepper zwar allesamt gut besetzt, irgendwie steht und fällt dennoch alles mit Jeff Bridges, der es schafft, seiner Figur nicht nur eine unglaubliche Entschlossenheit und Selbstverliebtheit einzuhauchen, sondern diese auch zu parodieren, jedoch niemals so weit, dass der Film zu einer Farce entartet. Marshal Cogburn hat in diesen Momenten sehr viel Ähnlichkeit mit „Captain Jack Sparrow“, und das der grandios gespielt ist, dürfte wohl so sicher wie das Amen in der Kirche sein.
TRUE GRIT ist zwar irgendwie schon ein Western, aber eben kein klassischer. Gekonnt vereinen die Coen-Brüder unglaublich hübsche Landschaftsaufnahmen, skurrile Charaktere, eine klar strukturierte Geschichte und harte, raue Realität mit Charisma, Einfühlungsvermögen und Humor! Wer da hinterher sagt, dass das absolut nichts für ihn oder sie war, der sollte sich lieber ein Buch schnappen, anstatt Filme zu schauen!