Videospielhelden: 01: Far Cry

Unter dem Banner „Videospielhelden“ startet eine neue Hörspielserie, die in sich geschlossene Abenteuer zu bekannten Videospielen beinhalten. Den Auftakt macht ‚Far Cry’, ein Ego-Shooter, der vor allem wegen seiner paradiesischen Inselidylle, auf der das Geschehen spielt, vor einigen Jahren mit einer unglaublich guten Grafik für Aufsehen sorgte. Das Hörspiel richtet sich inhaltlich frei nach der Spielfilmumsetzung von Uwe Boll, in der Till Schweiger einen kompromisslosen Ex-Soldaten spielt, der in den Kampf gegen Paramilitärs, Söldner und Genforscher tritt, die ihm sein Boot zerstört haben. Ansonsten wird hier allerdings ein eigenständig eingesprochenes Hörspiel geboten, das neben der Filmhandlung auch erstaunlich viele Parallelen zum Spiel aufweist und mit einem Sprecheraufgebot aufwartet, das sich gewaschen hat.

Wer Far Cry gespielt hat, weiß ob des paradisischen Szenarios, der vielen bunten Farben, des tollen Wetters etc., hat allerdings auch schon mitbekommen, dass dieses Paradies durch Söldner und Mutationen verdorben wird. Gleiches gilt auch für das Hörspiel, allerdings beschränkt man sich im Wesentlichen auf zwei Dinge: harte Action und coole Sprüche.

Kaum, dass der Hauptfigur Jack Carver (gesprochen von Thomas Nero Wollf) das Boot unterm Hintern weggeschossen wird, macht er sich auf einen erbarmungslosen Rachefeldzug gegen eine ganze Armee, um die Verantwortlichen zu finden und ganz nebenbei die „heiße Blondine“ zu retten, die sein Boot gechartert hatte und nun von den Militärs entführt wurde.
Wie praktisch, dass er selbst Ex-Marine ist und deswegen den Gegnern immer einen Schritt voraus. Nun mordet er sich von einem Gegnergrüppchen zum nächsten, lässt regelmäßig irgendetwas in die Luft gehen, trifft auch tatsächlich mal auf die Trigenen (das sind die Mutationen, die im Spiel unglaublich gefährlich werden können, hier allerdings ebenfalls nur als Kanonenfutter herhalten), und irgendwann ist dann nach zwei CD´s die Story aus.
Ihr habt die Story verpasst? Spielt eigentlich keine Rolle, viel davon gibt es eh nicht zu erleben, und die Actionsequenzen sowie die lockeren Sprüche und Verweise auf Actionkino und Fernsehen der späten Achtziger reichen aus, um euch kurzweilig zu unterhalten, ohne dabei allerdings ein gewisses Niveau zu erreichen.

Die klaren inhaltlichen Schwächen werden durch rasante Inszenierung und ein Sprecherensemble aufgewertet, das es in sich hat. Thomas Nero Wollf und Claudia Urbschat-Mingues in den Hauptrollen, Manfred Lehmann als Sprecher, in weiteren RollenEngelbert von Nordhausen, Detlef Bierstedt, Thomas Danneberg, Klaus Dieter Klebsch, Jürgen Thormann, Lutz Riedel, Gerrit Schmidt-Foss, Wolfgang Pampel, Dietmar Wunder, Martin Kessler, … Ich könnte noch lange so weiter machen, denn insgesamt haben hier über achtzig Sprecher mitgewirkt.

Wer auf eine satte, actionlastige Inszenierung Wert legt und dabei dann verschmerzen kann, dass inhaltlich das Niveau überschaubar bleibt, der ist hier bestens aufgehoben. Ohne sie persönlich zu kennen, wage ich zu behaupten, dass die Uwe Boll-Vorlage qualitativ aufgewertet werden konnte. Kopfkino, wenn auch reines Popkorn-Kino ohne Tiefgang!