Night Train

Was genau sich Regisseur Brian King bei NIGHT TRAIN wohl gedacht hat, ist nicht ganz klar. Vielleicht hatte er ein bestimmtes Budget zur Verfügung, das er unbedachter Weise fast vollständig für die Hauptdarsteller Danny Glover, LeeLee Sobieski, Steve Zahn und Matthias Schweighöfer ausgegeben hat, um dann festzustellen, dass man auch noch etwas Geld hätte übrig behalten sollen, um auch ein anständiges Drehbuch, glaubhafte Drehorte oder zumindest akzeptable Computeranimationen zu bekommen, wenn man schon nicht in der Lage ist, das Setting in echt nachzustellen…

Die Geschichte ist schnell erzählt: es ist Weihnachten, und nur ein paar wenige Leute sind in dem Nachtzug „Nightingale“ unterwegs, die vom Schaffner (Danny Glover) und seinem Kollegen (Matthias Schweighöfer) durch die Winterlandschaft begleitet werden. Als bei einem Zwischenstopp auf scheinbar offener Fläche ein weiterer Passagier wortlos zusteigt, benimmt sich dieser sonderbar und stopft sich Pillen in den Mund. Nur wenige Minuten später wird er vom Schaffner auf seine Fahrkarte im Zug angesprochen, doch ist er bereits tot.

In seinen Sachen entdecken eine junge Medizinstudentin (LeeLee Sobieski) und ein heruntergekommener, offensichtlich alkoholabhängiger Händler (Steve Zahn) ein Kästchen, das wertvolle Edelsteine enthält. Der Schaffner will den Vorfall melden, doch die anderen beiden überreden ihn dazu, dies zu unterlassen. Stattdessen wollen sie die Leiche in einem Fluss versenken und die Steine unter sich aufteilen…

Dass dies alles keine gute Idee ist, kann sich der geneigte Zuschauer schon denken, und als dann kein passender Koffer für die Leiche gefunden wird, gehen die Probleme erst los. Später steigt dann noch ein weiterer Herr ein, der sich nach eben jenem Mitfahrer mit dem Kästchen erkundigt. Als er merkt, dass da was nicht stimmt, wird auch er beseitigt, kann aber vorher noch die Information verraten, dass das Kästchen unheil bringt und alle, die hineingesehen haben, bis Sonnenaufgang sterben werden, wenn es nicht vernichtet wird.
Beim nächsten Halt steigt zu allem Überfluss nun auch noch die Polizei ein, die die Leiche gefunden haben, da der Fluss vereist war…

Grundsätzlich ist die Idee nicht schlecht, und schauspielerisch gibt es eigentlich auch nichts auszusetzen (kein Wunder, besieht man sich, wer hier agiert). Der Film kann leider trotzdem nicht wirklich überzeugen, da die Dialoge stellenweise wirklich schlimm und peinlich banal sind, die Zugabteile aussehen, als wären sie von einer Theater-AG als Szenenbild gefertigt worden, von den Aussenansichten des computeranimierten Zugs einmal ganz zu schweigen.
Des weiteren stellen sich dem Zuschauer einfach viel zu viele Fragen, die den gesamten Film über nicht aufgeklärt werden. Halt! Ich korrigiere: normalerweise würden sich dem Zuschauer viel zu viele Fragen stellen, wenn die gesamte Geschichte nicht derart dargestellt werden würde, dass man sich schon zu einem extrem frühen Zeitpunkt denkt, dass es nicht lohnt, sich in dieses Szenario hineinzudenken! Würde man es tun, kämen die Fragen aber ganz bestimmt: „Was genau ist das Kästchen und wo kommt es her?“, „Wer sind die Leute, die es zerstören wollen?“, „Was versprechen sich die Leute, die es einfach nur besitzen wollen, ohne jemals hineingesehen zu haben?“, …
Der Kasten an sich erinnert mich im Endeffekt am Schluss dann obendrein noch an Hellraiser. Aber abgesehen von der Auffalt-Technik sind keinerlei Parallelen zu ziehen, soviel ist klar.
NIGHT TRAIN hätte ein richtig guter, spannender Film werden können, lahmt aber an zu vielen Stellen gewaltig, als dass man darüber hinwegsehen könnte.