Dark Trace: 07: Weisses Fleisch

Dieses mal wird’s persönlich: Cor Liewens muss einen Killer stoppen, dessen erstes Opfer ausgerechnet die Freundin eines Kollegen ist. Der Mord an sich ist schon schlimm genug, aber die Art und Weise ist nicht nur hart, sondern jenseits allen guten Geschmacks und makaber ohne Ende. Gemeinsam mit der Psychologin Stine Lindberg macht sich Liewens direkt an die Ermittlungen (jawohl, Ermittlungen, nicht wieder eine Aneinanderreihung glücklicher Fügungen und Zufälle, wie wir es ebenfalls schon bei DARK TRACE beobachten durften), um den Killer dingfest zu machen. Dabei müssen alle beteiligten, sowohl Cor und Stin als auch wir als Hörer, heftig einstecken und Unmengen an Gräueltaten, Gewalt, Blut und Perversion ertragen.

Nennen wir es beim Namen, damit man auch weiß, worauf man sich einlässt: der Mörder filetiert seine Opfer bei lebendigem Leib, immer darauf bedacht, sie nicht sofort zu töten, denn schließlich sollen sie noch mit ihm zusammen sich selbst dinieren. Stück für Stück werden sie so klein geschnitten, bis sie dann doch irgendwann ihren Verletzungen erliegen.
Definitiv nichts für zart besaitete Gemüter, zumal die Beschreibungen der Opfer und des jeweiligen Tathergangs ziemlich deutlich ins Detail gehen. Hier wäre vielleicht weniger mehr gewesen, denn das, was man hier zu hören bekommt, übersteigt das Maß an Grausamkeit, das man in so manchem FSK-18-Film zu sehen bekommt.

Kern der Folge ist im Endeffekt, wie Cor Liewens mit dieser Sache umgeht. Schon aus den ersten Folgen dafür bekannt, insgesamt eher ein Vollstrecker denn ein Diener des Staats zu sein, legt er diesmal (in Form eines gedanklichen Monologs) sämtliche Rücksicht und Verpflichtungen dem Gesetz gegenüber ab, um mit gleicher Härte und Brutalität zurückzuschlagen. Alles in allem sehr fragwürdig ist hierbei die Einstellung seines Vorgesetzten: erst wird Cor ermahnt, nicht über die Strenge zu schlagen, da ihm die Erschießung des Nachtschwärmers noch nachhängt, im nächsten Augenblick wird Cor aber dazu angehalten, den Killer kalt zu machen. Selbstjustiz in den Reihen der Polizei, und das dann auch noch von oben genehmigt? Von der moralischen Botschaft her ist das sehr fragwürdig und verpasst dem Ende der Folge (ohne zu viel verraten zu wollen) einen extrem faden Beigeschmack.

Einen weiteren Pluspunkt erhält ‚Weisses Fleisch’ für die Besetzung von Dietmar Wunder in der Rolle des psychopatischen Killers. Seine Leistung kann sehr gut mit der der Stammbesetzung mithalten und passt sich somit perfekt ins Gesamtbild ein. Alles in allem ist diese Folge definitiv ein Schritt in die richtige Richtung, man bekommt aber das Gefühl vermittelt, dass Ascan von Bargen seine Grenzen ausloten und uns als Zuhörer einmal aufzeigen wollte, wie viel Qual und Horror allein schon mittels Beschreibungen und Geräuschen vermittelbar ist. Für meinen Geschmack schon fast zu viel, aber dafür wird ja auch auf dem Cover gewarnt: nichts für schwache Nerven!