Shaun White Skateboarding (Xbox 360)

„Veränderung macht krank!“ „Manuals sind gefährlich!“ „Farben sind schlecht!“ „Skaten ist schädlich!“
Mit solchen Warnungen will man euch dringlichst davon abhalten die Welt, in die euch Shaun White Skateboarding wirft, vor dem ultimativen Bösen zu retten: Konformität, Spießigkeit, Langeweile. Allein das ist der erste Hinweis darauf, dass es hier nicht um ein x-beliebiges Skate-Spiel geht, sondern auf jeden Fall versucht worden ist ein wenig Abwechslung ins Genre zu bringen. Unterstützung hat Ubisoft dabei vom jungen Namensgeber Shaun White bekommen, der sonst eigentlich mit Snowboarding in einem Satz genannt wird. Aber was macht man mit seinem Snowboard wenn weder Schnee noch Berg vorhanden ist? Richtig, man schraubt 4 Rollen drunter und macht die Straßen unsicher. In diesem Fall die Straßen von „New Harmony“.
New Harmony ist eine graue Stadt. Farben bedeuten Emotionen und die sind vom Ministerium, der fiktiven Diktatur des Spiels, strikt verboten. Ausnahmlos. Ihr als Spieler seid selbst Angestellter des Ministeriums und trefft eines Tages auf jemanden, der sich durch sein kunterbuntes Äußeres deutlich vom Rest der Einwohner New Harmonys unterscheidet, den festgenommenen Shaun White, den ihr verhören sollt und der euch aber sein Board überlässt, mit dem Auftrag die Stadt zu befreien. Erste Zweifel über das bisher geführte 0815-Leben machen sich breit und schlussendlich entschließt ihr euch mit eurem Skateboard einen Kampf gegen das Ministerium zu beginnen. Es folgt eine Zusammenarbeit mit einer Widerstandsgruppe, in welcher ihr auf euren etwas steif-wirkenden Mentor „Jonah“ trefft.
Dies ist nur der Anfang der Storyline, die zwar vor Klischees und Stumpfheit nur so strotzt, aber (!) für ein Skatespiel vollkommen ausreichend ist. Auf jeden Fall fühlt man sich gut aufgenommen und das Treffen und befreien diverser NPC’s bringt Abwechslung ins Rollbrett-Leben. Und á propos Abwechslung: Die findet ihr auch in der Auswahl der Kleidung, dem Aussehen eures Characters, sowie in der Optik eures Boards. Innerhalb des Spiels könnt ihr dann durch das Meistern von Herausforderungen weitere Objekte freischalten und eure Spielfigur nach euren eigenen Wünschen umstylen.
Doch kommen wir nun zum Herzstück des Spiels: Dem umgestalten New Harmonys. Denn dadurch identifiziert sich Shaun White Skateboarding wohl am meisten und grenzt sich von anderen Spielen dieser Art ab: Durch jeden Trick bringt ihr mehr Farbe in eure Umgebung. Vollführt ihr zum Beispiel schon nur einen simplen Ollie, vibriert der Boden unter euch und alles in einem kleinen Radius um euch glänzt in bunten Farben, egal ob Autos, Bäume, die Straße selbst oder die Einwohner. Die lassen die Umgebung nämlich lebendig wirken und können durch Tricks in ihrer Nähe ebenfalls verwandelt und somit befreit werden. So verwandelt ihr New Harmony in einen einzigen großen Skate-Park.
Das funktioniert jedoch nicht immer und überall; manche Personen oder Gegenstände brauchen ein gewisses „Flow-Level“ um verwandelt werden zu können. Flow sammelt ihr durch das Ausführen von Tricks und Grinds. Je länger der Grind, bzw. desto schwieriger der Trick, desto mehr Flow bekommt ihr, um eure Flow-Leiste, die stark an eine Erfahrungspunkte-Leiste erinnert, aufzufüllen. Somit könnt ihr dann auch große Rampen aus dem Boden zaubern oder aus einem Plattenbau mal eben einen Skateshop erschaffen.
Das ganze macht extrem Spaß, doch leider hat das Ganze wie so oft einen Haken; denn wie beim Start von einer Vertical zieht der Spaßfaktor anfangs extrem an, lässt dann aber leider bei längerer Fahrt stetig nach. Das liegt unter anderem an der fehlenden Abwechslung in den Missionen, die sich meistens darauf beschränken eine bestimmte Anzahl an Gegenständen zu verwandeln oder genug Flow zu sammeln um wiederum eine bestimmte Person auf die bunte Seite des Lebens zu ziehen und so weiter… Hier wären mehr Abwechslung und Möglichkeiten toll gewesen. Zumal es auch möglich ist, vom Board zu steigen und zu Fuß seinen Weg durch die Straßen zu suchen, was aber nur beim Treppensteigen oder NPC’s ansprechen wirklich notwendig wird.
Alles in allem bietet euch Shaun White Skateboarding ein super spaßiges Casual-Game, denn nichts Anderes ist es. Wer nach einem langen Arbeitstag den Kopf frei bekommen will und einfach ohne großartig nachdenken zu müssen ein bisschen rumskaten will macht hier definitiv nichts falsch. Die Anzahl an Stürzen lässt sich nach längerem Spielen bei mir an einer Hand abzählen und die Tricks werden auch eher zufällig durch ausprobieren gewählt. Wer mehr Wert auf Realismus legt und richtig gefordert werden will, sollte dann vielleicht eher zu „Skate 3“ greifen.