All beauty must die

Die Geschichte (zumal auf einer wahren Begebenheit beruhend) klingt unglaublich spannend: der Sprössling eines reichen Immobilienhais widersetzt sich dem Willen seines Vaters und zeigt keinerlei Interesse daran, in das Familienunternehmen einzusteigen. Stattdessen heiratet er viel lieber die in den Augen seines Vaters wertlose (da arme) Katie, mit der er die Liebe seines Lebens gefunden zu haben scheint. Willkommen bei ALL BEAUTY MUST DIE.
Der Titel verrät es schon: die Entscheidung, nach dem Herzen zu handeln und nicht nach dem Willen der Familie, hat leider kaum Zukunft. David (Ryan Gosling), der in frühester Kindheit mit ansehen musste, wie seine Mutter Selbstmord beging, ist nämlich eigentlich ein ganz schöner Mistkerl, wenn man es genauer betrachtet, und lässt schon bald nach der Hochzeit die Fassade gegenüber seiner Frau Katie (Kirsten Dunst) fallen. Während er dem Druck der Familie nachgibt und für seinen Vater in nicht ganz legalen Tätigkeiten unterwegs ist, zeigt er sich Katie gegenüber immer kühler, bis sich das Verhältnis zwischen den beiden derart entzweit hat, dass er beginnt, ihr gegenüber gewalttätig zu werden. Eines Tages verschwindet Katie spurlos…
David verhält sich fortan immer merkwürdiger, zeigt sich immer seltener in der Öffentlichkeit, und beginnt, sich mittels Perücken, Schminke und Kleider in eine Frau zu verwandeln… Weitere mysteriöse Morde um die verschwundene Person lassen den Verdacht auf David fallen, es lässt sich allerdings nichts nachweisen.
Der Mordfall ist bis heute ungeklärt, entsprechend kann der Film diese Frage auch nicht beantworten (auch wenn man ganz klar erkennen kann, welcher Meinung Regisseur Andrew Jarecki hierbei ist). Der Film versucht, möglichst sachlich die tatsächlichen Begebenheiten aufzuzeigen, ohne dabei großartige Action oder künstliche Hollywood-Dramatik zu verleihen. Daraus folgt, dass der Film insgesamt auch etwas nüchtern und teilweise fast schon unspannend wirkt. Die Gefühlsentwicklung zwischen David und Katie ist sehr gut und detailliert gezeichnet, auch der Wandel von Davids Gefühlen Katie gegenüber lässt sich gut nachempfinden. Warum Katie nach all den Schlägen und Misshandlungen trotzdem noch bei ihm bleibt, ist für den Zuschauer allerdings unverständlich…
Um den Fall faktisch darzustellen, ist ALL BEAUTY MUST DIE wahrscheinlich perfekt, als spannende Krimiunterhaltung mangelt es an erzählerischen Kniffen und plötzlichen Wandlungen. Hier geht alles Schritt für Schritt voran, kaum etwas vermag den Zuschauer zu überraschen, und auch, wenn man sich unglaublich gut in Katie hineinfühlen kann und Mitleid für ihre missliche Lage empfindet, ist das für einen kompletten Spielfilm einfach ein bisschen zu wenig Futter, um hinterher das Gefühl zu haben, glänzend unterhalten worden zu sein. ALL BEAUTY MUST DIE ist eine sehr ruhige Charakterstudie, bei der unterwegs noch ein bis zwei Morde geschehen, die aber irgendwie nicht so spektakulär wirken, auch wenn hier schauspielerisch wirklich alles in bester Ordnung ist. Allerdings hat der Film doch eine bestimmte Wirkung nicht verfehlt: automatisch schreibe ich konsequent von „Mord“ an Katie, dabei ist doch gar nicht klar, ob sie nicht vielleicht einfach nur abgehauen ist und das Weite gesucht hat…