Großspurige Ankündigungen sind ein sehr zweischneidiges Schwert. Natürlich macht so etwas einen unglaublichen Reiz aus und weckt hohe Erwartungen, allerdings muss es diese Erwartungen hinterher auch zumindest im Ansatz erfüllen. Im Fall von THE UNDERDOG KNIGHT wurde der Film als „chinesische Antwort auf ‚Bube, Dame, König, grAs’“ tituliert. Super, denn als großer Guy Richie-Fan bin ich natürlich gespannt wie eine Feder!
Ich nehme es gleich vorweg: auch, wenn ich in nicht einer einzigen Sekunde des Films den Vergleich zu ‚Bube, Dame, König, grAs’ erkennen oder verstehen konnte, so hat mich THE UNDERDOG KNIGHT doch nicht gänzlich enttäuscht, sondern vielmehr auf andere Art und Weise unterhalten.
Lao San, Marinesoldat, sucht bereits beim Militär die Anerkennung für seine kämpferischen Leistungen und hat dort nicht viele Freunde, bis er eines Tages bei einer Übung einem Kollegen das Leben rettet, ohne Rücksicht auf seine eigene Gesundheit. So taucht er viel zu lange unter, sein Hirn wird letztendlich mit Sauerstoff unterversorgt, und er gleitet in die Bewusstlosigkeit, aus der er geistig leicht zurückgeblieben wieder erwacht. Seine Karriere beim Militär ist vorbei, doch den Kampf für die Gerechtigkeit will er weiter führen, auch als Zivilist. Und so hält er die Stadt Qingdao frei von Gesindel und Verbrechern.
Was an dieser Stelle vielleicht nach einem Superhelden-Film klingen mag, hat viel mehr Ähnlichkeiten mit einer Martial-Arts-Variante von ‚Forrest Gump’. Die Vorstellungen, die Lao San von gut und böse hat, sind sehr kindlich-naiv gehalten, und er lässt sich sehr schnell beeinflussen. Seine Freundin, die ihm trotz seines Unfalls treu zur Seite steht, macht ihm Vorhaltungen, dass er sich ständig prügelt, doch das hält ihn nicht von seiner Arbeit ab, denn nur im Kampf fühlt er sich wirklich richtig wohl.
Wie es der Zufall so will, gerät Lao San unfreiwillig in große Schwierigkeiten, als er unwissentlich einem Mann hilft, der gerade dabei ist, eine altertümliche Waffe zu stehlen. Beide werden von der Polizei gestellt, und am nächsten Tag wieder auf freien Fuß gesetzt. Der Verbrecher macht Lao San weiß, dass er reingelegt wurde von einem Mann, der sie nun verfolgen würde (wobei es sich natürlich um einen Undercover-Polizisten handelt). Lao San nimmt sich des Verfolgers an und verprügelt ihn.
Später dann kreuzen sich die Wege von Lao San und dem Syndikat erneut, diesmal im Museum beim eigentlichen Raubüberfall, und Lao San muss erkennen, dass er reingelegt wurde. Nun versucht er, seinen Fehler wieder gut zu machen, und hilft der Polizei dabei, in das Gebäude zu gelangen…
Man muss schon Martial Arts mögen und zumindest Toleranz für asiatischen Humor aufweisen. Wer Jackie Chan-Filme mag, der wird auch mit THE UNDERDOG KNIGHT gut unterhalten werden, auch wenn der bei weitem nicht so grotesk ist wie die meisten Filme vom Hollywood-geprüften Chan. Der Film versteht sich wohl eher als Charakterstudie denn als Action- oder Kung Fu-Film, denn bei allen Kampfeinlagen und der Verbrechersyndikats-Hintergrundgeschichte bleibt doch Lao Sans Naivität, sein großes Herz und sein Ehrgefühl Kernpunkt des Films.