Stolen Lives

Als Detective Tom Adkins in einem Diner kurz zur Toilette geht, verschwindet sein 10-jähriger Sohn spurlos. Da der Junge keine Probleme mit den Eltern hatte, geht man nicht davon aus, dass er weggelaufen ist, sondern Opfer eines Verbrechens wurde. Acht Jahre später hat Tom immer noch nicht alle Hoffnung aufgegeben, seinen Sohn wieder zu finden, seine Frau geht allerdings davon aus, dass er tot ist. Als dann auf einer Baustelle die skelettierte Leiche eines kleinen Kindes gefunden wird, vermutet Tom sofort, dass es sich um seinen Sohn handeln könnte. Willkommen bei STOLEN LIVES.

Der Film stellt die erste Regie-Arbeit von Anders Anderson dar, der hiermit gleich ein Schwergewicht in den Ring steigen lässt, denn neben dieser Haupthandlung wird uns noch die Geschichte der Familie Wakefield erzählt, die fünfzig Jahre früher spielt, allerdings ein ähnliches Thema behandelt: hier hat sich die Ehefrau von Matthew Wakefield erhängt, und er muss nun mit seinen drei Söhnen zusehen, wie er zurecht kommt, nachdem er auch noch seinen Job verliert. Die beiden ältesten Söhne kann er bei seiner Schwester und seinem Schwager (der nicht allzu viel auf ihn hält) unterbringen, den jüngsten Spross, der obendrein eine leichte Behinderung hat, muss er aber selbst versorgen. Als er dann eines Tages in einer Bar nach Zerstreuung sucht, während sein Sohn auf der Rückbank des Autos schläft, geschieht das Unglück: als er zurückkommt, ist sein Sohn verschwunden…

Tom Adkins erfährt von den Forensikern, dass es sich nicht um seinen Sohn handeln kann, sondern dass es sich hierbei um die Leiche eines seit ca. 50 Jahren toten, behinderten Kindes handeln muss (aha, der Zuschauer weiß Bescheid!). Nichtsdestotrotz versucht er nun, dieses Rätsel zu lösen, da er vermutet, dass ein ähnliches Schicksal hinter dieser Geschichte liegt, wie bei ihm. Treibt sich unter umständen seit mehr als fünfzig Jahren ein Triebtäter in der Gegend herum, dem bislang nicht das Handwerk gelegt werden konnte, oder ist Adkins Hauptverdächtiger für das Verschwinden seines Sohnes auch hierin involviert? Der sitzt im Gefängnis, allerdings für andere Taten. Die Entführung seines Sohnes konnte er ihm bislang nicht nachweisen.

Anderson versteht es, geschickt zwischen den Zeiten hin- und her zu springen, und verrät immer nur so viel, wie der Zuschauer unbedingt wissen muss. So ertappt man sich beim Zusehen immer wieder dabei, dass man selbst mit rätselt, wer denn wohl der Täter ist, wie der Tathergang war und wo der Zusammenhang zwischen den beiden Fällen besteht. Zwar wird uns für meinen Geschmack ein wenig zu früh verraten, wer hier der Täter ist, nichtsdestotrotz bleibt es dann weiterhin spannend, denn nur zu wissen, wie der Tathergang vor 50 Jahren war, reicht noch lange nicht aus, damit Tom Adkins den Täter auch tatsächlich dingfest machen kann. Mit Jon Hamm und Josh Lucas hat man genau das richtige Mittelmaß zwischen „bekanntem Gesicht“ und „abgenutztem Schauspieler“ gefunden, um uns zwar ein wenig Vertrautheit zu gönnen, aber eben nicht zum 1.999 mal irgendeine Hollywoodgröße im wieder gleichen Setting zu bieten. Insbesondere Jon Hamm ist es, der es schafft, die Hauptrolle des Films so auszufüllen, dass man nur geringe Sympathie für den gebrochenen Mann empfindet, der sich selbst nicht vergeben kann und zu Wutanfällen neigt, obgleich sein Schicksal sicherlich niemand mit ihm teilen will und man somit dann doch irgendwie Mitleid empfindet und die Kaltherzigkeit und seine verschlossene Art nachempfinden kann.

Wer gerne mitdenkt und bei Krimis gerne selbst herausfinden will, wer der Täter ist, der ist bei STOLEN LIVES genau richtig beraten. Eine in sich schlüssige Story, die lediglich etwas zu wenig über das Tatmotiv verrät. Hier wäre noch etwas mehr Potential drin gewesen, insgesamt überzeugt der Film aber auch so schon ungemein!