Sucker Punch

SUCKER PUNCH lässt mich erheblich verwirrt zurück. Eigentlich halte ich große Stücke auf Regisseur Zack Snyder, hat er doch mit ‚Watchmen’ und ‚300’ gleich zwei Filme auf den Markt geschmissen, die in meiner Favoritenskala ganz oben mitmischen. Was ich mit dieser Girlpower-Fantasy-Action-Psychonummer allerdings anfangen soll, ist mir noch nicht ganz klar, und vor allem weiß ich hinterher nicht, wo der tiefere Sinn darin lag.

Zur Geschichte: Nach dem Tod ihrer Mutter sieht sich Babydoll (Emily Browning) ihrem Stiefvater ausgesetzt, der versucht, sie zu missbrauchen. Als sie sich wehrt, sperrt er sie ein und will sich an ihrer kleinen Schwester vergehen. Babydoll klettert aus dem Fenster, besorgt sich eine Waffe und will ihn erschießen, erwischt dabei aber mit einem Querschläger die kleine Schwester. Sie wird überwältigt und in eine Irrenanstalt verfrachtet, wo man ihr eine Lobotomie verpassen will, um sie willenlos zu machen. Kurz vor dem Eingriff entflieht sie in eine Traumwelt, der eigentlichen Haupthandlung von SUCKER PUNCH.
Hierin verarbeitet sie (ähnlich wie beim Zauberer von Oz) alle Figuren, die ihr bekannt sind. Sie steckt nicht in einer Irrenanstalt, sondern in einem Bordell, wo die Mädchen zunächst im Rahmen einer Show für ihre Kunden auf einer Bühne tanzen. Babydoll stellt sich dabei so gut an, dass ihr Tanz eine fast hypnotische Wirkung auf das Publikum hat. Sie selbst erlebt in diesen Momenten spannende Actiongeschichten, in denen sie mit ihren Leidensgenossinnen prekäre Situationen durchstehen muss. In einer Vision erfährt sie, dass es fünf Dinge benötigt, um zu entfliehen: eine Karte, ein Feuerzeug, ein Messer, einen Schlüssel, und ein fünftes Puzzlestück, was sie erst dann erkennen würde, wenn es soweit ist. Mittels Tanzeinlagen lenkt sie nun die Personen ab, die Karte, Schlüssel, Messer oder Feuerzeug besitzen…
Der Zuschauer darf dabei zusehen, wie das Fünfergespann, bestehend aus Babydoll, Rocket (Jena Malone), Blondie (Vanessa Hudgens), Amber (Jamie Chung) und Sweet Pea (Abbie Cornish), gegen steinerne Riesensamurai, Nazizombis, Orks, einen Drachen, Kampfroboter etc. antreten, um ihre speziellen Missionen zu erfüllen…

Optisch ist auch SUCKER PUNCH ein wirkliches Meisterwerk geworden. Die düsteren Szenen im Sanatorium bzw. im „Wohntrack“ des Bordells, die dreckige Szenerie, in der die Auftritte der Mädchen stattfinden, und als Gegenpol dazu die kraftvollen Farben, die in den Traum-/Tanz-Sequenzen verwendet werden. Bunte Superheldinnen, aufgehübscht, dass selbst L´Oreal die Augen tränen würden. Diese Heldinnen sind zudem ihren Gegnern haushoch überlegen und, so scheint es, zu keiner Zeit in Gefahr. Man zittert nicht mit, denn man weiß, dass es nur ein Traum ist, der sinnbildlich für den Tanz steht, den Babydoll abliefert. Erst zum Schluss, als der Plan zu scheitern droht, kommt ein wenig Fahrt in die Geschichte und man beginnt, mitzufiebern. Bis dahin wird man leider „nur“ berieselt, als würde man sich mehrere Videoclips auf einem Musiksender hintereinander anschauen (früher gab es das tatsächlich mal).

Zack Snyder scheint hier mehrere Stile und Genres in einem Film zusammen geschnitten zu haben. Das Endergebnis ist sicherlich interessant, allerdings auch anstrengend und für die Dauermotivation beim Zuschauen keinesfalls förderlich. Irgendwo zwischen „Alice im Wunderland“, „Dead Snow“, „Der Herr der Ringe“, „Star Wars“ etc. angesiedelt, verliert sich Snyder in diesem Konzept, schafft es nicht, alle Elemente für sich Sinn bringend in ein Ganzes zusammenzupressen. Der Film ist schrill, ohne laut zu sein, bunt, ohne viele Farben zu verwenden. Und so sehr ich mich auch bemühe, Gesellschaftskritik hinter der Geschichte zu finden, so scheitere ich immer wieder an diesen „Püppi“-Gesichtern, die zwar ein schlimmes Schicksal zu erleiden haben, dabei aber nicht eine Sekunde vom Schicksal gezeichnet oder gar gebeutelt wirken, sondern eher so, als wäre ihr größtes Problem, dass das Gesichtspuder alle oder ein Fingernagel abgebrochen sein könnte… Und ein Film, bei dem man nicht mit den Hauptfiguren mitfiebern kann, hat meiner Ansicht nach seine Wirkung verfehlt. Optisch hui, inhaltlich pfui!