Delictum – Im Namen des Herrn

Das spanische Kino ist in letzter Zeit in seiner Bedeutung durchaus gewachsen, wie man beispielsweise an den (auch auf dem Cover als Vergleichswerke benannten) Filmen „Das Waisenhaus“ oder „Pan´s Labyrinth“ erkennen konnte. Mit DELICTUM – IM NAMEN DES HERRN kommt nun der nächste Streifen, der sich hier einreihen möchte. In wie weit es dem Horror/Gruselschocker gelingt, könnt ihr in den folgenden Zeilen erfahren.

Inhaltlich wird ein recht schnell überschaubarer Plot geboten: vor zehn Jahren haben Francesca und Pedro ihre Tochter verloren, was Francesca auch nach dieser langen Zeit nicht überwinden konnte. Entsprechend übervorsichtig geht sie nun auch mit ihrem neuen Nachwuchs um. Ihr Mann will sie diesbezüglich therapieren, nicht wissend, dass Francesca zudem noch ihre tote Tochter sieht und sich mit ihr unterhält.
Entspannung und einen Neuanfang suchen sie in einem neuen Haus, das einstmals eine katholische Schule gewesen ist. Mit der Ruhe ist es aber nicht weit her, denn Francesca hört nachts gruselige Geräusche vom gesperrten Dachboden, und später sieht sie die Geister von weiteren Verstorbenen in dem Gemäuer.
Pedro vermutet, dass Francesca unter Paranoia leidet und glaubt ihr kein Wort. Eine alte Frau, die früher einmal in dem Haus gelebt hat, verunsichert Francesca zusätzlich, allerdings scheint sie, die ebenfalls am Rande des Wahnsinns zu schweben scheint, ihr zumindest zu glauben, und verweist sie auf den Priester Miguel, der ihr eventuell dabei helfen kann, das Geheimnis des Hauses zu ergründen…

Als Stilmittel verwendet DELICTUM häufig auf alten Zelluloid-Streifen getrimmte Bilder mit Kratzern und Rauschen auf der Tonspur, vor allem, wenn es um Rückblicke in die Vergangenheit des Hauses geht. Was beim ersten mal noch als interessanter Einfall wirkt, drückt nach einigen Wiederholungen allerdings auf die Stimmung, da es zu erzwungen eingesetzt wird.
Ebenfalls ein wenig konstruiert wirken die anfänglich sehr verwirrenden unterschiedlichen Handlungsstränge, da man erst eine Zeit benötigt, um überhaupt zu erfahren, um wen es sich bei dem Film nun hauptsächlich handelt und in wie weit die vielen Parallelhandlungen für die Hauptgeschichte relevant bzw. wichtig sind.
Zwar kann man sich die Zusammenhänge, hat man erst einmal das Hauptthema erkannt, schnell zusammenreimen, nichtsdestotrotz hätte hier eventuell der ein oder andere Szenenwechsel weniger der Geschichte gut getan.

Schauspielerisch hinterlässt vor allem Ana Torrent als Francesca einen sehr positiven Eindruck. Die nervöse Mutter, die ihr Kind mit aller Macht beschützen will und gleichzeitig ihrer Umgebung vormacht, sie wäre völlig gesund, während sie ihre tote Tochter sieht, nimmt man ihr schnell ab. Auch die Ängste, die sie in dem Haus aussteht, wirken überzeugend, auch in Hinblick auf die Ablehnung, die sie daraufhin von Pedro erfährt.

Was dem Film ein wenig fehlt, ist das Tempo und der Pepp in der Handlung. Zwar ist das gesamte Szenario ein wenig unheimlich, aber noch weit weg vom Thrill oder gar Horror, und den Effekt von Geistern, die als Lichtgestalten mit Horrorgesichtern umherschweben, hat man auch schon zu häufig gesehen. In Hinblick auf den kirchlichen Hintergrund der Geschichte hätte man ein wenig mehr auf das Thema Exorzismus eingehen können, stattdessen wirkt DELICTUM aber über weite Strecken eher wie ein Kriminalfilm mit Geistern.

Fazit: eigentlich schade, dass das Niveau der benannten Filme „Das Waisenhaus“ und „Pan´s Labyrinth“ nicht erreicht wird, denn dann hätte DELICTUM ein richtiger Knaller werden können. So aber kann man ihn für Freunde der frühen Akte X-Folgen empfehlen, wer Nervenkitzel sucht, muss sich aber etwas schwerere Kost besorgen.