Mit OPERATION RACCOON CITY geht die RESIDENT EVIL-Reihe ein gewisses Risiko ein. Vielleicht ist vielen einfach nicht klar genug, dass es sich hierbei um einen Sidekick handelt, der keinesfalls die Ambitionen hatte, als inoffizielles Resident Evil 6 betrachtet zu werden, vielleicht war der Erwartungsdruck auf das Spiel nach dem grandiosen Resident Evil 5 einfach auch zu groß, dass man gar nichts anderes haben wollte. Wir haben uns jedenfalls in die Rolle des Wolfpacks begeben und herausgefunden: RESIDENT EVIL – OPERATION RACCOON CITY ist ein sehr gut gelungenes Spiel, das sich aber ein paar Kritikpunkte durchaus gefallen lassen muss, jedoch bei weitem nicht so niederschmetternd, wie es in manch anderem Magazin zu lesen war.
Um es vorweg zu nehmen: dieses Spiel ist KEIN Survival-Horror, sondern ein 3rd-Person-Shooter, der ganz stark den Fokus auf Teamplay setzt. Genau deswegen bleibt euch auch als Einzelspieler keine andere Wahl, als mit drei KI-Kollegen loszuziehen, auch wenn ihr viel lieber ganz alleine unterwegs wärt. Diese KI-Kollegen sind es auch, die den größten Kritikpunkt darstellen, denn die sind leider nicht besonders hell. Abgesehen davon, dass sie ihren recht eigenwilligen Kopf haben und teilweise in gänzlich anderen Abschnitten unterwegs sind als wir, verstehen sie es auch nur bedingt, teambasiert mit heilenden Mittelchen umzugehen, und sind dabei stellenweise sogar recht rücksichtslos. Hier wären ein paar bessere Einstellungsmöglichkeiten sinnvoll gewesen, sodass man seinen Kameraden zumindest grob Ziele und Marschrouten festlegen kann. Aber mal ganz ehrlich: wer würde bei einem Ferrari bemängeln, dass dieser offroad nicht gerade geländegängig ist? Was dieser Vergleich soll? Ähnlich wie die beiden Left for dead-Spiele ist auch RESIDENT EVIL – OPERATION RACCOON CITY voll und ganz auf eine Multiplayer-Erfahrung mit vier menschlichen Spielern ausgelegt, die sich untereinander absprechen und ihre Vorgehensweise planen. Beherzigt man dies die ganze Zeit, gibt es nur noch wenige Punkte, die einen an dem Spiel stören könnten.
Zum Inhalt: ihr seid Mitglied des Wolfpacks, einer Elite-Einheit des Umbrella Security Services, die im Auftrag der Umbrella Corporation nach Raccoon City aufgebrochen ist, um dort sämtliche Spuren und Beweise zu vernichten. Dabei bekommt ihr es nicht nur mit Zombies zu tun, sondern auch mit Regierungstruppen, die versuchen, ihrerseits Beweise zu sichern…
Insgesamt habt ihr die Wahl aus sechs Charakteren des Wolfpacks, die allesamt spezielle Fähigkeiten besitzen, weswegen eine „gesunde“ Teamzusammenstellung durchaus entscheidend für den Erfolg sein dürfte. Spectre ist Scharfschütze, Vector besitzt ein Tarnsystem, Bertha ist Heilerin, Four-Eyes ist Psi-Talent, Lupo, die Anführerin des Wolfpacks, ist das, was man als typischen Gunner wählen würde, und Beltway ist Spezialist für großkalibrige Waffen und Raketenwerfer.
Als Spieler könnt ihr die umherirrenden Zombie-Mobs auch als Waffe gegen die humanen Gegner einsetzen, indem ihr die Zombies erst einmal die Grobarbeit erledigen lasst und dann lediglich die Reste der überlebenden Gruppe beseitigt.
RESIDENT EVIL – OPERATION RACCOON CITY spielt sich nahezu identisch zu Left For Dead, ist dafür aber im Resident Evil-Universum angesiedelt und bietet zwischendurch auch mal Bossgegner, bei denen das typische Resident Evil-Feeling besonders gut rüber kommt. Euer Team versorgt sich mit Kräutern und Heilsprays, muss bei Infektion schnell eines der seltenen Gegenmittel finden, die ansonsten in Resident Evil aber bekannte Munitionsknappheit werdet ihr hier nicht erleben.
Grafisch gibt es sicherlich schönere Spiele (z.B. aktuelles Battlefield oder Call Of Duty), im Bereich der Multiplayer-Shooter ist der Titel aber schon recht ansehnlich. Auch in Sachen Sound besitzt RESIDENT EVIL – OPERATION RACCOON CITY den nötigen Wumms. Wer Spaß sowohl an Resident Evil als auch Left For Dead hatte, wird hier eine gelungene Mischung beider Spiele finden, und das verrät den eigentlichen weiteren Kritikpunkt: eine wirkliche Neuerfindung ist dieser Titel auch nicht. Trotzdem ist das Spiel unterhaltsam und kann, sofern man genügend menschliche Mitspieler hat, für sehr spaßige Abende sorgen. Das Durchspielen mit der KI kann aber zu einer Geduldsprobe werden.