Girl from the naked eye

Es braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, mit welchem Film sich GIRL FROM THE NAKED EYE gerne verglichen sehen würde. Schon nach wenigen Minuten ist klar, dass Regisseur David Ren ein großer Fan von „Sin City“ zu sein scheint. Das Problem dabei ist aber, dass er bei weitem kein so gutes Drehbuch liefert, nicht so gute Charaktere hat, und auch der Film-Noir-Anstrich mit ein paar hervorgestellten Farbakzenten nicht annähernd so gut aussieht wie bei „Sin City“. Ist GIRL FROM THE NAKED EYE also ein völliger Reinfall?

Zur Geschichte: Jake (Jason Yee) ist ein Fahrer für Callgirls. Er selbst ist ins Rotlichtmilieu gerutscht, als er ein Dienstfahrzeug bei einer Pokerrunde verspielt hat und nun das Geld zusammenbringen muss, um seine Schulden zu bezahlen. Als Fahrer ist seine Aufgabe nicht nur, die leichten Damen von A nach B zu befördern, sondern auch dafür zu sorgen, dass diese immer bezahlt werden und ihnen nichts passiert. Wie das Leben nun einmal so spielt (oder eben schlechte Drehbücher es vorschreiben), verliebt er sich irgendwann in Sandy, eine seiner Schutzbefohlenen, und als er sie dann an dem Tag, an dem sie aus der Prostitution aussteigen will, tot in ihrer Wohnung findet, sinnt er nur noch nach Rache und stellt sich gegen seinen Boss und dessen Untergebene, um den Schuldigen zu finden…

Es gibt ein paar schicke Martial Arts-Kampfszenen in dem Film, bei denen stellenweise das Blut schon etwas zu früh spritzt (wenn die Stuntmen schon Blut prusten, bevor der Fuß den Kopf erreicht, sieht das schon etwas skurril aus), ansonsten wirkt gerade Hauptdarsteller Jason Yee in seinem Gesichtsausdruck wie versteinert. Keinerlei Regungen sind da zu sehen, was es relativ schwer macht, sich mit ihm zu identifizieren.
Die restlichen Szenen und Dialoge sind direkt aus der Gosse. Weder, dass die belanglosen Unterhaltungen oder häufig auch recht unspannenden Autofahrten der Handlung in irgendeiner Form förderlich wären, viel schlimmer ist eher, dass in jedem Satz mindestens einmal Fäkalsprache verwendet werden muss. Grundsätzlich nicht dramatisch, wenn man in Gangsterkreisen auch mal Schimpfworte verwendet, aber hier hat man das Gefühl, dass es wirklich eine Auflage im Drehbuch war, dass immer und bei jeder sich bietenden Gelegenheit „Scheiße, Ficken, Hure, etc.“ verwendet werden mussten. Das macht den Film leider nicht besser, im Gegenteil.

Stilistisch orientiert man sich wie bereits erwähnt an Sin City, die Kampfchoreographien sehen spektakulär aus, allerdings nicht immer perfekt aufeinander abgestimmt. Die Dialoge sollte man dezent überspringen, dann bleibt zumindest ein rasanter Streifen mit sehr oberflächlichen und generischen Charakteren, die schauspielerisch nur wenig Können zeigen. Neben den Kampfszenen ist einzig die insgesamt sehr düstere Atmosphäre richtig überzeugend.