Not Forgotten

Herrlich erfrischend! Manchmal ist es gut, keinen Klappentext zu lesen, keine Filmkritiken zu studieren, sondern sich einfach einmal überraschen zu lassen. Daher eine ungewöhnliche Herangehensweise: es folgt mein Fazit! NOT FORGOTTEN ist ein packender Thriller, der den Zuschauer anfänglich in eine völlig falsche Richtung lenkt, ihn an der Nase herumführt, um später dann erst richtig aufzublühen. Hier wird gezeigt, wie die dunkle Seite der menschlichen Seele sich gegen einen wenden kann. Spannender Film mit überraschendem Finale…

Jack Bishop ist Bankangestellter und führt ein angesehenes Leben in einer Kleinstadt an der Grenze zu Mexiko zusammen mit seiner Tochter aus erster Ehe und seiner zweiten Frau. Als Jack eines Tages ein wenig verspätet zum Fußballtraining der Mädchenmannschaft erscheint, wird er bereits von seinen Co-Trainern erwartet: seine Tochter ist verschwunden. Eine gemeinschaftliche Suche bringt keinerlei Ergebnisse zutage, weswegen kurzerhand etwas später die Polizei mit ins Boot geholt wird.

Zu diesem Zeitpunkt vermutet der Zuschauer, dass die Entführung etwas mit einer kleinen Schneekugel zu tun hat, die das Mädchen nur wenige Tage vorher vor dem Haus eines mexikanischen Kultes, der „La Santa Muerte“ (der heilige Tod), gestohlen hat. Sollte diese Schneekugel eventuell magische Fähigkeiten besitzen? Bishop tappt weiterhin im Dunkeln, bis seine Frau ihm vorschlägt, zu ebenjener Kultsekte zu gehen, da ihr die Empfehlung gegeben wurde, dass man dort Antworten auf seine Fragen erhalten würde. Widerwillig stimmt er letzten Endes zu, um dann vor Ort überrascht zu werden. Die Seherin weiß nicht nur, dass es sich nicht um die Mutter des Kindes handelt, sondern offenbart eine Art Vision, die Jacks Vergangenheit betrifft.

Das ist etwa der Zeitpunkt, zu dem der Film kippt. Die ganze Stimmung wandelt sich von einem hilflosen Familienvater zu einem kalt überlegenden Mann, der genau weiß, wie er vorzugehen hat. Jack Bishop hat, wie wir nun erfahren, eine finstere Vergangenheit, in der er nicht nur ebenfalls Mitglied des Kultes „La Santa Muerte“ war, sondern im Auftrag der mexikanischen Mafia Geld eingetrieben und Morde durchgeführt hat… Sind die Täter in diesen Kreisen zu suchen?

NOT FORGOTTEN weiß genau, wie man den Zuschauer auf falsche Fährten lenkt. Kaum denkt man, man weiß nun, wie es weiter geht, kommt eine weitere überraschende Neuausrichtung des Films. Leider verliert sich der rote Faden ziemlich zum Schluss hin, und man merkt, dass hier aus Zeitdruck eine ganz bestimmte Lösung forciert wurde, die alles in allem überstürzt und hektisch wirkt, wenn man die Zeit bedenkt, die sich der Film vorher für scheinbar unwichtige Dinge genommen hat. Warum der Film eine FSK-18-Freigabe erhalten hat, ist für mich auch nicht gänzlich nachvollziehbar, wenn man eventuell von einer Szene absieht, in der Bishop den Entführer seiner Tochter „befragt“…

Alles in allem ist NOT FORGOTTEN wirklich spannend gelungen, gut inszeniert, die Besetzung mit Simon Baker und Paz Vega in den Hauptrollen ist gut gewählt, und die düstere Stimmung des mexikanischen Kultes ist auch gut eingefangen. Fünf bis zehn Minuten mehr Laufzeit am Schluss hätten den insgesamt positiven Eindruck des Films noch abrunden können. Fazit? Siehe oben!