Bayonetta (Xbox 360)

Actiongeladenes Hack´n Slay ist derzeit voll im Trend. Große Erwartungen richten sich hierbei insbesondere auf den anstehenden dritten Teil von God Of War, aber auch THQ haben mit Darksiders und EA mit Dante´s Inferno ganz heiße Eisen im Feuer (achja, und Capcoms Devil May Cry 4 nicht zu vergessen). Sega schickt als einziger eine Dame ins Rennen. BAYONETTA unterscheidet sich allerdings nicht nur durch das Geschlecht der Hauptdarstellerin von der Konkurrenz, sondern geht in vielen Dingen eher eigene Wege. Wir haben uns Warzen ins Gesicht geklebt und nen Besen zwischen die Beine geklemmt, um richtig in Hexenstimmung zu kommen, aber dann kam alles ganz anders…

Verabschiedet euch ganz schnell von dem Hexenbild, das ich soeben angedeutet habe. BAYONETTA ist heiß, so heiß, dass sie mit einem Kostüm zurecht kommt, dass aus ihren eigenen, langen Haaren besteht und sich hauteng an den Körper schmiegt (erinnert mich insgesamt ein wenig an Spawn). Aber anstatt sich mit heraufbeschworenen Raben oder ähnlichem Getier den Weg freizuhexen, besinnt sie sich auf viel profanere Mittel: mit gewaltigen Schlag- und Tritt-Combos, Schießeisen in beiden Händen und an beiden Füßen und der Möglichkeit, jegliche Waffen, die die Gegner fallen lassen, ebenfalls zu verwenden, prügelt (bzw. ballert) sie sich durch Gegnerhorden, und das in einem rasanten Tempo. Wer gemächliches Gemetzel im Stile von Kratos, Krieg oder Dante erwartet, sollte sich vorab ein paar Liter Kaffee einschenken, um den Puls in die Höhe zu treiben, denn das Spiel ist fast schon hektisch im Ablauf.

Die vermöbelten Gegner (es handelt sich hierbei übrigens stilsicher um verschiedenste Arten von Engelsfiguren) hinterlassen Heiligenscheine, mit denen ihr zwischen den Levels in der Hölle shoppen gehen könnt, seien es verbesserte Knarren oder diverse Lollies mit unterschiedlichsten Wirkungen oder aber neue Bewegungsabläufe, die BAYONETTA erlernen kann.

Hauptaugenmerk dürften neben den vielen Combos aber die Folter-Moves und Finisher sein. Habt ihr den entsprechenden Energiebalken erst einmal aufgeladen, könnt ihr unterschiedliche Folterinstrumente beschwören, mit denen ihr die Engel dann richtig malträtiert. Bei den großen Bossfights formt sich obendrein aus euren Haaren ein gigantischer Drache, der den Engeln den Garaus macht…

BAYONETTA spielt sich wie gesagt anders als God Of War und seine sonstigen Klone. Das Gameplay hat viel mehr von Tekken, nur eben nicht als Arena-Kampf, sondern in einem weitläufigeren Areal. In freundlichen Cutscenes wird die Story erzählt, die allerdings im gesamten Spielkonzept wohl eher dazu dient, euren Buttonmashing-Fingern eine kurze Verschnaufpause zu gönnen, denn auch wenn es hunderte von verschiedensten Komboattacken gibt, mit wildem Knopfdrücken kommt man auch recht gut weiter. Wirklich gut funktioniert hier noch das Kontersystem, denn wenn ihr im letzten Moment ausweicht, wechselt das Spiel in die Hexenzeit: alles verlangsamt sich, ausser Bayonetta selbst, und dadurch könnt ihr kräftig austeilen.

Grafisch größtenteils ein Augenschmaus, ist die Sounduntermalung mit japanischen Pop-Songs eher gewöhnungsbedürftig, und der geneigte Radio-Hörer sucht schon bald die Option, sich eine eigene Playlist aus eventuell vorhandenen Festplatten-MP3s zusammenzustellen (nein, fündig wird er nicht werden). Ansonsten fehlt leider eine deutsche Synchronisation, die sicherlich die Budget-Kosten nicht wirklich gesprengt hätte, aber für die Atmosphäre viel beigetragen hätte.

Alles in allem ist BAYONETTA sehr gut gelungen, mir als altem Kratos-Liebhaber aber insgesamt etwas zu schnell im Ablauf. Spaß macht es aber allemal!