Soth (Pro-Indie)

„Das Buch versprach uns Macht. Alles, was wir dafür tun mussten war, einen Gott zu beschwören.“

DIN A5 Hardcover, 168 Seiten
von Steve Hickey
Übersetzung, Logo & Layout: Carsten Damm
Lektorat: Florian Schwennsen
Illustration: JEShields, Vectors by freePik

Fazit: Vorab sie gesagt, dass es nicht LORD SOTH ist, um den es geh, und das ist auch gut so. Also zum eigentlichen Thema: In SOTH läuft einiges anders, als wir das von den klassischen Rollenspielen gewohnt sind. Die Spieler*innen übernehmen die Rolle von Kultisten, die in einem Buch einen Weg gefunden haben, eine alte Gottheit heraufzubeschwören. Hierfür sind aber ein paar Ritualmorde notwendig, die die Gruppe auszuführen hat. Natürlich wollen sie dabei nicht erwischt werden, weswegen sie sich in ihrem „normalen“ Leben auch nicht sonderlich auffällig verhalten dürfen. Hierbei obliegt es vor allem der Spielleitung (hier: die „Wache“), es den Charakteren so schwer wie möglich zu machen, unbehelligt schalten und walten zu dürfen, und ein ziemlich gewieftes Regelwerk dazu sorgt dafür, dass sich die Situation immer weiter zuspitzt, je näher die Gruppe an ihren Erfolg heran rückt. Denn natürlich werden eure Familie, Freunde, Arbeitskollegen und nicht zuletzt auch die Ordnungshüter irgendwann misstrauisch und stellen Veränderungen in eurem Verhalten fest, vielleicht verfolgen sie euch sogar oder stellen euch anderweitig nach.

Als Erzähl-Rollenspiel muss hier die Wache wirklich gut vorbereitet sein und sich mit den Mechanismen recht gut auskennen, um aus dem Plot kein langweiliges Abspulen von Railroad-Ereignissen zu machen, sondern dafür zu sorgen, dass die Welt (bzw. die Stadt), in der SOTH spielt, bestmöglich lebendig wirkt.
Da ihr in SOTH mit euren Spielfiguren ein Beziehungsgeflecht innerhalb der Stadtgrenzen aufbaut und dadurch die Stadt überhaupt erst erschafft, eignet sich das Spiel vor allem für „echte Tischrunden“, online geht das vermutlich nur mit einem hohen Aufwand bzw. einer gehörigen Portion Geduld auf Seiten der Spielenden und Kreativität bei der Wache.

SOTH kann, je nachdem wie gut oder schlecht es läuft, und je nachdem, wie spontan oder auch planerisch die Kultistengruppe vorgehen will, zwischen 3 bis ca. 7 Stunden dauern und eignet sich daher hervorragend für einen konzeptionierten Rollenspieltag als langer Oneshot, aufgeteilt in mehrere Sitzungen oder aber, wenn man etwas einkürzen mag und auf die Tube drückt, als Abendfüller oder auf einer Convention. Je weniger sich die Spieler*innen im Vorfeld vorbereitet haben auf das Spiel, umso interessanter dürfte die Session verlaufen, denn dann entwickeln sich unter Umständen je nach Immersion tatsächliche Stress-Situationen für die Kultisten. Als Wache darf man hier auch tatsächlich mal kaltherzig sein und den Druck erhöhen, denn genau darin liegt der Reiz von SOTH.

Da das Setting variabel ist, dürfte das Spiel jedem liegen, der gerne mal in die Rolle eines bösen Kultisten schlüpfen wollte. Als Wache kann man SOTH mit unterschiedlichen Leuten auch häufiger spielen, ohne dass es langweilig wird, für die Kultisten dürfte dies aber ein einmaliges Vergnügen sein, da viele Dinge in diesem Buch böse Überraschungen beinhalten, die sich dann beim zweiten Mal wiederholen würden und man entsprechende Vorkehrungen treffen könnte mit diesem Vorwissen, was dann den Spielspaß deutlich mindern würde. Da das gute Stück aber gerade mal knappe dreißig Euro kostet und damit nur doppelt so teuer wie ein handelsübliches Exit-Spiel ist, im Gegensatz hierzu aber nicht zerstört werden muss und somit nicht nur einmalig verwendbar ist, ist dieser Umstand zu verkraften. Man kann eine gebrauchte SOTH-Ausgabe also auch ohne Probleme an andere weiterreichen… (aber ganz ehrlich: habt ihr euch hier eingelesen, wollt ihr das Ding sowieso nicht mehr hergeben!)
Wem das immer noch zu viel ist, für den haben wir eine tolle Neuigkeit: es gibt, mit freundlicher Unterstützung von Pro-Indie, ein Exemplar von Soth zu gewinnen. Beantwortet einfach die folgende Frage: Wie heißt der Spielleiter in Soth? Wenn ihr uns dann noch ein Gefällt mir auf Facebook spendiert und uns folgt, seid ihr auf einem guten Weg! Antwort per Mail bitte an Matthias [at] Brandtastisch.de! Einsendeschluss ist der 30.09.2023, der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Viel Glück!