Chrysalis

Man stelle sich vor, plötzlich und unerwartet wach zu werden und nicht mehr zu wissen, wer man ist oder was man bislang getan hat, ansonsten aber alle motorischen sowie geistigen Fähigkeiten seiner unbekannten Vergangenheit beibehalten hat. Gruselig? Durchaus, und genau darum geht es in dem düsteren Science Fiction Thriller CHRYSALIS.

Der Ermittler David Hoffmann (eindrucksvoll gespielt von Albert Dupontel) sitzt an einem geheimnisvollen Mordfall an einem jungen Mädchen. An ihren Augenliedern finden sich Kratzspuren, die nach kurzer Zeit auf Augenspreizer hindeuten. Bei seinen Ermittlungen findet Hoffmann heraus, dass der Drogenschmuggler Dimitri Nicolov mit diesem Mord in Verbindung steht. Nicolov hat vor geraumer Zeit die damalige Lebensgefährtin und Dienstpartnerin von David getötet. Alle Indizien, die die Ermittler zusammentragen, führen zu einer Klinik für plastische Chirurgie. Wie sich herausstellt, wird dort allerdings auch mit einer Maschine des Militärs experimentiert, mit der man beliebig das Gedächtnis der Patienten verändern kann. Die Chefärztin scheint gemeinsame Sache mit Nicolov zu machen. Wird es Hoffmann gelingen, das Rätsel um die ermordete Frau zu lösen und Nicolov dingfest zu machen?

Um nicht die Spannung aus dem Film zu nehmen, verraten wir an dieser Stelle nicht, wer nun wann und wie durch die Maschine manipuliert wird und was der Hintergrund der gesamten Geschichte ist.

Der Film spielt im Paris im Jahre 2020. Sämtliche Kulissen und Bilder haben eine bedrückende Wirkung durch kalte, blasse und überwiegend blaugraue Farben. Die Atmosphäre erinnert ein wenig an Blade Runner oder Ultraviolet, kräftige, bunte Farben werden gezielt als Stilmittel verwendet, um einen Fokus zu erzielen.

Was den technischen Fortschritt von 2020, der im Film gezeigt wird, betrifft, so beschränkt man sich hier auf drei Dinge, zum einen die Gerätschaften im Krankenhaus, zum anderen die moderne Wohnungssteuerung von Hoffman sowie seine Instrumente zum Netzhautscan, Hologramerzeugen etc.. Die Bewaffnung der Polizisten und Verbrecher beschränkt sich auf Projektilwaffen und Messer.

Neben den Thrillerelementen werden in erster Linie auch MartialArts-Einflüsse im Film umgesetzt, und so bieten Chefermittler Hoffman und Gangster Nicolov die eine oder andere eindrucksvolle Kampfszene, bei der sich beide nichts schenken und die jeweilige Schachstelle des anderen suchen. Aber Hoffman ist nicht nur in diesen Prügeleinlagen recht rücksichtslos. Auch in der Situationsanalyse und den Schlussfolgerungen daraus ist er eher abgebrüht und kaltherzig.

CHRYSALIS sitzt Genre-mäßig ein wenig zwischen den Stühlen, das ist aber nicht weiter tragisch, da sich beide Bereiche in dem gebotenen Setting hervorragend ergänzen. Ein bisschen The Art Of War, ein bisschen Blade Runner, ein bisschen Total Recall, bloß irgendwie mit noch düsterer Hintergrundgeschichte und tiefer ausgeprägten Charakteren. Die Einstufung in FSK 18 empfinde ich persönlich als etwas hochgegriffen, obwohl teilweise Gewalt als einziger Lösungsweg dargestellt wird und dabei auch die Kamera dann nicht unbedingt zimperlich bei den Bildern ist, die sie einfängt. Von Gewaltverherrlichung zu sprechen, wäre aber zu weit gegriffen. Deutlich schockierender als die Gewaltdarstellung ist da schon die Idee des Eingriffs in das menschliche Erinnerungsvermögen.

CHRYSALIS bietet spannende Unterhaltung für Leute, die sich mit ein paar MartialArts-Szenen anfreunden können, ansonsten aber auf spannende, düstere Thriller stehen. Dadurch, das der wahre Hintergrund des Films recht langfristig verborgen bleibt, fiebert man mit den einzelnen Charakteren bis zum Schluss mit.