Was! Für! Eine! Unglaublich! Gute! Folge! DORIAN HUNTER ist zurück auf seinem ursprünglichen Label Zaubermond, und als Einstieg gibt es direkt einen absoluten Hammer! Mit Folge 25, dem Dreiteiler „Die Masken des Dr. Faustus“ haut das Produktionsteam um Dennis Ehrhardt die wohl beste Folge der Serie bislang raus. Spannend, technisch unglaublich gut gelöst, stark besetzt… Ich könnte wohl noch ewig schwärmen, und das allein schon im Einführungstext!
Wir bleiben erst einmal oberflächlich: Zaubermond hält am klassischen DORIAN HUNTER-Layout fest, was ein absoluter Segen ist. Warum sollten sie auch ändern, zumal Folgenreich ja auch am alten Zaubermond-Layout festgehalten haben. Der Dreiteiler, bestehend aus „Mummenschanz“, „Hassfurt“ und „Fastnacht“ kommt im schicken Klapp-Digipack, mit einer zusätzlichen vierten CD, auf der sich der Soundtrack der Serie von Andreas Meyer befindet. Dazu gibt es noch ein dickes Booklet, das zunächst die Unterschiede zwischen der Buchfassung und dem Hörspiel erklärt, danach ein Interview mit Dieter Hallervorden bringt (welches wir zum Schluss hier ebenfalls noch einbringen werden) und dann noch die Gedanken von Andreas Meyer zum Soundtrack bringt, die er zu den einzelnen Stücken hat. Natürlich gibt es dann noch Informationen zur Crew…
Zum Inhalt: Hunter (Thomas Schmuckert) hat den Drudenfuß in seinen Besitz gebracht, die einzige Waffe, die in der Lage ist, den Dämonendrilling zu bezwingen. Wie er herausgefunden hat, gibt es für jeden der Drillinge einen dämonischen Paten, die er sich ggf. vorab vorknöpfen möchte. Doch Hilfe kommt, wie man es schon fast gewohnt ist bei dieser Serie, von unerwarteter Seite. Olivaro (Stefan Krause) bietet an, ihm zu verraten, wo Hunter den Dämonendrilling finden kann, wenn der sich im Gegenzug mit seinem Leben als Georg Rudolf Speyer (Tim Knauer) erinnert, was für die Bezwingung des Dämonendrillings unumgänglich wäre…
Fast schon nebensächlich erscheint die Handlung um Donald Chapman (Frank Felicetti), Marvin Cohen (Frank Gustavus) und Co. im Vergleich zu den vielen Eindrücken, die uns aus dem Leben von Speyer entgegenprasseln. Speyer hat seinerzeit ebenfalls den Drudenfuß in seinen Besitz zu bringen versucht, um den Dämonendrilling zu bezwingen. Hierbei erfuhr er Hilfe von keinem Geringeren als Dr. Faust (Dieter Hallervorden), der ja angeblich seine Seele an den Teufel verkauft hat. Zusammen mit einer fahrenden Schauspieltruppe macht sich Speyer auf, um Athasar (Tilman Borck), Bethiar (Tammo Kaulbarsch) und Calira (Celine Fontanges) ins Antlitz zu blicken und ihnen die Stirn zu bieten. Faust hat einen Plan…
Die Art und Weise, wie die Vergangenheit und die Gegenwart in diesem Hörspiel miteinander verwoben sind, ist absolute Spitzenklasse und hat bei mir ein ums andere Mal Begeisterung hervorgerufen. Die Geschichte an sich ist in sich absolut stimmig, das Timing ist perfekt, die Sprecher arbeiten allesamt auf höchstem Niveau, die Soundeffekte und die Musik fügen sich ebenfalls perfekt hier ein. Eigentlich tragisch, dass es sich nicht um einen Dämonen-Fünfling gehandelt hat, denn dann hätte man ob der magischen Zahl wohl auch eine 5 CD lange Folge hieraus gemacht, denn dieser Art der Erzählung hätte ich noch Stunden zuhören können, und ich bin mir absolut sicher, dass „Die Masken des Dr. Faustus“ nicht das letzte Mal bei mir über die Boxen getönt sind.
Wir danken Zaubermond nicht nur dafür, dass sie DORIAN HUNTER weiterführen, sondern auch dafür, dass sie weiterhin unser Urteil als Werbeslogan auf der CD-Rückseite zitieren. Da kann man bei einem so perfekten Produkt schon ein wenig stolz sein!
Wie versprochen, hier noch das Interview mit Dieter Hallervorden über die Herausforderung, sich als alter Klamauk-Hase in die Rolle in einem Horror-Hörspiel einzufinden (Anm. d. Red.: Es gab schlimme Befürchtungen, wie dies wohl ausfallen könnte. Nach dem Hörspiel kann ich sagen: Dieter Hallervorden hat die Rolle des Dr. Faust nicht nur gut verkörpert, er hat sie scheinbar gelebt! Ich nehme ihm in diesem Hörspiel jedes Wort ab.)
Interview mit Dieter Hallervorden
über seine Rolle als »Faust« in Dorian Hunter
Herr Hallervorden, Ihre Vielseitigkeit ist mittlerweile Ihr Markenzeichen geworden. Schauspieler, Kabarettist, Regisseur, Dramaturg und Intendant – braucht es da eigentlich noch Mut, sich auf die Horror-Hörspielserie Dorian Hunter einzulassen?
Dieter Hallervorden: Ich liebe generell Herausforderungen, noch mehr natürlich deren Bewältigung. Eine Hörspielaufnahme wie bei Dorian Hunter war für mich eine neue Erfahrung. Dass jede Rolle einzeln eingesprochen wird und erst nach den Aufnahmen alle Sprecher »zusammengemischt« werden, hat den Vorteil, dass man sich während der Aufnahme komplett auf die Arbeit an seiner eigenen Figur konzentrieren kann. Gleichzeitig tragen Sprecher und Regie eine große Verantwortung. Es muss sehr bewusst und nuanciert an der Rolle gearbeitet werden, damit es später beim Zusammenspiel »natürlich« klingt.
Sie sind dafür bekannt, sich akribisch auf Ihre Rollen vorzubereiten. Bestes Beispiel ist Ihr Film »Sein letztes Rennen«, für den Sie mit der Goldenen Lola als »Bester Schauspieler« ausgezeichnet wurden. Wie aufwändig war es im Vergleich, sich für die Hörspielrolle des Dr. Faust zu rüsten?
Dieter Hallervorden: Der Film war insbesondere eine körperliche Herausforderung. Es war eine intensive sechsmonatige Vorbereitung erforderlich. Da Dr. Faust nun eher der vergeistigte Typ ist, hat es hier nicht ganz so lange gedauert. Aber immerhin hat Faust einen Pakt mit dem Teufel geschlossen. Solchen Leuten sollte man generell nicht trauen!
Immerhin verschrieb Faust seine Seele dem Teufel, um die »letzten Dinge« zu erfahren – er tat es also um einer guten Sache willen!
Dieter Hallervorden: So scheint es, ja. Aber Faust – wenn es ihn denn wirklich gegeben hat – war auch ein Taschenspieler und Gaukler, der sich zu inszenieren wusste. Angeblich starb er ja bei einem alchemistischen Experiment – dem Versuch, Gold herzustellen. Wir haben die Aufnahmen im Studio kurz vor diesem Punkt beendet. Wer weiß, was sonst mit mir passiert wäre!
Dann steckt also jede Menge Faust im Künstler Dieter Hallervorden? Hatten Sie nie den Wunsch, sich auch mal auf alten Erfolgen auszuruhen?
Dieter Hallervorden: Auch wenn ich dem Leibhaftigen bisher glücklicherweise nicht begegnet bin, so bin ich zeit meines Lebens neugierig gewesen, d. h., gierig, Neues zu erleben. Und ich bin auch im fortgeschrittenen Alter gespannt, wann ich – wo auch immer – neue Erfahrungen machen kann. Am besten natürlich positive!
Die düstere Machart von Dorian Hunter begeistert nicht nur Fans, sondern auch Kritiker. Glauben Sie an eine Unterscheidung zwischen Unterhaltung und sogenannter ernsthafter Kunst?
Dieter Hallervorden: Ganz ehrlich: Aus Sicht des Künstlers geht es vor allem darum, die bestmögliche Qualität zu erreichen. Unterhaltung soll dem Publikum Freude machen, und dafür muss auf der Künstlerseite in der Regel sehr viel Schweiß fließen. Wenn dann nur das Publikum Spaß hat, nicht aber die Kritiker, kann ich damit leben. Die meisten von ihnen haben leider einfach keine Ahnung, wie schwer es ist, etwas vermeintlich »Leichtes« zu machen …