The Last Of Us (SCE)

the last of usTHE LAST OF US ist noch so ein Titel, der schon seit etwas längerer Zeit bei uns auf dem Prüfstand liegt, aber bislang nicht angetestet wurde. Es liegt keinesfalls an mangelnder Qualität, sondern eher umgekehrt: da die Erwartungshaltung bei manchen Titeln enorm hoch ist, lässt man sie lieber noch ein wenig liegen, bis man auch ausreichend Zeit hat, sich mit ihnen angemessen zu befassen, und manchmal bleiben sie dann einfach zu lange liegen. Langer Rede, kurzer Sinn: es gibt sie noch, diese Survival-Spiele, die einen richtig fordern und auch das tun, was man im normalen Leben wahrscheinlich auch tun würde: darüber nachdenken, ob eine Konfrontation notwendig ist, oder ob es nicht vielleicht auch noch andere Optionen gibt. THE LAST OF US schickt euch durch ein komplett verwüstetes Nordamerika, in dem sich nahezu jeder selbst der Nächste ist und man eigentlich nur dann einander zu Hilfe eilt, wenn man selbst daraus einen Vorteil ziehen kann.

Joel ist mehr oder weniger ein gebrochener Mann. Vor 20 Jahren, als ein tödlicher Pilzbefall einen Großteil der Bevölkerung dahingerafft hat, hat er sein Kind verloren, und die Aussichten in der Gegenwart sind auch nicht gerade rosig: die Ressourcen, die das tagtägliche Überleben sichern, sind knapp, wodurch immer mal wieder Leute wegen eines Schluck Wassers umgebracht werden, und selbst das will überlegt sein, denn auch Medikamente und Munition sind unglaublich selten. Die wenigen, die es geschafft haben, hocken in militärisch abgeriegelten Quarantänezonen, einerseits zwar vor den Befallenen geschützt, andererseits aber auch Gefangene, die vom Leben nichts zu erwarten haben.

In genau dieser Zeit führt das Schicksal Joel und Ellie zusammen, und ihre Mission lautet, aus Hunter City zu entkommen und Ellie in eine andere sichere Zone zu geleiten. Doch die Reise durch die ungesicherten Gebiete ist gefährlich, an jeder Ecke lauern Gefahren, und die Infizierten sind nur eine davon…

Ja, Naughty Dog verstehen ihr Handwerk wirklich gut. Nach den ganzen Uncharted-Topspielen, in denen uns das Gameplay und die Handlung zu fesseln wussten, ist es nun einerseits auch wieder die Handlung, andererseits aber der Survival-Gedanke, der uns antreibt. Vor allem die unglaublich intensiven emotionalen Reaktionen der beiden Hauptfiguren lassen einen so schnell nicht los, Motion Capturing sei Dank sieht das zudem alles richtig realistisch aus und lässt uns sehr schnell Mitgefühl mit Joel und Ellie empfinden. Das Spiel hat dabei das richtige Gespür dafür, Joel nicht als Ein-Mann-Armee durch die Level ziehen zu lassen, der ein lästiges Anhängsel mit sich herum schleppt, sondern vermittelt geschickt die Notwendigkeit, die besteht, dass die beiden als Team zusammenarbeiten und sich aufeinander verlassen können. Sicherlich ist da auch häufiger mal der Beschützergedanke mit verarbeitet, aber keinesfalls so einseitig, wie man das vielleicht zunächst erwarten möchte. Die Gegner-KI sorgt zudem dafür, dass ihr jederzeit das Gefühl habt, hier wird angemessen und realistisch auf die sich darstellende Situation reagiert. Auch eine ungeladene Waffe kann zur Abschreckung eingesetzt werden, das funktioniert allerdings nur so lange, wie der Gegenüber noch genug Rückzugsoptionen hat. Fühlt sich der nämlich in eine Ecke gedrängt oder hat sowieso nichts mehr zu verlieren, geht euer Bluff auch mal schnell nach hinten los.
Abgesehen vom Singleplayer-Storymodus, der euch nach anfänglichen Startschwierigkeiten schnell packen wird, gibt es auch noch einen Multiplayer-Abschnitt, der zwar grundsätzlich ganz nett aufgebaut ist und das Kernthema „Survival“ in den Vordergrund zu rücken versucht, alles in allem aber nur als nette Beigabe zu betrachten ist. Kern des Spiels ist die Story, aber ganz ehrlich? Genau das ist es auch, was ich mir davon versprochen hatte. Endlich mal wieder ein Survival-Spiel, das diesen Namen auch verdient hat und euch nicht alle zwei Meter eine Munitionskiste vor die Nase setzt, durch die ihr ungehindert eure Angreifer in Schach halten könnt. Für die emotionale Tiefe des Abenteuers und den Thrill, den ihr dadurch erhaltet, gibt es noch einmal eine klare Kaufempfehlung.