Brütal Legend (Xbox 360)

Das ist das Spiel, auf das viele Metalheads wohl schon seit Ewigkeiten gewartet haben. Endlich nimmt sich jemand der Thematik an, die einen echten Metaller täglich rund um die Uhr beschäftigt: Metal! Dabei ist es enorm wichtig, dass man dabei kein Hardliner ist, denn: ähnlich wie die Filme Spinal Tab, Waynes World oder Tenacious D. nimmt man die Dinge nicht allzu ernst, sondern verarbeitet auf absolut witzige Weise die gängigsten Klischees. Und wer wäre hierfür besser geeignet, die ganze Geschichte zu erzählen bzw. als Protagonist mitzuwirken, wenn nicht Jack Black? Willkommen bei BRÜTAL LEGEND!

Schon alleine das Intro zum Eingangsmenü ist superwitzig. In einem Video führt Black euch in einen kleinen Plattenladen, wo in einem der hintersten Winkel eine geradezu teuflische Heavy Metal-LP versteckt ist, die euch direkt in das Hauptmenü leitet. Aber das nur am Rand erwähnt, zum eigentlichen Spiel:

Eddie Riggs ist Roadie. Nicht nur irgendein Roadie, sondern er ist der beste seines Fachs. Allerdings merkt er, dass sich die Zeiten ändern, und ehrlicher Heavy Metal immer weniger Anklang findet. Bei einem Bühnenunfall, der eigentlich tödlich für ihn enden müsste, tropft ein wenig Blut auf seine Gürtelschnalle, die daraufhin zu wachsen beginnt und Eddie in eine andere Welt befördert. Er erwacht in einem Land, das aussieht wie die Landschaften, die in den alten Heavy Metal-Hymnen besungen werden. Aber etwas ist faul: der Herrscher des Landes, Doviculus, will mit seiner Gefolgschaft, der Tainted Coil, die Menschheit versklaven. Eine Widerstandsbewegung unter der Führung von Lars Halford und seiner Schwester Lita hat zwar den Willen, Doviculus zu bezwingen, allerdings fehlt ihnen jemand, der das Zepter in die Hand nimmt. Eddie merkt sofort: was die hier brauchen, ist ein Roadie.

Ab diesem Zeitpunkt Hack´n´Slay-ed ihr euch zunächst durch das Land, löst kleinere Sidequests oder folgt stur der Hauptlinie. Als Bewaffnung seid ihr mit einer Axt und einer E-Gitarre ausgerüstet. Letztere schickt Blitze und Feuerbälle auf die Gegner, wird allerdings auch dazu benötigt, um bestimmte magische Riffs zu spielen (hier habt ihr dann einen kurzen Ausflug in Richtung Guitar Hero), die euch euren Wagen heraufbeschwören, Gegnern das Gesicht wegschmelzen lässt, etc. Ihr könnt auch mit Hilfe eines Riffs Hifstruppen anwerben (natürlich Headbanger), die euch dann im Kampf unterstützen…
Durch das Lösen von Aufgaben und Besiegen von Gegnern erhaltet ihr Benzin, mit dem ihr den Göttern des Metal Feuertribut zollen könnt und somit beim Hüter des Feuers (Ozzy Osbourne) Upgrades für Waffen und Fahrzeug sowie neue Fertigkeiten erlernen könnt. Wenn ihr nicht gerade Gegner erschlagt, fahrt ihr mit eurem heißen Ofen durch das Land (und überfahrt dabei Gegner oder müsst Rennen fahren).

Irgendwann im Verlauf der Story gibt es dann noch ein weiteres Spielelement, und hierbei scheiden sich die Geister, ob sich die Entwickler damit einen Gefallen getan haben: in Stage Battles gilt es, eine Bühne zu beschützen, Fans anzuwerben, Merchandise-Stände aufzubauen und durch die Fanenergie seine eigenen Truppen zu vergrößern, um letztendlich die gegnerische Bühne in Schutt und Asche zu legen. Dieses Spielprinzip, das gleichzeitig auch den Kern des Multiplayer-Teils des Spiels darstellt, erinnert stark an taktische Aufbauspiele der Marke Command & Conquer. Geht ihr das allererste mal in einen Stage Battle, werdet ihr von den vielen Möglichkeiten förmlich erschlagen, und schnell verliert ihr den Überblick, was die geschickteste Taktik ist (soviel sei verraten: nur Kreaturen erschaffen und mit diesen schnellstmöglich zur gegnerischen Bühne zu hetzen führt meistens nicht zum Sieg).

Zwar ist auch dieser Teil des Spiels durch und durch vom Humor des Titels durchdrungen, allerdings wird es hier ein wenig viel, was in einem einzigen Spiel verarbeitet werden soll, und die Kombination Hack´n´Slay, Rennspiel und taktisches Aufbauspiel ist nicht unbedingt jedermanns Sache.

Grafisch ist BRÜTAL LEGEND in Ordnung, die Synchronsprecher machen ihre Arbeit recht ordentlich (nichtsdestotrotz empfehlen wir den Originalton), und der Humor, der hier verarbeitet wurde, ist brüllend komisch, insbesondere, wenn man sich ein wenig mit dem Heavy Metal – Hintergrund auskennt. Aber auch sonst bereitet das Spiel unglaublich viel Spaß und Vergnügen.

Punktabzüge? Wer sich mit der Strategie-Einlage anfreunden kann, wird kaum etwas an BRÜTAL LEGEND zu mosern haben. Einzig genau hierfür ein kurzes Tutorial zu bekommen, um auch ohne Singleplayer im Multiplayer eine Ahnung zu haben, was man wann zu tun hat, wäre sinnvoll gewesen. Bleibt eigentlich nur noch eine Frage zu klären: bei so vielen Filmen, die als Videospiel adaptiert wurden, kann man doch auch mal ein Videospiel als Filmvorlage verwenden, die etwas taugt (also ohne Uwe Boll), oder etwa nicht? BRÜTAL LEGEND mit Jack Black in der Hauptrolle wäre schon im Vorfeld Kult, und gleiches gilt für das Videospiel! Jetzt schon ein Klassiker für Metalfans…