Nichts als die Wahrheit

Kate Beckinsale und Matt Dillon in einem Streifen, der fast zu einfach gestrickt ist, um wahr zu sein (trotz des Titels): die Reporterin Rachel Armstrong gelangt an geheime Informationen, die zum einen die CIA-Agentin van Doren enttarnen, zum anderen aber auch beweisen sollen, dass die USA nach einem Anschlag auf den Präsidenten einen Vergeltungsschlag gegen Venezuela verübt haben, obwohl ihnen zu diesem Zeitpunkt schon Informationen von ebenjener Agentin vorlagen, dass Venezuela mit dem Attentatsversuch nichts zu tun hatte. Nachdem die Story gedruckt wird und Rachel sich weigert, dem Sonderermittler des Bundesgerichts den Namen ihrer Quelle zu verraten, wird sie in Beugearrest gestellt, um sie zum Reden zu bewegen. Aber auch nach mehreren Monaten Haft weigert sie sich beharrlich, ihre Quelle zu verraten, obwohl ihre Ehe daran zerbricht, sie das Sorgerecht für ihren Sohn zu verlieren droht und auch sonst niemand mehr wirklich auf ihrer Seite zu stehen scheint…

Kate Beckinsale hat ausnahmsweise mal nicht ihr Vampir-Outfit für einen Film überschmeißen müssen, und zeigt hier einmal in der Rolle als Journalistin und Mutter, was sie schauspielerisch eigentlich so auf dem Kasten hat. Fast im Alleingang bestreitet sie diesen Nervenkrieg, wird dabei allerdings von nicht viel weniger bedeutenden Schauspielern unterstützt und begleitet: Matt Dillon gibt den Staatsanwalt, Alan Alda (vielen bekannt als „Hawkeye“ Pierce aus M.A.S.H.) ist ihr Verteidiger, Angela Bassett ihre Verlegerin Bonnie Benjamin…

Der Film spielt mit dem Zwiespalt, das eigene Wohlergehen hinten anstellen zu müssen, um Prinzipien und der eigenen Integrität genüge zu tun. Rachel geht in dem Film buchstäblich durch die Hölle, um ihre Quelle zu schützen (erst ganz zum Schluss erfahren wir, warum ihr das in diesem Fall so wichtig ist), gibt dafür ihre Karriere, ihre Ehe und letztendlich sogar das Sorgerecht für ihren Sohn auf. Erst, als ihr mit einer weiteren, langen Haftstrafe gedroht wird, bricht sie letztendlich zusammen.
Doch das ist nicht der einzige Kerninhalt, sondern auch die Unnachgiebigkeit der Staatsanwaltschaft wird in den Vordergrund geschoben, die Skrupellosigkeit, mit der sie ihre Interessen vertritt und zum Ziel zu gelangen versucht.

Wenn man Regisseur und Drehbuchautor Rod Lurie etwas vorwerfen will, dann die Tatsache, dass sich im Film alles um die Enttarnung einer CIA-Agentin dreht, die daraus resultierenden Ergebnisse einer unbegründeten Bombardierung Venezuelas fast schon nur durch einen Nebensatz erwähnt völlig ausser Acht gelassen wird. Statt auf die empörenden Inhalte ihrer Entdeckung zu schimpfen, stürzen sich die Medien auf die unfaire Behandlung der Reporterin, was die Regierung natürlich reichlich kalt lässt, denn sie weiß: die Zeit spielt für sie und gegen Rachel.

Ein spannender Film mit ein paar wenigen logischen Lücken, der insgesamt lediglich für meinen Geschmack ein paar Minuten zu lang geraten ist und die Problematik etwas zu breit tritt. Schauspielerisch aber im Vergleich zum sonst von ihr gewohnten Popcorn-Kino eine schauspielerische Glanzleistung Beckinsales.