Was passiert, wenn man einen Regisseur nimmt, der schon mehrere tolle Filme gemacht hat, diesem ein paar wirklich gute Schauspieler zur Seite stellt, und diesem Team dann eine nahezu völlig belanglose Geschichte zur Hand gibt, aus dem es einen Film drehen soll? Das haben wir uns nicht wirklich gefragt, denn ursprünglich klang auch die Geschichte spannend. Was uns erwartet hat? Lest selbst.
Ein Geschäftsmann (Jude Law) führt eine eigentlich recht glückliche Ehe. Nichtsdestotrotz verabredet er sich auf einer Geschäftsreise im Ausland mit einer Prostituierten. Als er überraschend am Treffpunkt auf seine Geschäftspartner trifft und diese die Professionelle als solche an der Bar sitzend erkennen, überdenkt er sein Vorhaben…
Seine Frau (Rachel Weisz) hat derweil ein Verhältnis mit einem Latin Lover, der für sie seine Freundin betrügt. Die findet das heraus und macht sich aus dem Staub, zurück in ihre Heimat. Im Flugzeug trifft sie auf einen netten alten Herren (Sir Anthony Hopkins), mit dem sie sich gut unterhält und später bei einer Zwischenlandung zum Abendessen verabredet, als die jeweiligen Anschlussflüge wetterbedingt ausfallen…
Es gibt noch ein paar weitere Charaktere, die für die Geschichte wichtig sind: ein Mann, der als Bodyguard für einen Gangsterboss arbeitet; ein freigelassener Sexualstraftäter, der gerade auf dem Weg vom Gefängnis nach Hause ist und sogleich eine schwere Prüfung zu bestehen hat; ein Zuhälter, der mit einem billigen Trick Geld erpressen will; die kleine Schwester der Prostituierten; …
Alle Einzelschicksale werden in kurzen Episoden erzählt, hängen irgendwie miteinander zusammen und führen zu einem gemeinsamen Ende, welches kein klares Happy End, aber auch kein trauriges Ende ist. Im Endeffekt ist das aber auch gar nicht weiter schlimm, weil man für fast keinen der Charaktere wirklich Sympathie entwickelt.
Schauspielerisch bleiben die Darsteller überzeugend im Rahmen der durch das Drehbuch vorgegebenen Möglichkeiten, allerdings hat keine der Figuren wirklichen Tiefgang und bietet somit kaum großartige schauspielerische Möglichkeiten. Alles in allem hat hier Ben Foster in seiner Rolle als ehemaliger Häftling den am längsten bleibenden Eindruck hinterlassen.
360 – JEDE BEGEGNUNG HAT FOLGEN bleibt die meiste Zeit unspannend und langatmig, zudem fragt man sich beim Abspann, was das ganze einem nun sagen sollte. Insgesamt hat man das Gefühl, hier für ein voyeuristisches Experiment missbraucht worden zu sein, indem man einen Blick in das Leben mehrerer Personen geworfen hat, deren Schicksale allesamt miteinander verknüpft sind, obwohl ihnen das wahrscheinlich gar nicht richtig klar ist. Aber wir, wir wissen es nun.