Videospielhelden: 02: Alone in the dark

Nachdem ‚Far Cry’ eher mittelmäßig begeisternd war, war meine anfängliche Skepsis gegenüber „Alone in the dark“ als Hörspielfassung entsprechend hoch. Im Gegensatz zum ersten Teil von VIDEOSPIELHELDEN war mir hier zumindest auch die Filmvorlage bekannt, und auch die war nicht unbedingt das, was man als wirklich gelungenen Film bezeichnen würde, auch wenn ich schon deutlich schlechtere Werke von Uwe Boll gesehen habe. Also auf ans Werk:

Zunächst einmal die Überraschung beim Öffnen der Hülle: ‚Alone in the dark’ kommt mit einer CD zurecht. Könnte das nicht ein wenig knapp sein, um ein gesamtes Hörspiel zu erzählen, inkl. Vorgeschichte, Charaktereinführung etc.? Wir lassen uns überraschen…

Edward Carnby ist der Protagonist des Hörspiels, der zu Beginn nichts anderes vorhat, als sich selbst das Leben zu nehmen. Geplagt durch das Wissen über Dinge, die jenseits der menschlichen Vorstellungskraft liegen, und die er nur wahrnimmt, weil er als kleines Kind Teil einer Versuchsreihe war, bei der ihm ein lebender Organismus an die Rückenwirbelsäule implantiert wurde, der wenig später durch einen Stromschlag verstarb. Kurz, bevor er sich von einer Brücke stürzen kann, taucht allerdings eine blonde Frau auf, die ihn niederschießt und dann liegen lässt. Kurz darauf kommt ein Krankenwagen und nimmt Carnby mit.
Die Kugel hat seine ohnehin schon angeschlagene Leber zerrissen, und er muss zukünftig komplett aufs Trinken verzichten. Als dann auch noch die Blondine auftaucht und ihm erklärt, dass das Schicksal der Welt in seinen Händen liegt und er zusammen mit ihr, Ellen Burke, seinen alten Kollegen Richard Burke suchen müsse, wird ihm bewusst, dass er nur ein kleines Rädchen in einem viel größeren Uhrwerk ist, das viel zu schnell dem Ende entgegentickt…

Sprecherseitig und atmosphärisch wird hier eigentlich alles richig gemacht. Mit Sven Hasper und Karen Schulz-Vobach in den Hauptrollen sowie einem grandios aufspielenden Lutz Riedel sowie Klaus Dieter Klebsch in den wichtigeren Nebenrollen, haben wir es hier mit einer wirklich sehr guten Besetzung zu tun, die ihr Handwerk versteht und den Zuhörer mit ihren Stimmen in die Geschichte hineinzuziehen wissen. Auch die Hintergrundmusik ist jederzeit stimmig und passend gewählt, und das ungute Gefühl einer lauernden Panik schwebt über der gesamten Erzählung.

Einziger Haken an der Sache: Aufgrund der kurzen Spielzeit bleibt das Geschehen insgesamt sehr oberflächlich und man dringt nicht sonderlich tief in die Materie ein. Wer sich weder mit dem Spiel noch mit dem Film auskennt, wird es enorm schwer haben, sich überhaupt vorzustellen, worin die Bedrohung in ‚Alone in the dark’ eigentlich liegt. Die Handlungsweisen der Charaktere sind ähnlich oberflächlich, und die Beweggründe der einzelnen Personen nicht immer in sich schlüssig. Ebenfalls als logischer Fehler zu deuten ist die Tatsache, dass Carnby zunächst schwer angeschossen wird, wenig später aber quitschfidel auf Monsterjagd geht. Irgendwie nicht 100%ig schlüssig. Was dann als großer Showdown gedacht ist, geht aufgrund der oberflächlichen Resthandlung ein wenig unter, wer aber weiß, worum es geht, wird hier mehr Verständnis für den „Knalleffekt“ aufbringen, der nicht klar als solcher zu erkennen ist.

Ähnlich wie schon bei Far Cry, hat auch ‚Alone in the dark’ das Problem, dass es sich nicht auf die Allgemeinheit bezieht, sondern auf einen stark begrenzten Kern an Hörspielern, die mit der Vorlage bereits Kontakt hatten. Diejenigen, die das noch nicht hatten, werden allerdings vom Hörspiel nicht stark genug angesprochen, als dass sie das nachholen wollen würden, somit beschränkt sich alles wieder nur auf einen eingefleischten Fankreis. Der wird dafür mit einer tollen Produktion des Hörspiels belohnt!