LOST! Vor einiger Zeit wurde mir diese Serie von einem Freund ans Herz gelegt, und nachdem ich die erste Folge gesehen hatte, war mein erster Eindruck: „okay, ganz nett, aber was finden alle so daran? Ist doch jetzt nicht bahnbrechend…“ Diese Einstellung hat sich nach der zweiten Folge drastisch geändert und wurde schnell zu einer Sucht. Mit der Zeit entwickelte sich die Serie in eine Richtung, bei der man irgendwann nicht mehr genau wusste, was denn nun das große Ganze wäre, und ob sich vielleicht die Drehbuchautoren ein wenig verlaufen hatten in den Wirrungen ihrer eigenen Geschichte. Doch mit der finalen Staffel 6 wurden jede Menge Antworten und Auflösungen der vielen Rätsel versprochen. Ob dieses Versprechen gehalten werden konnte? Wir haben uns die gesamte Staffel angeschaut, um das für euch zu klären.
Der Flugzeugabsturz von Oceanic 815 bildet nur den Anfang allen Übels. Zunächst versuchen die Überlebenden, sich zu organisieren und warten auf Rettung. Doch wie sich bald herausstellt, sind sie viel zu weit vom Kurs abgekommen und befinden sich irgendwo im Nirgendwo.
Ausserdem sind sie nicht allein auf der Insel. Neben einer Gruppe Menschen, die mit den Leuten vom Flugzeugabsturz irgendwelche Versuche anstellen wollen, treffen sie auch auf die Überreste der Dharma-Initiative. Ausserdem scheint ein Monster die Insel unsicher zu machen… Dazu kommen noch Probleme in der medizinischen Versorgung, in Bezug auf Lebensmittel etc…
Das alles sind grob gesehen die Probleme, die die ersten fünf Staffeln über sich immer mehr in Surrealismus, Mystery und Paralleluniversen bzw. parallelen Zeitebenen ausweitet.
In der finalen Staffel dreht sich nun alles um den Kampf zwischen Gut und Böse, dem Auflösen der parallelen Erzählebenen, sowie den großen Fragen: welche Aufgabe haben die Überlebenden auf der Insel, welche Rolle spielen Jacob und sein Bruder, und was ist die Insel eigentlich…
Wir wollen nicht allzu viel verraten, aber: was sich schon nach und nach angedeutet hat, wird immer klarer: die Akteure teilen sich in zwei Gruppen auf, die unterschiedliche Lösungen sehen, um ihrem Schicksal zu entkommen, es wird mit harten Bandagen gekämpft, und es werden bei weitem nicht alle lebendig die Insel verlassen. Viele Fragen werden tatsächlich beantwortet, aber bei weitem nicht alle, und durch einzelne Episoden, die die Vergangenheit mancher bislang noch nicht viel näher beleuchteter Charaktere zeigen, wird einiges klarer.
Das Gefühl, nach der Staffel das große Ganze erfasst, den Sinn dahinter entdeckt zu haben, bleibt allerdings ein wenig aus. Vielleicht waren die Erwartungen im Endeffekt einfach zu groß, dass sich alles irgendwie logisch aufklären würde, vielleicht haben sich die Drehbuchautoren auch tatsächlich in irgendeiner Form verrannt, Fakt ist: LOST bietet weiterhin jede Menge Interpretationsspielraum und lässt uns ein wenig im Regen stehen, allerdings bei weitem nicht mehr in einem Monsun, wie es zu den Staffelenden ab Staffel 3 jeweils der Fall war, sondern nur noch ein schwacher Nieselregen.
Alles hat irgendwie ein Ende gefunden, und die restlichen Fragen, die hinterher ganz sicher noch offen sind, die kann man sich entweder sein Leben lang stellen, oder man versucht eine Eigeninterpretation.
Wie schon die Staffeln davor, ist bei LOST von technischer und schauspielerischer Seite her nichts zu bemängeln. Gestochen scharfe Bilder, brillante Farben, ein satter, knackiger Ton, schauspielerisch gute Leistungen von Darstellern, die durch die Serie bekannt geworden sind, eine treffsichere Auswahl bei den Synchronsprechern, visuell gut gestaltete Special Effects, und überhaupt: die gesamte Insel wirkt authentisch.
Eigentlich dürfte es nur zwei Kategorien von Menschen geben, denen man etwas in Bezug auf Staffel 6 von LOST sagen kann: die einen, die bereits alle fünf Staffeln davor kennen und sich das Finale auf jeden Fall holen sollten, und die anderen, die bislang noch nichts mit LOST zu tun hatten. Denen sei gesagt: Finger weg! Warum? Ganz klar: hier ist bei Staffel 1 anfangen Pflichtprogramm!!!