Es weht ein frischer Wind. Der eine oder andere sollte es vielleicht schon mitbekommen haben, aber der lange für JOHN SINCLAIR tätige Produzent Oliver Döring hat das Handtuch geworfen. In seine großen Fußstapfen tritt Marc Sieper, bzw. er geht einen anderen Pfad. Anders muss hierbei nicht zwangsweise schlecht sein. Aber das ist noch nicht alles, neben einem neuen Intro, das deutlich weniger fetzt als das alte, dafür aber eine frostige Stimmung verbreitet, ist auch der Erzähler Joachim Kerzel weg. Das ist schon ein gewagter Schritt, denn Kerzel ist dafür bekannt, dramatische Dynamik in seine Texte zu legen. Auch hier verfolgt man nun einen ganz anderen Weg. Erzählerin ist nun Alexandra Lange-Baehr, die mit einer ziemlich kühlen Stimme weniger in die Richtung Action, sondern vielmehr in Richtung Atmosphäre drückt. Für die Hörspielserie JOHN SINCLAIR klare Änderungen, für die Fans sicherlich erst einmal eine Umstellung. Ungünstig dabei ist, dass der Einstieg in diese neue Richtung mit einer Folge geschieht, die so gesehen mit dem bisherigen Plot nichts zu tun hat, in der auf die jüngsten Ereignisse nur ganz am Rande eingegangen wird, und die auch ansonsten sicherlich nicht zu den besten Folgen gehört hätte, selbst wenn Döring, alte Musik und Kerzel dabei gewesen wären.
Im Jahr 1908 geht in der Region Tunguska ein Meteorit runter. Das Team um John Sinclair erfährt erst über 100 Jahre später, welche Auswirkungen die Strahlung auf manche Menschen gehabt hat, als ein Mann mit Psi-Kräften in London ein Auto mittels Willenskraft zum Explodieren bringt. Durch einen Zufall sitzt Sinclair gerade in einem Café, vor dessen Tür das ganze geschieht.
Natürlich nimmt er sofort die Verfolgung des Täters auf, und kann ihn auch in einer Bar stellen. Doch der Mann lässt sich nicht einfach festnehmen oder befragen, sondern lässt sämtliche Gläser zerspringen und türmt. Gemeinsam mit Lady Sarah Goldwyn, mit der Sinclair unterwegs war, macht er sich an die Recherchen. In wie fern hat Sir Reginald Earl of Rankin, dessen Auto explodiert ist, mit dem Mann zu tun?
Frank Glaubrecht (John Sinclair) und Martin May (Suko) sei Dank, dass man die Serie noch recht schnell wieder erkennen kann. Hätte man auch hier die Sprecher gewechselt, könnte man auch gleich noch die Namen der Hauptdarsteller wechseln und keiner würde merken, dass es sich um eine Sinclair-Folge handelt.
Die diversen Änderungen machen erst einmal einen soliden, wenn auch ungewohnten Eindruck. In wie weit das die Serie nachhaltig verändern wird, lässt sich aber anhand der Folge „Der Mann, der nicht sterben konnte“ allerdings kaum erahnen, denn hier gibt es quasi nur übernatürliche Phänomene, keine Splatterszenen, keinen wirklichen Horror, und eigentlich auch kaum Action. Ob Folge 72 (Das Ölmonster) hier Klärung verschaffen kann, ist ungewiss, spätestens aber Folge 73 (Die Werwolf-Elite) sollte klar machen, ob JOHN SINCLAIR weiterhin der Chef im Geisterjäger-Hörspielring bleibt! Wir sind diesbezüglich eigentlich optimistisch!