All is lost (Universum Film)

allislostKann es spannend sein, einen ganzen Film lang nur einen Schauspieler zu betrachten? Tom Hanks hat über weite Strecken von „Cast away“ vorgemacht, wie es geht, Robert Redford will es auf seine späten Tage noch einmal so richtig wissen und versucht es, ihm gleich zu tun. Während Hanks aber auf einer einsamen Insel strandet und hier um sein Überleben kämpft, bleibt Redford lieber auf einer Yacht, die in Seenot gerät. ALL IS LOST ist ein ziemlich gut gewählter Titel. Wenn ihr mehr darüber erfahren wollt, lest weiter.

Man kann kaum mehr Pech haben. Inmitten des indischen Ozeans treibt ein verloren gegangener Schiffscontainer (mit hässlichen Turnschuhen), und genau auf das Ding läuft ein alter Mann mit seiner Yacht auf und schlägt sich ein ordentliches Loch in seinen Schiffsrumpf, das eindringende Wasser legt zudem Navigation und Funk lahm. Bei ziemlich ungeschickten Wendemanövern haut er sich zudem noch jede Menge weiteres Wasser ins Schiff, sodass er eine ganze Weile damit beschäftigt sein wird, selbiges mittels Handpumpe wieder hinaus zu befördern (denn die Elektronik ist ja hin). Das Loch wird vorher noch notbehelfsmäßig geflickt.

Was er aber nicht verhindern kann, ist, dass er durch das viele Wasser im Boot zu lange beschäftigt ist und somit keine Möglichkeiten mehr hat, einem Unwetter aus dem Weg zu segeln, das dann auch sein Schiff mit aller Macht erwischt, durchschüttelt und letztlich komplett navigationsuntauglich macht. Bevor ihn ein weiterer Sturm komplett außer Gefecht setzt, bereitet er sich auf den größten anzunehmenden Unfall vor und bringt Vorräte, Kartenmaterial, einen Sechstanten und letztlich auch sich selbst in einer Rettungsinsel zu Wasser, und das in sprichwörtlich letzter Sekunde…

Abgesehen von einer kurzen Nachricht, die aus dem Off zu Beginn des Films erzählt wird, bleibt es in ALL IS LOST eine geraume Zeit sehr still. Wetter- und Umgebungsgeräusche sind die einzige akustische Untermalung, die es über weite Strecken gibt, Hintergrundmusik wird nur ganz sporadisch eingesetzt, um das „Mittendringefühl“ nicht kaputt zu machen. Etwas merkwürdig mutet es schon an, dass Redford (zumindest anfänglich) kein „Scheiße“ entgleist und er all diese Unglücke und Missgeschicke, die ihm im Laufe des Films wiederfahren, zumeist mit stoischer Ruhe und quasi ohne Gemütsregung einsteckt. Unsereins schimpft bereits wie ein Rohrspatz, wenn man sich beim Essen bekleckert, was mag ihm da nur durch den Kopf gehen. Lediglich in größter Not übermannt es ihn dann aber doch mal.

Auch, wenn der Film sicherlich die eine oder andere logische Lücke hat, auch wenn hier die Regungen und Handlungsweisen von Redford nicht immer hundertprozentig nachvollziehbar sind, tut dies trotzdem keinen Abbruch daran, dass ALL IS LOST ein absolut überraschend spannender Film geworden ist, der trotz der inhaltlichen Dichte zu Filmen wie „Cast away“ oder „Open Water“ insgesamt irgendwie „kunstvoller“ und weniger nach Hollywood wirkt. Ein unglaublich großes Lob an Robert Redford, der hier noch einmal eindrucksvoll beweist, was für ein guter Schauspieler er ist und wozu er in seinem hohen Alter noch in der Lage ist…