Alice im Wunderland ist immer wieder für irgendeine Umsetzung gut. Ob nun, wie vor kurzem, als 3D-Film von Tim Burton, oder, wie jetzt, als Jump´n`Run-Adventure unter dem Titel ALICE – MADNESS RETURNS: das kleine, traumatisierte Mädchen aus der Feder von Lewis Carroll ist wirklich beliebt. In wie weit sich der Titel als Spiel richtig gut macht, erfahrt ihr hier.
Alice ist Waise. Ihre gesamte Familie ist bei einem tragischen Feuer ums Leben gekommen, und Alice ist in einer psychatrischen Klinik gelandet, um das Erlebte zu verarbeiten. Doch ihr Kopf lässt dies nicht zu und schickt sie ins Wunderland, eine Art Traumland, in dem aber bei weitem nicht alles so läuft, wie es laufen sollte. Alice´s Wegbegleiter, die Grinsekatze, gibt ihr zwar Tipps, aber ob sie es gut mit ihr meint, ist niemals wirklich klar. Ohne Zweifel dürfte aber feststehen, dass Alice verrückt ist, denn sonst wäre sie nicht in ihrem eigenen Wunderland gefangen. Eure Aufgabe ist es nun, einen Weg hinaus zu finden.
ALICE – MADNESS RETURNS spielt sich sehr kurzweilig. Ihr habt es mit Jump´n´Run-Elementen zu tun, die eher unspektakuläre Sprungschwierigkeiten bieten, zerschlagt alles, was nicht niet-und nagelfest ist, sammelt Zähne (die Währung im Spiel) ein, die diese Gegenstände hinterlassen, löst einfachere Schalterrätsel und setzt euch gegen alle möglichen Gegnertypen zur Wehr. Hierfür habt ihr eine Vorpal-Klinge, eine Pfeffermühle und später z.B. auch noch ein Steckenpferd zur Verfügung.
Ausserdem ist Alice in der Lage, kurze Strecken mit ihrem Kleidchen zu schweben oder sich zu schrumpfen, um auch in die entlegendsten Winkel der insgesamt recht Schlauch-artigen Levels zu gelangen. Naja, und wer die Geschichten um Alice im Wunderland kennt, der kann sich auch denken, dass Schrumpfen nicht die einzige Körpermetamorphose ist, die das kleine Mädchen drauf hat.
Mittels Regenschirm könnt ihr gegnerische Geschosse abwehren, ausserdem könnt ihr blitzartig eure Position verlassen und ein paar Meter weiter wieder auftauchen. Alles in allem sind es vor allem die Kämpfe, die euch regelmäßig fordern werden, zumal es viele unterschiedliche Dinge im Kampf zu berücksichtigen gilt und ihr, wenn ihr nicht aufpasst, schnell das Zeitliche segnet (bzw. vorher in einen Hysteriemodus verfallt, in dem ihr nahezu unverwundbar seid und zusätzlichen Schaden anrichtet).
ALICE – MADNESS RETURNS hat mich irgendwie an Ratchet und Clank erinnert, jedoch halt in einem absolut abweichenden Setting. Das Wunderland ist einfach nur toll gestaltet, der gesamte Grafikstil hat etwas Irrwitziges (und erinnert dabei ziemlich doll an die gleichnamige Filmvorlage von Tim Burton gekreuzt mit dem StopMotion-Streifen Coraline). Auch in Sachen Ton und Synchronisation hat man ein angenehmes Gefühl und kann sich gut in die Stimmung versetzen.
Technisch gibt es allerdings immer mal wieder ein wenig Ärger. Nicht nur, dass die Grafik nicht gerade hoch auflösend ist und ihr leider immer mal wieder mit Timingschwierigkeiten bei Abwehrhandlungen rechnen müsst: einen Tiefschlag stellt die Kameraführung in einigen Passagen dar, insbesondere dann, wenn ihr im Kampf von mehreren Gegner bedrängt werdet, euch auf der Flucht befindet und umschauen wollt, etc.. In diesen Momenten ist man kurz davor, selbst dem Wahnsinn zu verfallen und in den Controller zu beißen, wenn euch wütende Teekannen aus der Ferne bespritzen, ihr von Mücken-ähnlichen Glastieren angefallen werdet (deren Nest ihr zunächst einmal vernichten solltet, da sonst immer und immer wieder neue Gegner respawnen), und dann noch zu allem Überfluss kräftige Zwischengegner gleichzeitig versuchen, euch in den Abgrund zu drängen… Oftmals hilft hier dann eigentlich nur noch Buttonmashing, die Flucht nach vorne, ein taktischer Rückzug in der Hoffnung, durch die miese Kameraeinstellung nicht versehentlich ins Leere zu springen.
Wer damit leben kann und abgedrehte Jump´n´Run-Action-Adventures mag, der wird hier absolut glücklich werden. Für Sammler wichtig und interessante Verkaufsoffensive: damit man auch den bislang PC-exklusiven Vorgänger „American Mc Gee´s Alice“ kennen lernen kann, liegt dem Spiel ein Download-Code für die HD-Neuauflage bei. Das ist kundenorientiertes Denken!