Splittermond – Aufbruch ins Abenteuer (Uhrwerk Verlag / Pegasus Spiele)

„Bald tausend Jahre ist es her, dass einer der drei Monde über Lorakis barst und das Reich der Drachlinge in der Katastrophe unterging. Für die Menschen, Alben, Zwerge, Gnome und Varge aber begann unter dem Splittermond ein neues Zeitalter: eines, in dem sie die Ketten ihrer früheren Sklaverei abschütteln und die Meister ihres eigenen Schicksals werden sollten.
Willkommen bei Splittermond!
Schlüpft in die Rollen von Splitterträgern – vom Schicksal Auserwählte, in denen ein Teil der mythischen Macht des Splittermonds schlummert – und übernehmt damit die Hauptrollen in einer Erzählung, die ihr gemeinsam am Spieltisch erschafft.
Werdet zur gefeierten Abenteuergruppe in der magischen Welt von Splittermond!
Nur eure Vorstellungskraft ist das Limit!“

Inhalt:
– 1 Regelbuch
– 1 Spielleiterbuch
– 1 Abenteuerbuch
– 5 Regelübersichten
– 1 Tick-Leiste
– 69 Pappmarker
– 1 doppelseitige Karte
– 5 Solo-Abenteuer
– 5 Bögen mit Archetypen
– 10 Charakterbögen
– 4 zehnseitige Würfel
– 2 sechsseitige Würfel

Redaktion: Claudia Heinzelmann

Fazit: Ich finde Einsteigerboxen immer unglaublich spannend, denn das, was die Verlage da machen, ist ein Tanz auf Messers Schneide: das Produkt muss spielbar sein, soll derart begeistern, dass man sich später auch die „vollwertigen“ Spielsysteme dazu nachkauft, diese dürfen dann aber umgekehrt auch nicht vom Inhalt enttäuschen. Umgekehrt gilt quasi dasselbe: wenn ich die Einsteigerbox auch für Leute interessant machen will, die bereits „mitten im Spiel“ sind, dann muss ich Inhalte bieten, die in die Kategorie „nice to have“ fallen, an anderer Stelle nicht zu kaufen sind, und der Preis muss so sein, dass ich als Bestandsspieler nicht verärgert bin, wenn ich die Box für dieses „nice to have“ kaufen muss.


Diese Aufgabe ist dem Uhrwerk-Verlag mit der Box „Aufbruch ins Abenteuer“ meiner Meinung nach (bedingt) gut gelungen. Aber schauen wir uns einfach kurz an, aus welchen Kernelementen die Box besteht:
grob kategorisiert haben wir ein Regelheft für alle, ein Heft für den Spielleiter bzw. die Spielleiterin, Spielmaterial für fünf vorgefertigte Charaktere inkl. Solo-Abenteuer, Kartenmaterial, eine Spielkampagne sowie eine Tickleiste mit Markern.

Gehen wir davon aus, es handelt sich um eine komplett neue Spielgruppe: in diesem Fall reicht es zunächst aus, eine Box zu besorgen. Jemand übernimmt die Spielleitung, die anderen (bis zu fünf) nehmen jeweils einen vorgefertigten Charakter, spielen die Soloabenteuer in der Zeit, in der die Spielleitung sich in die restlichen Regeln einliest, und dann kann es gemeinsam losgehen.
Auch für eine bestehende Spielgruppe reicht es letztendlich aus, wenn einer sich die Box kauft. Das „nice to have“ in diesem Fall ist m.E. die überaus hübsche Tickleiste mit den Markern, die sich als durchaus praktisch erweisen dürfte und in ihrer „Brettspiel“-Bauweise robust genug sein sollte, um lange zu halten. Ein weiterer Aspekt sind sicherlich die Abenteuer, wobei Soloabenteuer immer auch ein Stück weit Geschmackssache sind, aber die Abenteuerkampagne ist sicherlich interessant, und aus den Geschichten der Soloabenteuer lassen sich bestimmt auch Gruppenabenteuer basteln.

Gibt es im Anschluss genug Anreize, das Hauptregelwerk zu kaufen? Mit Sicherheit, denn hier wird mit einer Weltkarte von Lorakis erst einmal heiß gemacht, es wird aber lediglich die Arwinger Mark eingehend beschrieben, im Regelheft werden nur Bruchstücke (oder sollte ich lieber Splitter schreiben?) der gesamten Regeln benannt, wer sich also in Splittermond zum Beispiel einen eigenen Charakter erstellen will und dabei keinerlei Einschränkungen mag, der ist hier schon verloren. Natürlich kann eine abgespeckte Einsteigerbox auch keinesfalls auf alle Aspekte der Magie, der Flora und Fauna etc. eingehen.


Die Kampagne „Verschworen“ umfasst drei Abenteuer für Einsteiger-Charaktere. Auf der Haupthandelsroute der Arwinger Mark werden in letzter Zeit Händler überfallen, Arbeiter verschwinden und das Reisen ist nicht mehr sicher. Es ist an den Heldinnen und Helden, herauszufinden, was dahinter steckt und wie dieser Umstand geändert werden kann. Dabei wird nicht nur detektivisches Geschick und Waffenfähigkeit abgeprüft, sondern sie müssen sich zudem auch als verhandlungssicher und wortgewandt erweisen, um zu bestehen. Geschickt wird in diesen Abenteuern das Regelwerk den Spielerinnen und Spielern Schritt für Schritt näher gebracht, sodass man ohne Regelvorkenntnisse ins Abenteuer starten kann und hinterher schon durchaus versiert in den Splittermond-Regeln ist.

Abzüge in der B-Note: Das Würfelset, das der Box beiliegt, kann ich leider nur als langweilig bezeichnen. Zweckmäßig ist es, den Spieler*innen gleich Würfel zur Hand zu geben, aber hier hätte ich mir etwas Splittermond-individuelles gewünscht und keine einfarbig blauen Würfel ohne Schnickschnack. Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Würfel in so ziemlich jeder Spielerrunde sehr schnell in der Versenkung verschwinden werden. Ebenfalls ein wenig schade ist, dass sich beim Lektorat an manchen Stellen nicht so viel Mühe gemacht wurde. Wenn ich in einem Absatz über 18 Zeilen ganze 5 Rechtschreibfehler und (vermutlich, hier will ich mich nicht gänzlich festlegen) 2 Zeichenfehler entdecke, ist das schon ganz schön happig. Fairerweise muss man aber auch festhalten, dass ich hier stichproben-artig scheinbar eine Extremstelle entdeckt habe, an anderen Stellen glänzt diesbezüglich auch gerne mal die 0 Fehler, wie man das eigentlich auch erwartet.

Alles in allem überzeugt mich die Splittermond-Einsteigerbox „Aufbruch ins Abenteuer“ insbesondere mit ihrer üppigen Ausstattung an Soloabenteuern und der Kampagne. Ich bin kein Fan von vorgefertigten Charakteren, das ist aber mein ganz eigenes Problem. Die beigelegten Würfel sind ein wenig enttäuschend, aber immer noch besser als gar keine Würfel. Für den Start in Lorakis ist man mit dieser Box für insgesamt bis zu 5 Spieler*innen + 1 Spielleitung bestens ausgestattet.

Nachtrag: Dieser Artikel (sowie viele andere Artikel auf Brandtastisch.de weiterhin) nutzte bis zur Überarbeitung den generalisierenden Maskulin. Da gerade bei dieser Splittermond-Veröffentlichung auf das Thema Gendering geachtet wurde, habe ich im Nachgang den Artikel überarbeitet, sodass wir einen gender-neutralen Beitrag zu lesen bekommen. Hierauf wird zukünftig gesteigert achtgegeben. Sollte doch mal eine unsaubere Formulierung durchrutschen, so bitte ich das zu entschuldigen.