The Hunter

Vorab: Der Trailer und auch der Klappentext haben in mir eigentlich andere Erwartungen an den Film erweckt, nichtsdestotrotz bin ich im Nachhinein positiv überrascht. Statt eines satten Actionspektakels in der amerikanischen Wildnis gibt es eher einen stillen Streifen, der ganz tief unter die Haut zu gehen vermag, wenn man sich darauf einlässt. THE HUNTER ist eine Mischung aus Landschaftsidyll, Charakterdarstellung, Drama und ein ganz klein wenig Actionfilm, perfekt besetzt mit Willem Dafoe in der Hauptrolle als Jäger für einen Großkonzern.
Martin David (Willem Dafoe) wird von einem Konzern in die tasmanische Einöde geschickt. Hier gab es angeblich eine Sichtung eines tasmanischen Beutelwolfs, aller Wahrscheinlichkeit nach der letzte seiner Art, und damit nahezu unbezahlbar. David soll das Exemplar aufspüren, DNA-Material sicherstellen und danach das Tier töten, um sicherzugehen, dass die Konkurrenz keine Chance hat, ebenfalls an DNA-Material zu gelangen.
Untergebracht in einem privat vermieteten Zimmer, erlebt David eine Familie, die vom Schicksal hart getroffen wurde. Der Vater von zwei kleinen Kindern ist vor geraumer Zeit in der Wildnis verschollen (und wird von David insgeheim sehr schnell für tot geglaubt), und die Mutter hat sich in ihrer Trauer in eine Tablettensucht geflüchtet, sodass sich die beiden kleinen Kinder selbstständig um ihr tägliches Überleben kümmern müssen.
Martin David kann dieser Situation und der Tatsache, dass er in dem kleinen Ort von den Ansässigen alles andere als erwünscht ist, zunächst durch Flucht in die Wildnis entkommen, doch mehr und mehr zeigt sich, dass hinter der rauen Schale ein weicher Kern steckt, und er beginnt, die Familiensituation in seiner Unterkunft wieder erträglicher zu gestalten, indem er die Aufgaben im Haushalt übernimmt, die vormals der Vater inne hatte, so sorgt er zunächst erst einmal wieder für Strom und reinigt das Bad… Nach und nach schließt er die Kinder in sein Herz ein (und umgekehrt), dadurch leidet aber seine Konzentration auf seine eigene Aufgabe, was auch seinen Auftraggebern nicht entgeht. Deswegen setzen sie einen weiteren Profi-Killer auf den Beutelwolf an, der sich gegebenenfalls auch um den Mitwisser kümmern soll…
Regisseur Daniel Nettheim schafft hier ein bildgewaltiges, sehr leises, kleines Filmmeisterwerk, dass man fast zweiteilen möchte: zum einen in eine dramatische, gut erzählte Familiengeschichte, zum anderen in einen „Pseudo-Tierdokumentations“-Film. Die Szenen, in denen sich Willem Dafoe allein in der Wildnis aufhält, sind trotz der alles umgebenden Stille beeindruckend und bedürfen auch gar keiner Worte. Da kann man die Bilder viel besser auf sich wirken lassen und erkennen, wie grandios diese Einstellungen und Szenen wirklich sind.
Letztendlich wird der Film sicherlich die Meinungen teilen, denn nicht jeder wird sich voll auf die Geschichte einlassen können und vor allem auf die teilweise bedrückende Einsamkeit, die aus den Bildern spricht.