Dishonored – Die Maske des Zorns (Xbox 360)

Was tun, wenn irgendjemand euch so richtig kräftig reingelegt hat und ihr nun kurz davor steht, für ein Verbrechen bestraft zu werden, das ihr nicht begangen habt? Genau das versucht DISHONORED – DIE MASKE DES ZORNS aus dem Hause Bethesda Softworks für euch zu klären. Ihr spielt Corvo, und eure simple Aufgabe ist es, eure Unschuld zu beweisen und die Schuldigen ihrer gerechten Strafe zuzuführen.
Ihr seid Corvo, Leibwächter der Kaiserin. Eine neuartige Seuche hat das Land heimgesucht und schon große Teile der Bevölkerung sind infiziert. Aus ihnen werden die sogenannten Weiner, die ein wenig an Zombies erinnern. Ihr wart unterwegs, um Hilfe von außen für dieses Problem zu suchen. Doch kaum, dass ihr von eurem Auftrag der Kaiserin zurückkehrt, sorgen Ränkeschmiede dafür, dass sich euer Leben komplett wandeln wird. Die Kaiserin wird in eurem Beisein ermordet und ihre Tochter entführt. Zu viele Attentäter auf einem Haufen sorgen dafür, dass ihr beides nicht verhindern könnt. Doch als dann die Wachen dazu kommen, verschwinden die restlichen Auftragskiller und auch die Leichen lösen sich auf, und man beschuldigt euch des Mordes, wofür ihr kurz darauf ebenfalls den Tod finden sollt. Doch ein Unbekannter hilft euch aus dem Gefängnis, und fortan seid ihr das ausführende Organ einer Untergrundorganisation, die die jetzigen Herrscher stürzen wollen, die Tochter der Kaiserin retten und somit die Thronfolge wieder in geordnete Bahnen leiten wollen.
Schon kurze Zeit später erhält Corvo von einem Verbündeten übernatürliche Kräfte, mit deren Hilfe er erstaunliche Dinge bewerkstelligen kann: Teleportieren, Besitz von anderen Lebewesen ergreifen oder die Zeit anhalten. Mächtige Werkzeuge, wenn es darum geht, sein Ziel zu erreichen. Fast schon zu mächtig. Aber eins nach dem anderen.
DISHONORED kann auf unterschiedliche Weise gespielt werden, und eure Entscheidungen haben direkten Einfluss auf den Spielverlauf. Corvo ist in seiner bisherigen Funktion als Leibwächter natürlich ein recht geübter Kämpfer und es wäre ein leichtes, sich durch die Level zu streiten und jeden Gegner einfach umzubringen. Doch natürlich hat Corvo auch ein Gewissen, und somit legt euch das Spiel eigentlich nahe, eure Aufgaben zu erfüllen, ohne menschliche Leben zu beenden. Um dies umzusetzen, habt ihr die Möglichkeiten, euch einfach an Wachen vorbei zu schleichen, oder diese unbemerkt von hinten zu attackieren, wodurch euch eine Betäubungsfertigkeit zur Verfügung gestellt wird. Beide Varianten bedeuten, dass ihr nicht am Zuwachs der Rattenpopulation schuld seid. Solltet ihr zu viele Leute umbringen, macht euch das den Rest des Spiels nur schwerer, da nämlich dadurch tatsächlich mehr Ratten durch die Gegend streifen, die ihr euch vom Hals halten müsstet.
Um eure Spezialfertigkeiten zu verbessern, sind im Spiel überall sogenannte Knochenartefakte versteckt, die ihr durch ein lebendes Herz, das ihr relativ früh im Spiel überreicht bekommt, ohne Probleme finden könnt. Manche dieser Artefakte sind allerdings so positioniert, dass ihr erst bestimmte Fertigkeiten benötigt, um daran zu gelangen… Das Steampunk-Setting passt hier ziemlich gut und macht unglaublich viel her, sodass auch die Vermischung aus industrieller Revolution, Mittelalter und Mystik kaum merkwürdig erscheinen.
In der Stadt findet ihr hin und wieder Geld oder andere Gegenstände, die ihr entweder sinnvoll einsetzen oder verkaufen könnt, um euer Barvermögen zu mehren, denn mittels Geld könnt ihr eure Waffen verbessern. Die benötigt ihr auch, wenn es in den Kampf gegen die verschiedenen Gegner in dem Spiel geht. Doch ihr könnt ja auch völlig gewaltfrei durch das Spiel kommen. Überhaupt habt ihr vergleichsweise viele Möglichkeiten, mit Problemen umzugehen. Das klassische Beispiel ist hierbei eine Laserbarriere, die ihr nicht ohne weiteres durchschreiten könnt, da ihr sonst geröstet werdet.
Ihr habt aber sehr wohl die Möglichkeit, diese Barrieren auszuschalten, euch einfach hindurch zu teleportieren, darüber weg zu klettern oder auch im Körper einer Ratte einen anderen Alternativweg durch kleine Löcher oder Rohre zu suchen.
DISHONORED präsentiert euch zum Ende noch zwei unterschiedliche Versionen, die je nach Spielstil unterschiedlich ausfallen. Somit wäre dann auch ein Anreiz gegeben, das Spiel mindestens zweimal zu spielen, nämlich einmal in der Pazifisten-Version, und einmal als Ein-Mann-Armee ohne Rücksicht auf Verluste.
Wo der Spielentwurf mit seinen vielen Freiheiten begeistert, ist die Reaktion auf die grafische Umsetzung eher verhalten. Mit aktuellen Action-Adventures kann DISHONORED nicht ganz mithalten, aber ein richtiger Fehltritt ist das auch nicht. Ähnlich sieht es bei der Soundgestaltung aus: solide, mit einer relativ hochkarätig besetzten Synchronisation, allerdings „nur“ guter Umsetzung. Für ein „sehr gut“ reicht es nicht.
Nichtsdestotrotz bleibt zu sagen, dass DISHONORED absolut Spaß gemacht hat und eine spannende, wenn auch nicht gerade überraschende Geschichte erzählt. Die Freiheit, die ihr in eurem Spielstil habt, kann sich sehen lassen und animiert dazu, auch mal ein wenig mit unterschiedlichen Fertigkeiten herumzuexperimentieren. So muss ein kreatives Adventure aussehen, das es dem Spieler überlässt, wie er zum Ziel gelangen will.