Rango

An RANGO scheiden sich die Geister. Während die eine Hälfte diesen Film als vielleicht beste Trickfilm-Geschichte der letzten Jahre erachten, gehen andere mit gesenktem Haupt und traurigen Gesichtern aus dem Abspann hervor (wenn sie es denn bis dahin geschafft haben), und auch ich muss sagen, dass ich dachte, unvoreingenommen an die Sache herangehen zu können, da ich mich im Vorfeld nur bedingt über den Inhalt erkundigt habe (und einen Teil meines Wissens aus der Videospielvorlage zugrunde gelegt habe). Jedoch sollte man sich sehr wohl über den Inhalt im Vorfeld erkundigen, denn man hat bei Trickfilmen mit einer FSK6 eine gewisse Erwartungshaltung, bedingt aus den die letzten Jahre erschienenen Filmen wie „Madagaskar“, „Findet Nemo“, „Monster AG“, „Shrek“, „Toy Story“, … RANGO geht allerdings ganz andere Wege, und auch, wenn die gezeigten Bilder eine FSK6 rechtfertigen, wird kein sechsjähriges Kind mit diesem Film glücklich werden, denn die Handlung ist nicht auf lustig oder witzig getrimmt, die Geschichte ist kein oberflächliches Getummel, das man „im Vorbeigehen“ betrachten kann. Hier wird man gefordert.

Rango ist ein Chamäleon, das eigentlich sein Dasein in einem Terrarium fristet, zusammen mit einer kopflosen Barbypuppe. Langeweile ist sein größtes Problem, welches er durch Schauspielerei zu überwinden versucht, und er sehnt sich nach Abenteuern. Doch manche Wünsche sollte man nicht zu laut aussprechen, denn bei einem Autounfall wird er aus dem Wagen geschleudert und muss nun mitten in der Wüste alleine zurechtkommen. Er landet in der Wüstenstadt Dirt, gerade rechtzeitig, um hier inmitten einer Krise anzukommen. Aus unerfindlichen Gründen bleibt das Rohr, aus dem Dirt bislang seine Wasserreserven geschöpft hat, seit geraumer Zeit leer. Irgendjemand oder irgendetwas verhindert, dass hier das Wasser fließt. Als domestiziertes Haustier unter „Wilden“ nutzt er sein schauspielerisches Talent und errichtet sich ein Alter Ego, das als Westernheld durchgehen würde. Die Einheimischen sind beeindruckt von seinen angeblichen Taten und ernennen ihn kurzerhand zum Sheriff, nachdem er einen berüchtigten Ganoven im Pistolenduell bezwingt und sogar den Adler, der dabei auftaucht, mit einem geschickten Zufallstreffer ausser Gefecht setzt. Von nun an ist er gefeierter Held und geht in seiner Rolle voll auf. Im Endeffekt spielt er solange den Westernhelden, bis er selbst davon überzeugt ist, dass er einer ist. Doch die echten Bösewichte ziehen ihre Fäden im Hintergrund und drängen darauf, Rango bloß zu stellen.

Rango ist, wie oben bereits erwähnt, kein Animationsfilm für Kinder. Nicht, dass hier unnötig viel Gewalt gezeigt werden würde, die Einteilung der FSK ab 6 ist völlig in Ordnung. Vielmehr verstehen Sechsjährige den Sinn hinter dem Film nicht und versuchen (vergeblich), nach Humor zu suchen. Dass es sich hierbei um eine Mischung aus Western und Ökothriller handelt, bleibt gänzlich aussen vor, so scheint es. Rango ist wirklich eher für Erwachsene gemacht.
Nicht nur, was die Ausrichtung des Films betrifft, ist Gore Verbinski neue Wege gegangen, sondern auch in der Entwicklung des Films ist er mit einer ziemlich netten Idee an die Sache gegangen. Statt etwas durch Schauspieler „synchronisieren“ zu lassen, hat er diese in Form eines Theaterstücks den Film auf einer Bühne aufführen lassen, dabei ihre Texte mitgeschnitten und die Kamera ebenfalls laufen lassen. Aus diesen Bildern, die er im Anschluss seinen Programmierern gezeigt hat, ist dann der Film entstanden, sozusagen „auf die Synchronisation“ zugeschnitten. Zudem haben sich die Programmierer durch das schauspielerische Talent der einzelnen Leute leiten lassen, ihren Figuren Leben einzuhauchen…

RANGO ist, auf den zweiten Blick betrachtet, bei weitem nicht so fade, wie ich mit meiner fälschlichen anfänglichen Erwartungshaltung gedacht habe. Insgesamt muss ich aber sagen, dass auch als nicht lustiger Film hier ein wenig mehr Tempo an der einen oder anderen Stelle angebracht gewesen wäre, oder aber, was sich am ehesten angeboten hätte, den einen oder anderen Witz mehr mit einbringen. Denn, das muss man auch klar sagen, gänzlich unkomisch ist der Streifen bei weitem auch nicht! Den Technikfreaks sei gesagt, dass das Bild, wie für einen Animationsfilm nicht anders zu erwarten war, gestochen scharf ist, und die Synchronisation der Figuren wirklich gut getroffen wirkt.