Paper Man

PAPER MAN ist einer dieser Independent-Filme, die man sich anschaut, die ganze Zeit über das Gefühl hat, dass das Geschehen einen irgendwie berührt, und wenn dann am Schluss alles vorbei ist, weiß man zwar grundlegend, was der Regisseur (bzw. in diesem Fall die Regisseure) einem mitteilen wollte, versteht allerdings die Wertung dahinter nicht.
Eines muss man Kieran Mulroney und Michele Mulroney allerdings lassen: bei der Wahl der Schauspieler hatten sie ein glückliches Händchen!

Richard Dunn (Jeff Daniels) ist Schriftsteller. Zumindest hat er schon einmal ein Buch veröffentlicht, das war allerdings nicht sonderlich erfolgreich. Er ist mit sich selbst nicht im Reinen, steckt in einer kreativen Schaffenskrise, und zu allem Überfluss hat er einen imaginären Freund, der ihn seit Kindesbeinen an zur Seite steht. Captain Excellent (Ryan Reynolds) ist eine Art Supermann, der aber nicht durch Taten, sondern durch Ratschläge und Kommentare auf Richards Leben einwirkt.
Richards Frau Claire (Lisa Kudrow) hat jedenfalls genug davon. Sie steckt Richard in ein Ferienhaus auf Long Island, wo er aus seinem kreativen Loch klettern und ein neues Buch schreiben soll. Sie selbst arbeitet weiter als Gefäßchirurgin in New York und besucht ihn lediglich an den Wochenenden.

Doch Richard Dunn ist mit Abgeschiedenheit nicht zu helfen. Schnell fühlt er sich in dem Haus unwohl, beginnt, Möbelstücke in den Garten zu tragen und dort eine Art Außenzimmer aufzubauen. Und gegen seine Einsamkeit findet er ebenfalls Abhilfe: beim Einkaufen trifft er die junge Abby (Emma Stone), die er kurzerhand zum Babysitten engagiert (dabei hat er kein Baby zum Aufpassen). Abby kann das Geld gut gebrauchen, und Richard scheint ihr auch sympathisch zu sein. Nach und nach freunden sich die beiden an, denn auch Abby hat Probleme, die sie alleine nicht lösen kann.
In den Augen der Außenstehenden ist diese Freundschaft natürlich absolut unangemessen. Können die beiden ihre Vergangenheit bewältigen und sich dem hier und jetzt stellen?

Bei all der Charakterstudie, die hier betrieben wird, und bei all dem unterschwelligen Humor, der uns manches mal entgegenblitzt: PAPER MAN ist keine Komödie, und PAPER MAN ist kein Superheldenfilm, diesbezüglich täuschen die Bilder auf Cover und Rückseite ziemlich. Eigentlich ist dies eher eine Tragödie, denn ein wirkliches Happy End gibt es nicht. Oder doch?
Genau in diesem Punkt liegt meine Hauptkritik am Film. Mulroney und Mulroney erheben zwar regelmäßig den Zeigefinger, lassen dies aber immer als unangemessene Kritik wirken. Wenn sich Claire über Richard aufregt, mag sie aus ihrer Sicht der Dinge möglicherweise im Recht liegen, jedoch zeigt sie dabei wenig Einfühlungsvermögen. So rechnet man eigentlich damit, dass sich Richard zum Schluss hin von seiner Frau, die nur ihr eigenes Ansehen und ihr Wohl im Blick zu haben scheint, trennen wird, um wieder ganz und gar zu sich zu finden. Aber es soll ganz anders kommen.

PAPER MAN ist definitiv ein Film für Leute, die gerne mal nachdenken, wenn sie einen Film schauen, und sich dabei fragen, wie es um sie selbst wohl bestellt ist. Erwachsen werden, was ist das denn? Und worin liegt der tiefere Sinn des Lebens? Dieser Film gibt zwar keine Antworten auf diese Fragen, aber zumindest gibt es eine Menge Denkanstöße. Wem so etwas zusagt, der ist hier bestens bedient!