Königreich des Verbrechens

Als ich mir KÖNIGREICH DES VERBRECHENS angestellt habe, bin ich mit völlig falschen Erwartungen an den Film herangegangen. Titel und Klappentext versprechen eine actiongeladene, spannende Geschichte. Wie sich herausstellen soll, dreht sich aber alles vielmehr um die Beziehungen der Personen zueinander, um unterschwellige Bedrohungen, aber nur ganz wenig um Action.

Joshua wird von seiner Großmutter aufgenommen, nachdem seine Mutter an einer Überdosis stirbt. Oma Janine lebt zusammen mit ihren drei Söhnen Andrew, Craig und Darren, alle drei Verbrecher, die sich mit Überfällen oder Drogenhandel den Lebensunterhalt verdienen (allerdings sind die Verhältnisse, in denen Familie Cody leben, eher bescheiden, der Titel „Königreich des Verbrechens“ könnte also in die Irre leiten).

Zu dem Zeitpunkt, zu dem Joshua nun in diese Familie gerät, werden, Craig und Darren permanent von der Polizei beschattet, Andrew bereits fieberhaft gesucht. Die ermittelnden Polizisten sind frustriert, da sie keine Erfolge verzeichnen können und ihre Abteilung in Folge dessen bald aufgelöst wird. Diesen Frust lassen sie bleihaltig an der Familie Cody aus. Als diese zurückschlagen, versucht Sergeant Leckie, den jungen Joshua dazu zu überreden, für ihn als Spitzel und Kronzeuge zu arbeiten. Doch Andrew riecht den Braten…

Was hier in der Zusammenfassung (trotz Auslassung der wenigen actionlastigen Momente) noch halbwegs spannend klingt, ist in Wahrheit eher eine Charakterstudie, die darauf basiert, eine möglichst drückende Stimmung und unterschwellige Bedrohung aufzubauen, die man nicht wirklich greifen kann. KÖNIGREICH DES VERBRECHENS ist insgesamt ein sehr stiller, nachdenklich stimmender Film, und ganz klar nicht darauf ausgerichtet, unterhaltsames Popkorn-Kino zu sein.

Mit Guy Pearce in der Rolle des Sergeant Leckie hat man eine ziemlich gute Wahl getroffen, die restliche Besetzung ist mir persönlich nicht bekannt gewesen. Pearce hat entgegen der durch das Cover anmutenden Darstellung im übrigen nur eine der wichtigeren Nebenrollen und taucht im Film auch erst relativ spät auf.

Ohne die Intensität oder Klasse zu erreichen, erinnert mich der Film trotzdem am ehesten an „Taxi Driver“, spielt allerdings in einem anderen Milieu und hat auch einen gänzlich anderen Handlungsstrang. Lediglich die Art der Stimmung, die hier erzeugt wird, ist ähnlich.

Atmosphärisch ist der Film entsprechend sehr gut, man hat aber das Gefühl, irgendwo mitten in einen als Mehrteiler geplanten Film einzusteigen, bei dem man mindestens den Aufstieg der Familie Cody verpasst hat und auch die Entwicklung von Joshua nur bedingt nachvollziehen kann.