Ridge Racer Unbounded (Xbox 360)

Gute Rennspiele gibt es, ich will nicht sagen „wie Sand am Meer“, aber schon recht häufig. Wenn sich ein Rennspiel über die Jahre hinweg dann einen Namen machen und als Serie etablieren kann, bedeutet das schon etwas. Eines dieser Spiele ist RIDGE RACER, das mit seinem neuesten Titel RIDGE RACER UNBOUNDED aber eher einen durchwachsenen Eindruck hinterlässt.
RIDGE RACER UNBOUNDED macht zwar einiges richtig und insgesamt auch ganz ohne Zweifel Spaß (das nur, um den durchaus negativ wirkenden Anfang etwas zu entkräften), hat aber ein ganz großes Problem: das Spiel weiß nicht so ganz genau, was es sein will, und überrascht selbst in den ersten paar Rennen schon mit einer knackigen KI, die euch häufig das Nachsehen haben lässt. Wobei: dies ist auch schon wieder stark abhängig davon, welcher Spielmodus gerade auf euch wartet… Doch dazu gleich mehr.
Das Spiel macht keinen großen Hehl daraus, dass die „Story“, die euch zu Beginn untergejubelt wird, nur eine Legitimation für die wilden Rennen ist, und keinen inhaltlichen Schwerpunkt bildet. Um Mitglied der in Shatter Bay berüchtigten Autofahrerbande Unbounded zu werden, müsst ihr euch als Fahrer in unterschiedlichen Renntypen etablieren. Hierzu gibt es unterschiedliche Renntypen, in denen ihr entweder ganz klassisch als erster durchs Ziel fahren müsst, gegnerische Fahrzeuge durch Rammaktionen aus dem Weg räumt, bestimmte Strecken driften müsst, oder aber als Truck-Rammbock Polizeiwagen schrottreif macht. Letzterer Modus ist wohl eher als unterhaltsamer Pausenfüller gedacht, denn hier ist der Anspruch geradezu nichtig, und selbst, wenn ihr ohne große Mühe geradeaus fahrt, solltet ihr die geforderte Vorgabe problemlos packen.
Anders hingegen sieht es bei den klassischen Rennen und Kampfrennen aus. Hier zeigt sich, dass die KI durchaus in der Lage ist, euch das Leben schwer zu machen. Hinzu kommt, dass auch das Leveldesign nicht immer in sich schlüssig ist. Ihr seid in der Lage, Brückenpfeiler, Zäune, Bäume und dergleichen ohne Probleme wegzuputzen, an mancher Mauer aber zerschellt ihr, wie es euch auch in der Realität passieren würde. Durch Windschattenfahren und Driften sammelt ihr einen Boost, mit dessen Hilfe ihr (logischer Weise) stark beschleunigen könnt, gegnerische Fahrzeuge rammt, oder bei voller Boostanzeige auch größere Barrieren wie Tanklastzüge, ganze Gebäude und dergleichen mit eurem Auto zu durchqueren, um gehörig abzukürzen. Es kann euch aber auch passieren, dass eine vermeintliche Abkürzung deutlich länger dauert als der eigentliche Weg.
Auch grafisch ist RIDGE RACER UNBOUNDED nicht gerade das Beste, was derzeit auf dem Markt ist. Soundtechnisch gibt es hingegen wieder wenig Grund, sich zu beklagen. Hier rummst und kracht es an den richtigen Stellen, die Motoren haben einen satten Sound, und auch die Dubstep- und Technosounds sind stimmungsvoll, wenn vielleicht auch nicht jedermanns Sache.
Keine Frage: RIDGE RACER UNBOUNDED hat sich insbesondere in Bezug auf Takedowns und Zerstörungswut bei Split Second eine gehörige Scheibe abgeschnitten und eiskalt dessen Vorzüge herausgepickt, um das eigene Spiel zu verfeinern. Dass es aber nicht nur um schicke Action geht, zeigt sich spätestens dann, wenn ihr verzweifelt versucht, ein Rennen zu gewinnen, und euch jedes Mal vor der letzten Kurve ein Fahrzeug aus der Bahn schießt, ohne dass ihr eine Möglichkeit hättet, dies zu verhindern. Beim dritten, vierten, fünften Versuch fahrt ihr dann irgendwann enorm schlecht, steht am Ende aber doch ganz vorne. Zufall? RIDGE RACER UNBOUNDED hat eine KI, die sich quasi gar nicht einschätzen lässt. Die Tatsache, dass die Fahrzeuge zudem reine Phantasiemarken sind, führt dazu, dass ihr euch auch hier nicht wirklich mit einem Auto identifizieren könnt. Nett für zwischendurch, aber es gibt in den jeweiligen Ausrichtungen dieses einen Spieles bessere Spiele, die sich eben nur auf Arcaderacer oder Actionraserei beschränken. Manchmal ist eben weniger mehr.