TomClancy´s H.A.W.X. (Xbox 360)

Hobby-Kampfpiloten und solche, die es noch werden wollen, aufgepasst: mit TOM CLANCY´S H.A.W.X. kommt eine Flugzeugsimulation auf euch zu, die kein aufwendiges Steuerung-Auswendiglernen erfordert, die keine größeren Pilotenkenntnisse an euch stellt, und die in der Handhabung wirklich benutzerfreundlich ist, sprich: eigentlich ist es gar keine Simulation.

Diesen Schuh muss sich H.A.W.X. gleich in mehreren Bereichen anziehen, aber das sollte eigentlich kein Problem sein, denn der Schuh „Arcade“ sitzt wie angegossen und macht obendrein einen schlanken Fuß! In vier Jahren, also da, wo das Spiel zeitlich angesiedelt ist, ist das Leben als Kampfpilot sowieso gänzlich anders, als es dargestellt wird. Selbst heute ist es nicht mehr notwendig, einen feindlichen Flieger ins Fadenkreuz zu nehmen, um ihn mit Raketen anzuvisieren. Aber hier nimmt sich der Hersteller künstlerische Freiheit, um das Spiel interessant zu gestalten.

Die Geschichte, die H.A.W.X. zu erzählen hat, geht ein wenig unter. Ihr seid Pilot für die Firma Artemis, eine Söldnertruppe, die militärische Unterstützung für Staaten und Parteien bietet, die sich keine eigene Luftwaffe leisten können, oder die unterstützende Kräfte benötigen. Das Briefing ist zwar nett dargestellt, mit Videokonferenz und taktischen Karten, aber sobald man dann im Flieger sitzt, ist der Hintergrund des Einsatzes ganz schnell vergessen, und man richtet sich einfach nach den Primärzielen auf dem Radar. Warum man nun einen Landstrich von Panzern, Geschützstellungen, feindlichen Jägern oder Bombern befreit, ist im Endeffekt doch eigentlich egal, oder? Hauptsache, es gibt genug Punkte auf der Karte, die man ansteuern kann, um explosiven Ballast abzuwerfen.

Und hiervon gibt es wahrlich genug. Die Anzahl der Gegner, die einem entgegengeschleudert werden, ist eine wahre Pracht, allerdings ist die Gegenwehr eher gering und meistens auch nicht sonderlich zielsicher. Erst in späteren Levels geht es etwas mehr zur Sache, wenn man erst einmal die Off-Ansicht (hierzu später mehr) benutzen kann und sich Luftschlachten gegen andere Kampfgeschwader liefert. Bis dahin sind die Erfüllungen der Missionen allerdings eher Pflichtübungen, bei denen einen drei weitere Flieger unterstützend zur Seite stehen. Diesen könnt ihr Befehle erteilen, entweder an eurer Seite zu bleiben, oder sich separat Ziele vorzunehmen. Das klappt soweit ganz gut, jedoch ist man selbst in der Regel schneller damit, ein Ziel zu erledigen, als es die Kollegen zu schaffen in der Lage sind.

Grafisch macht H.A.W.X. einiges her, insbesondere aus mittlerer Höhe machen die Landschaften einen prächtigen Eindruck. Kein Wunder, denn die wurden anhand von Sattelitenbildern erstellt. Erst im Tiefflug zeigt sich, dass die Texturen eher grob sind. Nun gut, wer in einer Flugzeugsimulation damit rechnet, einzelne Grashalme zu erkennen, der wird sicherlich herbe enttäuscht. Ansonsten sind die Bilder, die man erblickt, aber durchweg positiv und schaffen eine gute Atmosphäre. Auch das HUD ist benutzerfreundlich und zeigt alle benötigten Informationen, ohne zu viel von der Sicht zu nehmen.

Klanglich hätte ich mir ein wenig mehr Jet-Feeling gewünscht, auch wenn das sicherlich auf Dauer ein wenig nervtötend gewesen wäre. So hat man aber das Gefühl, eher in einem Segelflieger zu sitzen als in einem Jet. Dieses Gefühl wird noch verstärkt, wenn man in etwas niedrigerer Höhe über Gebäude und Fahrzeuge fliegt und dabei die Geschwindigkeitsanzeige im Auge behält. Auch hier setzt der Realismus ein wenig aus.

Neben dem klassischen Blick aus der Cockpit-Perspektive, einer freien Ansicht ohne Instrumente und dem Blick aus der Verfolgerperspektive bietet H.A.W.X. noch die so genannte Off-Perspektive. Hierbei wird das Flugzeug von der Aussenseite betrachtet, ähnlich wie bei einem Replay-Video. Die flugunterstützende Elektronik ist ausgehebelt, wodurch man gewagtere Manöver durchführen kann, um im Luftkampf schnell hinter feindliche Flugzeuge zu kommen oder feindlichen Raketen durch Strömungsabriss auszuweichen. Eigentlich eine nette Idee, aber leider spielt sich diese Ansicht alles andere als flüssig, und so sind dann Verfolgungsmanöver eher zufällige Erfolge als gezielte Jagdflüge.

Was gibt es sonst noch zu berichten? Ein Erfahrungspunkte-System beschert euch Level-Aufstiege, durch die ihr Zugriff auf bessere Flugzeuge und Bewaffnung erhaltet. Zu Beginn der Missionen wird euch dann die Möglichkeit eröffnet, Flugzeug und Bewaffnung selbst auszuwählen, allerdings wird euch auch eine Empfehlung ausgesprochen, die in der Regel das optimale Setup anzeigt.

Ebenfalls nicht unerwähnt bleiben sollte das ERS (Enhanced-Reality_system), das euch zum Angreifen bestimmter Ziele oder Ausweichen von Raketen in Form von Toren eine optimale Flugroute anzeigt. Das erinnert zum einen ein wenig an Trainingslevel anderer Spiele, wo man mit Fliegern durch Holo-Ringe zirkeln muss, zum anderen an die Startrampen vom Kampfstern Galactica (zumindest in ihrer Form haben die Tore sehr viel hiervon).

H.A.W.X. bietet unterhaltsame, kurzweilige Action für Gelegenheitsflieger. Wer eine Simulation sucht, ist hier fehl am Platz. Insbesondere für das kurze Spiel zwischendurch ist der Titel perfekt abgestimmt, da er keine lange Eingewöhnungsphase benötigt. Eine Dauermotivation, um gleich mehrere Missionen hintereinander zu fliegen, stellt sich allerdings auch nach mehrfachen Versuchen nicht ein. Da ist es schon fast interessanter, sich Online mit anderen Fliegern zu messen. Alternativ kann man die Story auch kooperativ mit bis zu drei weiteren Flieger-Assen spielen, statt sich offline von KI-Flügelmännern bequatschen zu lassen. Dann kommt auch richtig Teamgefühl auf.