Shaun White Snowboarding (Xbox 360)

Snowboardfahren auf der Konsole? Das erscheint mir jedenfalls als die sicherere Variante für Leib und Leben, und damit meine ich nicht nur mein eigenes, sondern auch das aller anderen potentiellen Mitfahrer auf der Piste. Egal, ob Skier, Rollschuhe, Inliner oder Snowboard: meine Beine scheinen für gleitende Tätigkeiten jeglicher Art nicht geeignet zu sein, und so bin ich froh, dass mir zumindest virtuell die Chance gegeben wird, auch in diese Sportarten reinzuschnuppern, ohne mir gleich die Beine brechen zu müssen. Wie viel Spaß das dann macht, wenn man wirklich nur einen Controller in der Hand hält und alles weitere auf einem Bildschirm verfolgt, erfahrt ihr hier.

Mit SHAUN WHITE SNOWBOARDING bietet Ubisoft eine Umsetzung, die in erster Linie auf Realismus setzt und nicht auf großspurig überzogene Stunts und Action. Des weiteren haben sie sich zum Ziel gesetzt, nicht einfach nur einen festgesteckten Parcours nach dem anderen durchfahren zu lassen, sondern ähnlich einer Open World-Programmierung dem Spieler die Freiheiten zu lassen, wo er sich mit seinem Brett hinbewegt. Obendrein kann man sogar das Brett abschnallen und zu Fuß sonst nicht erreichbare Gebiete erforschen.

Das sind soweit schon einmal ganz nette Ansatzpunkte. Jedoch hat das Spiel leider auch seine Macken. Mehr oder weniger ohne irgendein wirkliches Ziel werden wir auf die Strecke geschickt, lediglich die Aufgabe, ein paar Münzen zu sammeln, soll Motivation genug sein, um die Pisten herunter zu brettern. Dadurch werden dann Events oder Spezialfertigkeiten freigeschaltet. Ist das der Grund, warum man sich als Spieler an seine Konsole setzt, um ein paar Münzen zu sammeln? Natürlich sollte man bei einem Sportspiel keine großartige Story vermuten, aber wenn das ganze schon wie ein Adventure aufgezogen wird, dann muss auch entsprechend was kommen. Sonst wäre mir die traditionelle Variante mit Streckenwahl und Rennmodus doch deutlich lieber. Selbst, wenn es eigentlich eine ganz nette Idee ist, statt dem sonst üblichen Ladebildschirm einen Skilift oder Helikopter vorzufinden, der einen zum nächsten Gipfel trägt: das trübt nicht darüber hinweg, dass man als Spieler anfangs recht hilflos auf die Strecke schaut und nicht genau weiß, was man zu tun hat.

So brettert man also die Piste herab und versucht, möglichst unfallfrei auf den Beinen zu bleiben und dabei möglichst spektakuläre Tricks und Sprünge zu absolvieren. Dass sich dies als gar nicht so einfach erweist, ist wohl der übelste Kritikpunkt für dieses Spiel. So sehr man sich auch bemüht: entweder ist das Fahren einfach zu langweilig, weil man sich nichts mehr traut, oder früher oder später frisst man dann doch wieder Schnee. Warum man die Highscores immer auf eine sturzfreie Strecke beschränkt, statt ein Zeitlimit zu setzen oder eine definierte Streckenlänge, erschließt sich mir auch nicht unbedingt. Jedenfalls frustet es ungemein, wenn man weder weiß, was man genau tun soll, und in der Bedienung ebenfalls zu häufig in den Schnee fassen muss, um gute Ergebnisse zu erzielen.

Was die Grafik betrifft, so ist SHAUN WHITE SNOWBOARDING zwar keine Erleuchtung, macht aber trotzdem einen recht soliden Eindruck. Etwas schade ist die Tatsache, dass der Schnee selbst überall sauber ist. An keiner Stelle sind irgendwelche Fußabdrücke oder gravierende Boardspuren zu erkennen (es sei denn, man bremst direkt auf der Piste, dann häuft sich das weiße Zeug vorm Brett), und auch nach Schneematsch oder dreckigem Schnee sucht man vergeblich. Das wäre wirklich witzig gewesen, wenn man auch kleine gelbe Flecken an den Bäumen hätte finden können…

Der Soundtrack, der zu dem Spiel geliefert wird, wartet mit ein paar wirklich guten Songs auf, die mir aber alle viel zu handzahm sind. Wo sonst bei Extremsportspielen auch mal mit HipHop oder Rocksongs gearbeitet wird, ist hier alles irgendwie zu radiotauglich.

SHAUN WHITE SNOWBOARDING bleibt hinter den Erwartungen, die ich daran gesetzt hatte. Zu kompliziert erscheint mir die Steuerung, etwas zu seicht der Soundtrack, die Grafik zu glatt. Die pseudo-realistischen Ansätze wie Skiliftfahrten, Bergwanderungen und Schneeballwerfen sind eine wirklich gelungene Idee, aus der man noch etwas mehr hätte herausholen können. Es ist für Spieler nämlich bei allem Realismus wirklich kein Vergnügen, minutenlang durch den Schnee zu stapfen, ohne das etwas passiert. Da schnalle ich mir dann doch lieber das Brett unter die eigenen Füße und gefährde ein paar Unschuldige!