Legendary (Xbox 360)

Fabelwesen und moderne Waffensysteme, wie soll das denn bitte zusammenkommen? Die Antwort ist ganz einfach: LEGENDARY! In diesem Spiel schlüpft ihr in die Rolle des Auftragsdiebs Charles Deckard. Eure Mission ist es, aus einem Museum eine Kiste zu entwenden. Zu dumm nur, dass ihr am Tatort versehentlich diese Kiste öffnet, denn es handelt sich hierbei um die berühmt-berüchtigte Büchse der Pandora. Und nun seid ihr schuld daran, dass die Menschheit von Greifen, Werwölfen und Golems malträtiert wird. Aber es gibt noch Hoffnung: derjenige, der die Büchse geöffnet hat, besitzt auch die Macht, das Unglück abzuwenden.

Soweit zur Hintergrundgeschichte. Die ursprüngliche Geschichte um die Büchse der Pandora könnt ihr euch übrigens im Startmenü als Bildergeschichte erzählen lassen. Das ist zwar nicht zwingend notwendig, um das Spiel zu verstehen, bildet aber eventuell noch ein wenig und gibt LEGENDARY somit noch etwas mehr Hintergrund. Steigen wir aber nun an dem Punkt ein, wo die Kacke gerade zu dampfen beginnt. Die Büchse ist auf, das Alter Ego ist mit einem Brandzeichen versehen worden, welches ihm allerdings auch eine Gabe verleiht. So kann er von nun an die aus den getöteten Gegnern fließende Lebensenergie speichern und zur eigenen Heilung oder zu Energiestößen einsetzen. Das war es dann aber auch schon mit der übernatürlichen Hilfeleistung. Den Rest des Weges müssen wir auf eigenen Beinen gehen und mit eigener Kraft bewältigen. Dafür stehen uns glücklicherweise ein paar durchschlagskräftige Waffen zur Verfügung, die es allerdings erst einmal zu finden gilt. Ganz zu Beginn haben wir erst einmal nur eine kleine Feueraxt sowie eine Pistole. Während um uns herum das Chaos tobt, versuchen wir in Panik, einen sicheren Unterschlupf zu finden. Stetig neue Gefahren hindern uns allerdings an einem schnellen Fortkommen. Zunächst wird New York von Greifen heimgesucht, die Autos durch die Lüfte schleudern, sich Passanten schnappen und auch ansonsten den Eindruck machen, dass man ohne entsprechend große Feuerkraft besser einen weiten Bogen um sie schlagen sollte. Die Feuergolems in den U-Bahnschächten sind da schon anfälliger, und auch mit den vereinzelt anzutreffenden Werwölfen kommt man ganz gut zurecht, sobald man erkannt hat, dass ihnen nach dem Niederstrecken der Kopf vom Rumpf getrennt werden muss, damit sie nicht wieder auferstehen.

Aber nicht nur die Fabelwesen machen einem das Leben schwer. Auch unser ehemaliger Auftraggeber, der von Anfang an vor hatte, die Büchse der Pandora zu öffnen, trachtet uns nach dem Leben, denn er befürchtet, dass wir das Geschehene wieder ungeschehen machen wollen, und so schickt er seine kleine Privatarmee aus, sich um unser Wohlergehen zu kümmern (zum Glück, denn die Maschinengewehre, mit denen diese Truppen ausgestattet sind, eignen sich hervorragend zum Monstertöten).

Das, was diesen Egoshooter auszeichnet, ist die enorm dichte Atmosphäre, die er erzeugt. Selten war die Bedrohung und das Gefühl, unterlegen zu sein, so groß wie hier. Das dargestellte Endzeitszenario hat eine beklemmende Wirkung, und die anfangs nur als unzulänglich zu bezeichnenden Waffen erinnern stark an die ersten Sequenzen von Half-Life. Mit einer Axt gegen das Böse anzutreten, ist schon eine Mutprobe.
Natürlich wäre diese Wirkung nur halb so effektiv, wenn nicht die Grafik und der Sound die ganze Sache entsprechend unterstützen würde. Insbesondere die düsteren Bereiche, in denen wir uns die meiste Zeit bewegen, beherbergen dank netter Lichteffekte sehr viel Leben, und nicht selten erwischt man sich dabei, wie man auf Schatten schießt, weil man eine Bewegung gesehen hat. In jedem Winkel könnten sich finstere Wesen auf die Lauer gelegt haben.

Apropos finstere Wesen: die KI, die einem in Form von Werwölfen und anderen Monstern entgegentritt, ist nicht von schlechten Eltern. Während sich (um bei den Zottelviechern zu bleiben) ein einzelner Werwolf versucht, von der Seite anzuschleichen oder sich an Wandvorsprüngen an die Fersen zu heften, stellt man fest, dass sie im Rudel eher dazu tendieren, einen einzukreisen und dann von allen Seiten zu attackieren.

LEGENDARY macht nahezu alles richtig, was man bei diesem Spiel herausholen konnte. Ein wirklich innovatives Element sucht man zwar vergeblich, dafür ist die Hintergrundgeschichte spannend erzählt und extrem gut inszeniert. Die Idee mit der Brandmarkung der Hauptperson und den sich daraus ergebenden Fähigkeiten hätte allerdings noch deutlich weiter ausgebaut werden können, zumal sich jede Menge Potential darin verborgen hat, was dann im Endeffekt nur im Ansatz ausgeschöpft wurde. Eine für die Monster fast schon harmlose Druckwelle und Selbstheilkräfte sind zwar ganz nett, sieht man sich aber an, was es an spielerischen Möglichkeiten z.B. bei ‚The Force Unleashed’ gibt, kommen einem fast die Tränen. So müssen die Wesenheiten der Legendenwelt halt mit Blei gespickt werden, um sich bis ans Spielende durchzuschlagen. Atmosphärisch ist LEGENDARY allerdings ganz weit vorne.