Mit Portal hatte man vor vier Jahren einen absolut überraschenden Erfolg. Was als „Nebenprodukt“ abfiel, begeisterte ganze Massen und heimste Unmengen an Preisen ein. Jetzt erscheint der offizielle Nachfolger PORTAL 2, und die große Frage, die sich im Vorfeld stellte, ist: reicht das relativ simple Spielprinzip aus, um daraus einen eigenständigen vollwertigen Titel zu machen, der im großen Teich der Videospiele mitschwimmen und sich behaupten kann? Wir verraten nicht zu viel, wenn wir jetzt schon sagen: PORTAL 2 macht süchtig, ist absolut spaßig und jede einzelne Minute wert!
Dabei war ich ehrlich gesagt anfänglich genau diesbezüglich sehr skeptisch. Ein Puzzlespiel mit Portalen, bei dem knackige Rätsel levelweise gelöst werden müssen, und das von Anfang bis Ende? Wie soll das bitte funktionieren und motivieren? Schnell merke ich aber, das ich mich getäuscht habe. Die Story ist dermaßen witzig erzählt und strotzt nur so vor schwarzem Humor, Seitenhieben und Sarkasmus, dass man ein ums andere mal aus dem Schmunzeln nicht mehr heraus kommt, während man weiter nach Flächen sucht, auf die man Portale schießen kann. Ist man erst einmal im Portalfiber drin, kann einem folgendes passieren: direkt geradeaus vor euch, zu Fuß unerreichbar durch Abgründe, eine Portalfläche, durch die ihr auf eine Plattform springen könnt. Vor euch auf dem Fußboden eine weitere Portalfläche. „Und los geht’s“ denkt ihr euch und steht schon auf der Plattform, von der aus es leider nicht mehr weiter geht. Von hier aus seht ihr auch deutlich, dass der Weg zum Ausgang ohne jede Mühe erreichbar gewesen wäre, was ihr nach einem Bildschirmtod auch durchführt. Begleitet wird euer Weg durch den Kommentar „Wie kann man nur hier scheitern? Dabei war das doch nicht einmal ein Test…“. GLaDOS, so heißt die Computerstimme, hat es perfekt drauf, bissige Kommentare abzugeben. Egal, ob im Singleplayer-Modus oder im Koop-Modus, hier seid ihr stets gefordert, nicht nur die Rätsel zu lösen, sondern auch die Sprüche wegzustecken…
Aber erklären wir noch einmal kurz das Spielprinzip: ihr habt die Möglichkeit, an bestimmten Flächen Portale zu erzeugen, und zwar immer genau zwei: eins zum Reingehen, und das andere, um dort herauszukommen. Dabei verhält sich alles fest nach physikalischen Regeln. Stürzt ihr aus großer Höhe in ein Portal, kommt ihr mit entsprechendem Schwung aus dem anderen heraus und könnt so größere Distanzen überbrücken. Ziel ist es jeweils, einen Durchgang zu erreichen, den ihr gegebenenfalls vorab noch durch Gewichte, die ihr auf Schaltern platzieren müsst, oder durch Laserstrahlen, die ihr mittels Portal und/oder Prismawürfel umleiten und auf eine Schaltfläche lenken müsst, zu öffnen habt.
Im späteren Verlauf des Spiels kommen noch Katapultfelder dazu oder Gels, die unterschiedliche physikalische Eigenschaften haben (z.B. bis dahin nicht portalfähige Flächen portalfähig machen, den Spieler beschleunigen oder den Untergrund wie Gummi werden lassen).
Sowohl Storymodus als auch Koop-Spiel leben in erster Linie vom unschlagbaren Humor des Spiels. Grafisch ist zwar alles auf Hochglanz poliert, aber das ist auch nicht sonderlich schwer, da ein Großteil der Handlung in den Testräumen der Aperture Science Labs spielt, welche insgesamt eher trist und zweckdienlich eingerichtet sind. Lediglich ein kurzer Ausflug an die Oberfläche lockert hier das Spielgeschehen ein wenig auf.
Man muss den Vorgänger nicht kennen, um sofort Fan von PORTAL 2 zu werden, es schadet allerdings auch nicht, ein gewisses Vorwissen zu haben. Manche Rätsel sind etwas knackiger, und hier gibt es dann auch den einzigen Kritikpunkt, den wir haben: eine Hilfsfunktion sucht ihr im Spiel selbst vergeblich, wodurch ihr manches mal auf Trial & Error angewiesen seid, oder aber einen Blick ins Internet werfen müsst, wo es bestimmt ein paar Leute gibt, die euch gerne mit Rat und Tat zur Seite stehen. PORTAL 2 ist eine herrliche Abwechslung im Bereich Videospiele, da hier Story, Action und Puzzlerätsel perfekt miteinander kombiniert werden. Man kann den Titel an einem Stück durchspielen, ohne sich zu langweilen, oder auch mit großen Pausen dazwischen weiterspielen, ohne den inhaltlichen Anschluss zu verlieren. Prima!