Ironclad – Bis zum letzten Krieger

FSK 16? Wieder einmal bin ich im Nachhinein von der Prüfbehörde überrascht. Da fragt man sich wirklich manches mal, was die Herren und Damen dort eigentlich den ganzen Tag tun. In anbetracht von literweise roter Suppe, abgetrennten Gliedmaßen etc. ist es mir zumindest sehr schleierhaft, wie man einen Titel wie IRONCLAD mit dem FSK16-Siegel ausstatten kann. Aber das ist ja nicht die Schuld des Films, und um den geht es nun auch:

Nachdem King John (grandios gespielt von Paul Giamatti) die Magna Carta unterschrieben hat, die für ihn erhebliche Einbußen seiner Macht bedeutet, will er sich mit Hilfe von dänischen Söldnern am Adel rächen und seinen Einflussbereich wieder stärken.
Auf Rochester Castle aber trifft er auf Widerstand: Thomas Marshal (James Purfoy), ein Tempelritter, hat sich auf die Seite der rebellierenden Adligen gestellt und kämpft nun gegen König John und seine Söldnertruppen…

Ja, tatsächlich: mehr gibt es zu der Story gar nicht mehr zu erzählen. Als Randnotiz sei gesagt, dass dies alles irgendwie auf geschichtlich belegbaren Tatsachen beruht, allerdings wohl lediglich die Belagerung von Rochester Castle an sich, nicht aber der Ablauf der Schlacht. Und vom Schlachten gibt es hier jede Menge zu sehen. Regisseur Jonathan English lässt hier exzessiv Schwerter aufeinander prasseln. Nein, stimmt so nicht. Die Schwerter prasseln nicht aufeinander, sondern durchtrennen in regelmäßigen Abständen menschliche Gliedmaßen. Ihr fandet Braveheart schon schlimm? Ihr solltet einen weiten Bogen um IRONCLAD machen. Spätestens in den Szenen, wo die belagerten „überredet“ werden sollen, den Widerstand aufzugeben und die Burgtore zu öffnen, hat man das Gefühl, dass hier eine Grenze überschritten wird. Natürlich war es Gang und Gebe, im Mittelalter ganz hässlich zu foltern und grausame Strafen durchzuziehen, aber muss man sich anschauen, wie unschuldigen Menschen Hände und Füße abgehackt werden? Hier hätte die Kamera nicht zwingend weiter draufhalten müssen, die Vorstellung alleine, was da gerade passiert, hätte wohl gereicht.

Filmisch, schauspielerisch, umsetzungstechnisch ist das alles in Ordnung. Die Story ist insgesamt sehr dünn, reicht aber als Mittel zum Zweck völlig aus, um hier (und ich zitiere hiermit das Eigenlob auf der DVD-Rückseite) „kompromisslos brutal und unbarmherzig realistisch“ zu zeigen, wie rau das Mittelalter wirklich war.

Egal, was das FSK-Logo sagt: IRONCLAD gehört nicht in die Hände von Jugendlichen! Würden sich die Prüfer den Film noch einmal genau anschauen, würde ihnen wahrscheinlich auffallen, dass sie einen eklatanten Fehler gemacht haben. Wo man sonst häufiger gewillt ist, die engstirnige Sichtweise der Herren zu bemängeln, wäre hier ein Hinweis auf „Keine Jugendfreigabe“ definitiv sinnvoll gewesen. Aber ich wiederhole mich: dafür kann ja nun IRONCLAD nichts. Wer auf Braveheart und Co. steht, dabei aber gerne noch etwas mehr Blut sehen würde, der ist hier goldrichtig.