Dungeon Siege III (Xbox 360)

Nach dem grandiosen Dragon Age 2 brauchte ich erst einmal eine kurze Verschnaufpause, bevor ich mich an das nächste epische Rollenspiel auf der XBOX 360 heransetzen konnte. Die Wahl zu DUNGEON SIEGE III lag nahe, habe ich den ersten Teil seiner Zeit irgendwann einmal auf PC zumindest angetestet und für gut befunden, dann aber nicht mehr genug Zeit gehabt, mich weiter damit zu beschäftigen. Entsprechend fehlt mir, wie ich zu meiner Schande gestehen muss, mehr oder weniger sämtliches Vorwissen zu den ersten zwei Spielteilen, aber: damit stehe ich an der Konsole wohl nicht alleine, denn DUNGEON SIEGE III ist der erste Teil der Serie, der überhaupt den Sprung vom Computer geschafft hat. Wie gut sich solch ein Rollenspiel auf der Videokonsole spielen lässt, erfahrt ihr hier.

In einer Eingangssequenz wird uns die Geschichte der 10. Legion erzählt, die einst für den Schutz des Königreiches Ehb zuständig waren. Doch das Reich ist mit dem Mord an seinem König untergegangen, die 10. Legion ist in Ungnade gefallen, denn ihnen wird diese Tat in die Schuhe geschoben, und Jeyne Kassynder, die den Aufstand des Volkes anführt, erhebt sich zur Machthaberin. Auch ein breiter Teil der Bevölkerung steht den letzten Überlebenden der stolzen Truppe eher skeptisch gegenüber.
Ihr seid ein Nachkomme eines der Legionäre, bzw. einer der wenigen, denn Kassynder lässt auch den Nachwuchs verfolgen und töten, und so kommt es, wie es kommen muss: als eine von vier wählbaren Spielfiguren (hierzu später mehr) müsst ihr erst vor den Häschern fliehen, um dann euren Ruf zu rehabilitieren und den Kampf gegen die Übeltäter anzutreten. Unter der weisen Führung von Odo, dem wohl letzten echten Legionär, baut ihr die 10. Legion mithilfe der anderen Nachfahren neu auf. Anfänglich ist das alles mit relativ einfachen Aufgaben verbunden (nein, ausnahmsweise muss mal kein Wirtshauskeller von Ratten befreit werden), doch schnell steigen die Anforderungen an euch und dadurch wird es auch schon bald knackig, die Gegner ohne Rückzugstaktik zu dezimieren…

Natürlich hängen eure Kampftaktiken stark von der Charakterklasse ab. DUNGEON SIEGE III lässt euch zwar nicht jeglichen Freiraum, wie man das von anderen Rollenspielen her kennt, dafür aber eine etwas andere Art der Charaktere. Recht klassisch sind Reinhard der Magier und Lucas der Nahkämpfer, aber mit Katarina als Hexe/Schusswaffenexpertin und Anjali als Feuerwesen hat man mal etwas, was sonst nicht zur Standardkost zählt.

Ein weiteres Highlight des Spiels ist die Möglichkeit, dass im Offlinemodus jederzeit ein weiterer Spieler mit ins Spielgeschehen eingreifen kann. Koop ist schon eine feine Erfindung, und zu zweit vor dem heimischen Fernseher macht es gleich doppelt so viel Spaß! Beim Online-Multiplayer könnt ihr sogar zu viert herumlaufen, die Sache hat allerdings einen Haken: hier wird der Charakter separat behandelt, ihr könnt also nicht euren Kampagnen-Charakter im Multiplayer-Modus aufleveln…

Das Level-Up-System ist übrigens in sich sehr verworren und hätte durchaus strukturierter gestaltet werden können. So bestehen für bestimmte Talente immer mehrere Unterklassifizierungen, nach denen Ihr die erbeuteten Verbesserungspunkte unterteilen müsst (z.B. mehr Trefferpunkte bei einem Angriff vs. kritische Trefferwahrscheinlichkeit). In sich zwar stimmig (schließlich kann ich entweder gezielt zuschlagen, oder aber mit brutaler Gewalt, beides gleichzeitig ist eher unwahrscheinlich), aber gewöhnungsbedürftig…

In der Erscheinungsform ist DUNGEON SIEGE III zwar nicht oberste Spitzenklasse, kann aber durchaus im oberen Drittel mitspielen. Man wird nicht wegen der Grafik oder des Klangs bei diesem Titel abschalten. Gerade die deutsche Synchronisation weiß zu überzeugen.
Bei der Geschichte fehlt ein wenig die Innovation. Zu oft hat man schon den fälschlich Verurteilten gespielt, der erst einmal dafür sorgen muss, sein Ansehen wieder herzustellen und Verbündete für den Kampf gegen den Tyrannen zu sammeln. Die Nebenquests erscheinen auch eher wie aus der Fertigbausatz-Kiste, wo Person A mit Aufgabe B und Belohnung C nach Zufallsprinzip verknüpft wurden. Dazu kommt, dass schon nach wenigen Stunden Spielzeit die ersten Längen auftreten, in denen die Haupthandlung durch Zusatzmissionen künstlich gestreckt wird und man das Gefühl bekommt, sich nicht vom Fleck zu bewegen. Hat man diesen Punkt aber erst einmal überwunden, nimmt die Geschichte auch wieder langsam an Fahrt zu.

Alles in allem ist DUNGEON SIEGE III solide Rollenspielunterhaltung, die aber noch ein wenig mehr hätte aufbieten müssen, um ganz oben mitzuspielen. Trotzdem würde ich den Genrefans, die eben diese großen Titel schon durchgespielt haben, auf jeden Fall eine klare Kaufempfehlung aussprechen, denn unterhaltsam ist das Spiel allemal!