Brink (Xbox 360)

Es hätte alles perfekt sein können (und eigentlich auch sollen). BRINK wurde angekündigt als Multiplayer-Shooter, der die Grenzen zwischen Kampagne und Online-Spiel verschmelzen sollte. Mit mehreren Charakterklassen, die alle ihre Vor- und Nachteile hatten, und einem rundenbasierten, missionsabhängigen Ziel wollte man die Spieler zu deutlich mehr Teamwork treiben und es Einzelgängern enorm schwer machen, in der Welt von BRINK zu überleben. Soweit die Zielsetzung! In der Umsetzung ist dies in vielerlei Hinsicht gut gelungen, leider gibt es aber auch die eine oder andere Macke, die dem Spielspaß einen gehörigen Dämpfer verpasst.

Bevor wir uns auf Technik, Spielablauf etc. konzentrieren, hier ganz kurz der Inhalt:
Von Naturkatastrophen gebeutelt, hat die Menschheit die ARK erstellt, ursprünglich als Test für einen neuen, ökologischen Lebensraum gedacht, wurde die schwimmende Stadt mehr und mehr okkupiert, denn der rapide ansteigende Meeresspiel vernichtet die natürlichen Lebensräume. Jetzt kämpfen zwei Gruppen auf der Insel um die Vorherrschaft auf selbiger: der Widerstand gegen den Sicherheitsdienst.
Ihr entscheidet euch zu Beginn für eine der beiden Seiten (könnt aber selbstverständlich auch später noch die andere Kampagne durchspielen), und dann geht es ab ins Vergnügen.

Die Charaktererstellung und Charakterklassen:
Anfänglich müsst ihr eure Spielfigur erstellen. Zunächst sind hier eure Möglichkeiten noch arg beschränkt, im Laufe der Zeit schaltet ihr aber immer mehr Ausrüstungsteile, Frisuren und Accessoires frei. Einen entscheidenden Einfluss auf das Spielgeschehen, hat eure Optik sowieso nur in einer Hinsicht: kräftig gebaute Figuren können mehr ab und sind dafür vergleichsweise behäbig, wohingegen die zierlichen Vertreter schnell durch die Gegend springen, aber bei wenigen Treffern schon das Zeitliche segnen. Weibliche Charaktermodelle sucht ihr übrigens vergeblich!
Entscheidender ist die Klassenwahl:
Hier stehen euch Soldaten, Techniker, Agenten und Medics zur Verfügung, die allesamt spezielle Eigenschaften haben. Soldaten können Molotows werfen, Sprengen und Munition der Teamkameraden auffüllen, Techniker sind für Reparaturen, Sprengladungen und Schadensverstärkung zuständig sowie Geschütze aufbauen, Agenten können verdammt gut andere Anlagen hacken oder sich als feindlicher Spieler tarnen, und Medics, nunja, die tun das, was sie immer tun: Teammitglieder heilen, und wenn diese Hilfe zu spät kommt, gegebenenfalls noch Wiederbeleben!
Um die missionsabhängigen Aufgaben erfüllen zu können, ist eine gesunde Teammischung notwendig, und manche Aufgaben können nur von bestimmten Klassen übernommen werden. Ihr müsst euch aber dabei nicht festlegen: an in den Levels verteilten Kommandoposten könnt ihr zum nächsten Respawn jederzeit die Klasse wechseln…

Die Spielmodi:
Hier mogelt sich BRINK ein wenig in die eigene Tasche:
Es gibt die Optionen „Aufgaben“, wohinter sich eigentlich nur ein zwölfteiliges Tutorial verbirgt, „Freies Spiel“ und „Kampagne“, wobei im freien Spiel lediglich ein paar zusätzliche Einstellungsmöglichkeiten bestehen, als dies in der Kampagne der Fall ist. Hier ist es also entsprechend mehr oder weniger egal, was ihr tut.

Die Steuerung:
Grundsätzlich spielt sich BRINK intuitiv, wie viele Shooter eben. Neuerungen findet ihr zum einen im S.M.A.R.T.-System (Smooth movement across random terrain), das euch tatsächlich schnell und dynamisch durch die Levels huschen lässt. Mittels gedrückt gehaltener Schultertaste sprintet ihr nicht nur, sondern springt auch automatisch über Hindernisse, klettert kleine Vorsprünge empor und dergleichen. Zwar ist es nicht zwingend erforderlich, diese Fertigkeit zu nutzen, da es eigentlich immer auch „normale“ Wege gibt, stilvoll ist es aber allemal. Die andere Neuerung sind die Spezialfähigkeiten, die ihr je nach Klasse ansteuern müsst. Über ein Kreismenü wählt ihr die aktivierten Missionsziele aus. All das sind Dinge, die vom Standard abweichen und zunächst herausgefunden (oder erlernt) werden müssen, bevor ihr sie einsetzen könnt.

Das Gameplay in den Spielmodi:
Bis zu diesem Punkt ist alles, was man zu BRINK erfahren hat, potentiell hitverdächtig. Die Grafik ist zwar nicht wirklich allererste Riege, aber durchaus ansehnlich, gleiches gilt für den Sound. Man gewinnt damit sicherlich keine Preise, verschreckt aber auch niemanden. Egal, wie ich es drehe und wende, lande ich definitiv irgendwann entweder beim freien Spiel oder in der Kampagne, wobei beides sich wie bereits erwähnt fast identisch spielt. Der wichtigste Unterschied ist jetzt die Frage: spiele ich offline oder online. Beides hat seine Vor- und Nachteile. Eine Online-Partie BRINK kann sehr viel Spaß machen, vorausgesetzt, man hat genug Teamplayer (bis zu sieben Mitspieler im Team, 16 Spieler insgesamt) in der eigenen Mannschaft. Nur gemeinsam kommt man hier zum Ziel, und genau das macht auch den Reiz aus. Haken an der Sache: die Hersteller müssen noch ein wenig an den Servern schrauben oder mit Updates um sich schmeißen, denn die Meldungen von Freezes, Lags etc. haben sich insbesondere in der heißen Startphase des Titels gehäuft.
Wen das abgeschreckt hat, oder wer keine Onlineanbindung an seiner Konsole hat (ja, auch solche soll es noch geben), der ist zweifelsfrei offline in die Kampagne eingestiegen und hat sich mit der KI auseinandersetzen dürfen. Zwar verläuft hier alles LAG-frei, dafür aber müsst ihr nun feststellen, wie schwierig dieses Spiel im scheinbaren Alleingang ist. Eure Teamkollegen tun nämlich das, was sie für richtig halten, und das entspricht nicht immer eueren Vorstellungen. Es gilt, einen Safe zu knacken? Anstatt, dass es ein-zwei Agenten gibt, die diese Aufgabe übernehmen, ein paar Medics, die die Agenten vor Ort heilen, und dazu dann noch ein paar Soldaten, die den Missionsort schützen, stehen plötzlich nur Agenten auf der Karte, und alle versuchen, als erster am Safe anzukommen (wo sie dann der Reihe nach vom gegnerischen Team abgeschlachtet werden, welches komplett aus Soldaten besteht). Oder aber, es gibt nur Medics, und keiner will die eigentliche Aufgabe übernehmen. Die Medics fühlen sich dann aber auch nicht immer verpflichtet, auch zu heilen, sondern schießen lieber in die Gegend… Das sind nur zwei Beispiele, die veranschaulichen, wo offline der Knackpunkt liegt.

Vergleiche zu „Enemy Territory – Quake Wars“ sind vom Teamplay-Gedanken nicht ganz zufällig, denn es stecken genau die gleichen Macher dahinter. Ich hoffe inständig, dass die KI verbessert und die Serverperformance gesteigert wird, denn BRINK ist vom grundsätzlichen Gedanken genau das, was das Multiplayer-Shooter-Genre als Frischzellenkur brauchen könnte. In der jetzigen Version sind es die genannten kleinen, aber entscheidenden Probleme, die einem ein wenig den Spielspaß nehmen. Diese sind aber nicht so gravierend, als dass man dem Titel nicht trotzdem regelmäßig noch eine Chance einräumen wollen würde!