Ein Ego-Shooter, bei dem niemand umgebracht wird? Gerade weil dieses Spiel den eigentlichen Inhalt deutlich verharmlost, könnte der Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Spiels nicht ungünstiger sein. Wo in jeder Fernsehsendung über Killerspiele diskutiert wird und auch die restlichen Medien voll davon sind, da ist ein Gotcha-Videospiel wahrscheinlich genau das, was den Meinungsmachern noch gefehlt hat. Das Verschießen von Farbkugeln auf gegnerische Parteien ist in Deutschland bei weitem nicht so verbreitet, wie es beispielsweise in den USA ist. Gotcha bzw. Paintball wird hierzulande als zu realistische Kriegssimulation gesehen, was man angesichts des Spielinhaltes auch nur zu gut nachvollziehen kann. Ob allerdings die Simulation einer Simulation Spaß macht, das erfahrt ihr hier.
Bei MILLENIUM CHAMPIONSHIP PAINTBALL übernehmt ihr die Kontrolle eines Turnierspielers bei den Paintball-Meisterschaften. Auf den offiziellen sowie selbst kreierten Spielfeldern habt ihr unterschiedliche Aufgaben zu bewältigen, die man schon aus so vielen anderen Multiplayer-Spielen kennt wie beispielsweise Deathmatch oder Capture the flag. Worin sich das Spiel von anderen „klassischen“ Shootern unterscheidet? Da gibt es jede Menge Kriterien, die allesamt den Reiz des Spiels ausmachen, die aber andererseits auch die Andersartigkeit des Spiels unterstreichen.
Beginnen wir bei der Grafik. Das Sichtfeld des Spielers wird durch zwei wesentliche Punkte beeinträchtigt: zum einen die Schutzmaske, die den Aussenrand des Bildes wegblendet, zum anderen die relativ große Gotcha-Pistole mit aufmontierten Farbkugel-Tank. Das, was dann noch an Sicht übrig bleibt, sieht aus wie ein nicht fertig programmiertes Spiel, so denkt man zumindest im ersten Moment. Die Hindernisse, die auf den Spielfeldern zur Deckung genutzt werden können, sind zweifarbige Polygone, die ein wenig an die riesigen Aufblasspielzeuge aus Freizeitbädern erinnern. Hier hinter kann man sich verschanzen und aus der Deckung schießen.
Die Waffen sind ebenfalls ein großer Unterschied zu anderen Shootern. Wo man sich sonst je nach zu spielendem Level für eine der vielfältigen Waffengattungen und dann auch noch für ein bestimmtes Gewehr oder eine bestimmte Pistole entscheiden muss, bleibt einem hier dieser Punkt erspart. Einheitsknarren mit lediglich unterschiedlich großer Tankfülle. Aber da ist noch etwas anders. Es gibt keine automatischen Waffen, trotzdem ist eine hohe Feuerrate teilweise wichtig für das Spiel. Deswegen gibt es zwei Abzüge (RT & RB), mit denen man abwechselnd gedrückt mit etwas Übung schon eine recht ansehnliche Feuerrate erreichen kann.
Das taktische Element bei MILLENIUM PAINTBALL CHAMPIONSHIP ist ebenfalls nicht von schlechten Eltern. Vor der Partie könnt ihr auf einer taktischen Karte des Spielfeldes eure Züge planen, Schussrichtungen bzw. Überwachungssektoren bestimmen, und euch somit aktiv an der Entscheidung eurer KI-Partner beteiligen. Ist eure Taktik nichts wert, werdet ihr das schnell am eigenen Leib erfahren.
Neben den genannten Elementen gibt es wohl wenige Spiele, bei denen das Lehnen, Abtauchen und Kriechen ähnlich wichtig gewesen wären wie hier. Da ein einziger Treffer ausreicht, um einen Spieler vom Platz zu schicken, ist es enorm wichtig, zum einen immer gut gedeckt zu sein, zum anderen, immer kräftig Sperrfeuer zu geben, wenn eure Teamkameraden sich bewegen wollen.
Diese speziellen Manöver kann man sehr gut im Trainingskurs üben, wodurch man im Übrigen auch seine Teamfertigkeiten verbessern kann. Neben der Möglichkeit, eigene Spielfelder zu gestalten, habt ihr dann noch die Optionen, an Freundschaftsspielen teilzunehmen oder an der Karriere eures Teams zu arbeiten.
MILLENIUM PAINTBALL CHAMPIONSHIP 2009 ist ein extrem schnelles Spiel. Ein ruhiges Händchen, schnelle Finger am Abzug, gute Deckung und eine saubere Taktik entscheiden hier über Sieg und Niederlage. Mit seinen schrillen, kräftigen und auch recht bunten Farben ist das Spiel für Shooterfans gewöhnungsbedürftig, hat aber diesbezüglich seine Reize, insbesondere was Taktik und Spielübersicht betrifft. Wo das Spiel ein wenig hängt, ist das teilweise nicht gänzlich ersichtliche Deckungssystem sowie die mangelnde Zielgenauigkeit eurer Waffen. Da eure Sicht sehr eingeschränkt ist, passiert es leider viel zu häufig, dass ihr aus einer Richtung erwischt werden, aus der ihr mit keinem Gegner gerechnet habt. Da die Spieler vom Feeling her eher träge über das Feld laufen, wird das nur zusätzlich erschwert. Was die Zielgenauigkeit betrifft, so setzt man in der Regel eher auf Masse statt Klasse. Mit einzelnen Schüssen den Gegner zu erwischen, erweist sich als fast nicht schaffbar. Deckt man ihn aber mit einem Kugelhagel ein, so wird früher oder später eine ihr Ziel finden.
Die KI der Figuren funktioniert teilweise recht gut, hat aber auch an anderen Stellen Aussetzer. Wer bei MILLENIUM PAINTBALL CHAMPIONSHIP 2009 sicher gewinnen will, der macht es wie bei jedem anderen Shooter auch: erst schießen, dann fragen.