Was wäre, wenn die Welt einer neuen Eiszeit entgegensteuern würde? Was wäre, wenn die Lösung dieses mal nicht lauten würde “Wir haben da ein paar ganz tolle Anlagen in einem verlassenen Bergwerk errichtet.” oder “Wir haben da diese Raumstationen…”, sondern “Wir haben da diesen Zug gebaut.”? Genauso dürft ihr euch SNOWPIERCER von Regisseur Bong Joon-Ho vorstellen, der ein paar nicht ganz so kleine Namen aus Hollywood für sein Projekt begeistern konnte. SNOWPIERCER ist, soviel sei vorweg verraten, sicherlich nichts für sensible Menschen und schwache Gemüter.
Eine Eiszeit hat die Welt mit Schnee und Eis überdeckt. Die letzten überlebenden Menschen befinden sich in einem Zug, der eine komplette Weltumrundung fährt, immer und immer wieder, und dabei das auf den Schienen befindliche Eis freirammt. Während vorne im Zug die High Society eine niemals enden wollende Orgie feiert, befindet sich im hinteren Teil der Abschaum der Gesellschaft, die in dreckigen kleinen Löchern hausen und eigentlich nur ihr Dasein fristen, um gelegentlich mal Kinder zur Welt zu bringen, die dann ganz im Sinne der Oberschicht groß gezogen werden, natürlich im vorderen Teil des Zugs. Wer nicht gehorcht, wird hart bestraft.
Was darauf folgt, ist der unausweichliche Aufstand der Unterschicht gegen ihre Unterdrücker. Koste es, was es wolle, sind sie gewillt, die Kontrolle über den Zug an sich zu reißen, und sie sind sich ziemlich sicher: seit dem letzten Aufstand, der blutig niedergestreckt wurde, sind die Schusswaffen der Wachen unnütz, denn die Vermutung liegt nahe, dass man sämtliche Munition aufgebraucht hat…
Das Szenario und die sich daraus ergebende Geschichte sind ganz ohne Frage ziemlich durchgeknallt, Logik sollte man lieber weglassen, und sicherlich ist es auch moralisch fragwürdig, wem man seine Sympathien in der ganzen Sache zuteilt. Wie genau die Moral von der Geschichte lauten soll, das hat sich mir auch nicht wirklich erschlossen.
Was aber ganz zweifellos richtig ist, das ist die Tatsache, das hier völlig durchgeknallte Figuren grandios dargestellt werden, allen voran durch Tilda Swinton.
Letztendlich ist SNOWPIERCER ein netter, durchgeknallter Actionfilm mit vielen recht brutalen Szenen, der es trotz allem schafft, gesellschaftskritisch zu wirken und eine gewisse Botschaft zu enthalten, auch wenn die vorab ziemlich stumpf mit dem Holzhammer eingeprügelt wird.
Kein Film, den man häufiger sehen wollen wird, aber auch keiner, nach dem man sich über verschenkte Lebenszeit beklagt…