MR73

Mit MR73 (was übrigens der Name eines Revolvers ist) kommt eine Verfilmung nach einer wahren Begebenheit ins Haus. Dabei dreht es sich um den depressiven Polizei-Ermittler Schneider, der nach einem tragische Unfall seine Tochter verloren hat und bei dem seine Frau einen schweren Hirnschaden erlitten hat, der sie geistig behindert in einer Art Wachkoma hält. Seitdem ist er schwerer Alkoholiker, was seiner beruflichen Laufbahn nicht gut tut.

In dieser Situation findet eine Mordserie in Paris statt, bei der Frauen zunächst vergewaltigt und danach brutal ermordet werden. Die Tatorte erinnern stark an den Serienkiller Charles Subra, den er vor vielen Jahren ins Gefängnis gebracht hat, doch der kann nicht der Täter sein, zumal er noch seien Strafe absitzt und auf seine Begnadigung wartet.

Als ob das nicht schon genug Probleme wären, entführt Schneider im Vollrausch einen Omnibus, als er bemerkt, dass er in die falsche Richtung fährt. Die internen Ermittler lassen dies aufgrund der früheren Erfolge von Schneider und seines unlängst erlittenen Schicksalsschlags auf sich beruhen und er kommt mit einer Versetzung in den Innendienst davon. Das hält ihn allerdings nicht davon ab, weiter in der Mordsache zu ermitteln, da er nicht zulassen will, dass der Täter noch weitere Frauen abschlachtet. Seine einzige Rückendeckung ist Kollegin Marie, die zumindest noch Mitleid mit ihm empfindet.

Auch der Besuch von Justine, deren Eltern einst von Subra ermordet wurden, hilft ihm nicht, wieder auf die Füße zu kommen. Schneider leidet, und richtet sich selbst durch tagtäglichen Vollrausch zu Grunde, doch der gebrochene Mann will weiterhin den Mörder dingfest machen. Als er eine Spur findet, geht er der Sache direkt nach und findet auch DNA-Beweise, doch statt den offiziellen Dienstweg einzuhalten, versucht er, zusammen mit einem alten Freund bei der Polizei die Verhaftung auf eigene Faust durchzuführen und somit wieder in den Aussendienst aufgenommen zu werden. Doch der Zugriff läuft schief…

MR73 ist von seiner gesamten Stimmung her sehr düster. Schneider ist durch Daniel Auteuil perfekt besetzt, der mit leicht zerfurchtem Gesicht, ungepflegtem Drei-Tage-Bart und roter Sonnenbrille bei jedem Wetter den abgehalfterten Cop absolut überzeugend spielt. Wäre MR73 ein deutscher Film, hätte diesen Part eigentlich nur Götz George übernehmen dürfen. Ständige Regenfälle, permanenter Zigarettenqualm und die depressiv wirkenden Streicher in der Hintergrundmusik tragen dazu bei, dass man sich sehr gut in den desolaten Gemütszustand des Ermittlers einfühlen kann. Hier wird ein Mann gezeigt, der in seinem Leben eigentlich keinen Sinn mehr sieht, allerdings auch keinen Ausweg weiß, da er noch gebraucht wird…

Dass dieser Film kein wirkliches Happy End hat, braucht wohl nicht noch erzählt zu werden, oder? MR73 ist eindrucksvoll in Szene gesetzt, kommt ohne viel Action aus, ohne dabei zu langweilen. Die Bilder der Tatorte sind definitiv nichts für schwache Nerven, und die FSK 16 ist wohl auch eher einer der grenzwertigen Fälle gewesen, bei denen man sich nicht sicher war, ob die 18 nicht sinnvoller wäre. Ich für meinen Teil hätte das in diesem Fall befürwortet, da der Film vor allem auf der psychologischen Ebene eher etwas für Erwachsene ist. Sehr starke Leistung von Regisseur Olivier Marchal, allerdings auch nichts für einen gemütlichen Fernsehabend in geselliger Runde!