Das Schwarze Auge: Blackguards (Daedalic Entertainment)

BlackguardsGanz selten mal, man kann es wahrscheinlich an einer Hand pro Dekade abzählen, verschlägt es mich zum Spielen nicht wie sonst an eine Konsole, sondern an den PC. Es muss schon mindestens Zeit-exklusiv sein, wenn nicht sogar generell exklusiv, und es muss etwas sein, was mich richtig reizt! Daedalic bringen mit DAS SCHWARZE AUGE: BLACKGUARDS eigentlich gleich drei Dinge auf einmal, die mich reizen: 1. Das Schwarze Auge, 2. die Option, einen eher schwarzen Charakter zu spielen und 3. Runden-basierte, taktische Kämpfe. Da bin ich nicht nur allzu gerne bereit, den Controller gegen Maus und Tastatur zu tauschen, sondern da bin ich auch leidensfähig in manchen Dingen. Leider ist das bei BLACKGUARDS teilweise auch notwendig, aber es lohnt sich! Willkommen in Aventurien!

Wer jetzt allein schon wegen DSA zugreifen will, sei gewarnt: BLACKGUARDS ist kein klassisches Rollenspiel, sondern ein Taktikspiel mit Rollenspiel-Hintergrund. Ihr habt hauptsächlich mit den taktischen Kämpfen zu tun, ein ganz kleiner Bruchteil der Spielzeit geht für eine eher nebensächliche Story drauf, die in Standbildern mit Dialog-Einblendungen (und natürlich Sprachuntermalung) erzählt wird, ein etwas größeres Augenmerk wird noch auf die Charakterentwicklung und die Ausstattung der Charaktere gelegt. Unterm Strich seid ihr aber zumeist auf der taktischen Karte eines Kampfschauplatzes unterwegs und müsst euch gegen irgendwelche Gegner behaupten.

Hier kann das Spiel aber (zumindest in Bezug auf Spannung und Strategie) voll punkten. Grafisch sicherlich nicht mehr ganz so taufrisch, wie das heutzutage möglich wäre und auch nicht mit völliger Ansichtsfreiheit (es gibt eine Vogelperspektive, in der ihr den Betrachtungswinkel ändern könnt und sowohl horizontal oder vertikal scrollt, freie Drehungen der Karte sind aber nicht machbar) protzend, fällt dies alles kaum noch ins Gewicht, wenn ihr euch in den Kampf vertieft. Eure Charaktere haben unterschiedliche Professionen und damit unterschiedliche Talente. Der eine ist eher für den Nahkampf geboren, um euch die Gegner vom Leib zu halten, der nächste ist eher ein Fernkämpfer, ein Kampfmagier darf natürlich auch nicht fehlen (der im Zweifelsfall aber auch mal einen Schutzwall errichten kann oder aber dem Nahkämpfer mittels Heilmagie auf die Sprünge hilft), …

Die Positionierung eurer Gruppe zueinander sowie auch im Gelände ist dabei enorm wichtig, denn hier lauern landschaftliche Vor- und Nachteile wie Gasblasen, die leicht entzündlich sind, Sumpflöcher, aber auch interaktive Gegenstände, mit denen ihr die gegnerischen Reihen schwächen könnt. Ebenfalls wichtig ist die taktische Reihenfolge eurer Ziele. Knöpft ihr euch erst die Magier vor (ja, alte Rollenspielerweisheit!!!)? Oder doch lieber die Fernkämpfer? (Die solltet ihr an Priorität 2 setzen) Oder doch den kräftigen Nahkämpfer, der euch jede Runde zusetzt? (Das kommt, wenn der zu nah gekommen ist)

Ihr werdet dank des teilweise recht fordernden Schwierigkeitsgrades einige Gefechte sicherlich noch ein zweites oder drittes Mal bestreiten müssen, bis ihr den Sieg davon tragen könnt, und ein ums andere Mal wird es euch auch passieren, dass ihr mit dem letzten verbliebenen Charakter das Gefecht entscheidet. Keine Bange, eure Begleiter werden im Falle eines Sieges wiederbelebt, allerdings solltet ihr danach schnellstens eine Herberge oder einen Heiler aufsuchen…

Mit fortlaufender Spielzeit wird auch die Story etwas interessanter und fesselnder, allerdings bleibt dies doch arg auf einem stereotypen Niveau und ist sicherlich nicht das Aushängeschild des Spiels. Auch von der Aussicht darauf, einen Schurken zu spielen, hatte ich mir ursprünglich mehr versprochen, denn letztlich ist es dann doch nur der (vermeintlich?!?) zu Unrecht beschuldigte Held, der lediglich bei der Wahl seiner Begleiter situationsbedingt nicht sonderlich wählerisch sein darf und entsprechend auch mit den zwielichtigen Personen vorlieb nimmt.

Was ich an BLACKGUARDS ein wenig vermisse? Insbesondere bei der Ausrüstung bieten die Händler (und auch die besiegten Feinde) viel zu wenig brauchbare Gegenstände. Wo ich mich bei Spielen wie Diablo nach jedem besiegten Feind (übertrieben gesagt) erst einmal erkundige, was ich denn wohl eingesammelt habe und ob es meine Werte verbessert, ist dies hier absolut selten der Fall, und wenn, findet man häufig Dinge, die man nicht mehr benötigt. Am begehrtesten sind dann schon Heiltränke, Zaubertränke und Wundverbände.

Anfänger könnten mit dem Spiel überfordert sein, ein gewisser Ehrgeiz wird ebenfalls vorausgesetzt, um sich durch die Gefechte zu schlagen. Das DSA-Regelwerk findet zwar Anwendung, wird aber teilweise stark gebeugt, sodass hier nur bedingte Kenntnisse erforderlich sind. Alles in allem macht BLACKGUARDS vor allem aufgrund seines Taktikanteils jede Menge Spaß, zudem ist die Spielzeit, gemessen am Preis, erfreulich hoch. Strategen mit Rollenspiel-Background kann man dieses Spiel nur wärmstens ans Herz legen!