Rohtenburg

Kaum ein Film hat in der jüngeren Vergangenheit mehr Aufsehen in Deutschland erregt als Rohtenburg. Lange Zeit war der Film, der auf der Geschichte vom als „Kannibale von Rotenburg“ bekannt gewordenen Armin Meiwes basiert, der im März 2001 Bernd Brandes auf dessen Wunsch tötete und teilweise verspeiste, in Deutschland verboten. Meiwes hatte eine gerichtliche Verfügung erwirkt, die die Ausstrahlung des Films verbot, da der Prozess gegen ihn zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen war und er eine Vorverurteilung in der Öffentlichkeit fürchtete. Nun ist das Urteil aufgehoben, der Film darf ausgestrahlt werden, und somit auch auf DVD erscheinen.

Bevor wir uns weiter mit dem Inhalt beschäftigen, möchte ich auf einen Punkt zu sprechen kommen, den Thomas Kretschmann im Interview benennt: „Der Film ist fotografiert wie Fight Club, kommt aber so richtig deutsch daher.“ (frei zitiert) Das trifft den Nagel absolut auf den Kopf: ähnlich wie bei ‚Anatomie’ hat man das Gefühl, dass es sich bei de, Film um eine amerikanische Produktion handelt, die lediglich in Deutschland gedreht wurde und mit deutschen Schauspielern besetzt ist. Hier werden alleine über die Farbgebung und die Lichtverhältnisse Stimmungen erschaffen, die man selten so intensiv bei einer deutschen Produktion erlebt hat. Hut ab, da hat Regisseur Martin Weisz glanzvolle Arbeit geleistet.

Inhaltlich ist die Geschichte schnell erzählt: eine amerikanische Psychologiestudentin (Keri Russell) beschließt, sich im Rahmen ihrer Abschlussarbeit mit den Tatmotiven und menschlichen Abgründen des Mörders Oliver Hartwin (Thomas Kretschmann) zu befassen, der im Internet per Inserat nach jemanden gesucht hat, den er töten und verspeisen könne. Mit Simon Grombek (Thomas Huber) hat er letztendlich ein williges Opfer gefunden, welches er letztendlich vor laufender Kamera auch ermordet und verspeist, um für die Nachwelt zu dokumentieren, dass es sich um einen freiwilligen Akt handelte, und um sich selbst später daran erinnern zu können.
Während die Studentin Katie nun in Deutschland recherchiert, wird ihr eine Kopie dieses Videos zugespielt, die ihr den Tathergang in seiner ganzen Grausamkeit zeigt.

In erster Linie geht es um dem Film aber nicht um die Tat an sich, sondern vielmehr um den Weg dorthin, wie schon sehr früh sowohl im Leben von Grombek als auch Hartwin die Weichen gestellt werden für das, was sie später einmal miteinander verbinden soll. Genau diesen Aspekt versucht die Studentin nachzuvollziehen, zu verstehen, und verschafft sich letztendlich sogar illegalen Zutritt zum Haus Hartwins, wo sie sich dem Mörder in gewisser Weise sogar verbunden fühlt. Je weiter sie ihre Forschungen treiben, desto näher fühlt sie sich Hartwin…

ROHTENBURG ist sicherlich nichts für schwache Nerven, auch wenn ein Großteil des Schreckens nicht in Bild und Ton, sondern vielmehr in der Vorstellungskraft stattfindet. Natürlich werden auch Fans von Horrorfilmen bedient, die Kamera dreht also nicht immer weg. Dennoch ist dieser Film eher etwas für Freunde von Psychothrillern der Marke ‚Sieben’, denn für Slasherfans.