Aliens: Colonial Marines (Xbox 360)

Riesengroß war die Vorfreude auf ALIENS: COLONIAL MARINES aus dem Hause Sega, schließlich waren auch die im Vorfeld gezeigten In-Game-Bilder wirklich großartig. Als dann im Februar der Vorhang gelüftet wurde, machte sich recht schnell Ernüchterung breit. Was genau ist hier passiert? Über die Querelen bei der Entwicklung im Hause Gearbox, die häufigen Terminverschiebungen und Auslagerungen von Programmierarbeit wurde bereits einschlägig berichtet. Wir wollen uns im Test darauf beschränken, was das Spiel im Endeffekt nun taugt. Als Randnotiz sei lediglich erwähnt, dass die Arbeiten an der Wii U-Fassung nun endgültig aufgegeben wurden, da das Spiel insgesamt zu stark in die Kritik geraten ist.
Zum Inhalt: Etwas wie ins kalte Wasser gestoßen fühlt es sich an, wenn wir uns an Bord der U.S.S. Solaco bewegen. In der Rolle von Colonial Marine Winter durchsuchen wir das Raumschiff, denn schließlich ist dies eine Rettungsmission. Corporal Hicks hat per Funk mitgeteilt, dass auf LV-426 eine Katastrophe passiert ist und er Hilfe benötigt. So schießen wir uns schon nach kurzer Zeit, in der uns grundlegende Dinge wie „Interaktion“, „Bewegungsscanner“ etc. beigebracht werden, durch Horden angreifender Aliens. Hierbei ist es nicht die Spezies an sich, die uns in Bedrängnis bringt, sondern eher die Kombination aus Widerstandskraft, der schieren Masse an Feinden und der hakeligen Steuerung. Nur selten habe ich das Gefühl, dass meine Schüsse auch ihr Ziel finden, und das nicht etwa, weil ich unfähig wäre… Was mache ich ansonsten? Ich versuche, zu überleben, und einen Weg zu finden, wieder von diesem Alien-verseuchten Ort wegzukommen. Eine wirkliche Mission ist das nicht, sondern eher eine Art Survival-Spiel. Dafür fehlt es aber an wirklichen Bedrohungen.
Die Steuerung haben wir bereits angesprochen. Flüssig wirkt anders, und auch die Grafik, die eher nach vorheriger Konsolengeneration aussieht, wirkt sich nicht gerade förderlich auf den gesamten Spielspaß aus. Die Animationen der Figuren reihen sich hier passend mit ein, lediglich die Vertonung ist halbwegs glaubwürdig, auch wenn teilweise Dialoge vorzeitig abgebrochen werden, weil ein neues Skript dies erfordert.
Eigentlich hatte ich in gewisser Weise einen Horror-Shooter erwartet, aber wirklicher Horror will sich nicht ausbreiten. Dafür ist die Handlung einfach zu sehr vorhersehbar, und die gegnerischen Aliens erschrecken auch nur kurz. Wer sich damit abgefunden hat, einen stinknormalen Shooter vor sich zu haben, wird aber ebenfalls nicht wirklich glücklich. Es gibt Open World, und es gibt die berühmt-berüchtigten Schläuche. Grundsätzlich bin ich ein Freund von schlauch-artigem Leveldesign, ich laufe nicht Gefahr, nicht mehr zu wissen, wo es weiter geht, kann mich auf die Story einlassen mit dem Wissen im Hinterkopf, dass geradeaus in den meisten Fällen mein Ziel liegt. Bei ALIENS: COLONIAL MARINES fühle ich mich etwas zu sehr beengt. Ich habe kaum Möglichkeiten, mich auch nur einen Meter von der Ideallinie wegzubewegen. Das ist etwas zu eng und schlaucht recht schnell.
Das Spiel besitzt noch einen Multiplayer-Modus. Entweder, ihr spielt die Geschichte kooperativ (dann gewinnt das Spiel an Qualität, wenn auch nur bedingt), oder ihr spielt gegeneinander auf vorgegebenen Maps als Marines oder Xenos…
ALIENS: COLONIAL MARINES schafft es leider nicht, dauerhaft zu begeistern. Vielleicht liegt die harsche Kritik tatsächlich an hohen Erwartungshaltungen aus der Lizenz oder aus den Erwartungen aus den Trailer-Videos, fest steht jedoch für uns, dass das Spiel wirklich nicht ganz so schrecklich ist, wie es vielfach dargestellt wurde. Natürlich hat es einige klare Schwächen, aber wer mit geringeren Erwartungen an das Spiel geht, bekommt durchaus ein spielbares Actionspektakel geliefert. Der erhoffte Hit, der ALIENS: COLONIAL MARINES hätte werden können, ist es insgesamt definitiv aber leider nicht geworden. Dafür hätte man in der Qualitätskontrolle, im Leveldesign, bei der Grafik an sich, eigentlich auf allen Ebenen eine klare Schippe mehr draufpacken müssen.